Rezension- Venedig- Bildband

Wer die Schönheit angeschaut mit Augen , ist dem Tode schon anheimgegeben( Platen)
Dieser Venedig-Bildband ist ein bibliophiles Highlight!

Ein breites, weinrotes Lesebändchen harmoniert im Buch vortrefflich mit den vielen, schönen Schwarz-Weiß-Fotographien von diesem Liebling der Dichter.

Der Einband ist in grauen und kupferfarbenen Tönen gehalten und wirkt durch die farbliche Zurückhaltung edel.

Frau Heidenreich hat ein bemerkenswertes Vorwort geschrieben, in dem sie ihre Empfindungen und Reflexionen dieser Stadt gegenüber zum Ausdruck bringt. Sie schätzt Venedig im Winter am meisten und begreift den Ort nicht als Reiseziel für Liebende.

Für sie ist er ein Ort der Trauer, des Verfalls und der Wehmut, ein Ort, dem man sich in Melancholie ganz allein nähern sollte.

Kein anderer hat dem Leser die Verwandtschaft der Begriffe Venedig und Tod so nahe gebracht wie Thomas Mann.

Schöne und zugleich traurige Gedanken vieler Schriftsteller und Dichter aus unterschiedlichen Jahrhunderten zu dieser Stadt wurden der Bilderfolge beigefügt, und verstärken die Magie, die von dem Buch ausgeht.

Es sind keine Fotographien, wie man sie von Ansichtskarten kennt, sondern man folgt mit den Augen ganz langsam einer die Sinne betörenden Morbidität. So wird man in einen Zustand der Schwermut versetzt, den diese in die Jahre gekommene Stadt ausatmet, um sich in den Gefühlen des Betrachters zu spiegeln.

Der Schriftsteller Henry James sagt: " Dieses Geschöpf verändert sich ständig, wie eine übersensible Frau, die man dann erst richtig kennt, wenn man alle Aspekte ihrer Schönheit wahrgenommen hat. Sie ist gutgelaunt oder niedergeschlagen, sie ist blass oder rot, grau oder rosa, kalt oder warm, frisch oder matt, aber sie verfügt über tausend Spielarten der Anmut und ist immer für glücksverheißende Überraschungen gut. Man fängt an, dies alles sehr gerne zu mögen; man verlässt sich darauf; es wird zu einem Teil des eigenen Lebens . Der Ort scheint sich in eine Person zu verwandeln, menschlich und empfindungsfähig zu werden und deine Zuneigung zu spüren. Du willst sie umarmen, zärtlich zu ihr sein, sie besitzen. Und schließlich wächst dieser Besitzdrang und dein Besuch wird zu einer permanenten Liebesäffäre..."

Von den vielen Wortbeiträgen, die man den schönen, visuellen Impressionen Venedigs beigegeben hat, kommt dieser dem Liebesverhältnis, das man zu Venedig haben sollte, am nächsten.

Die Nachworte haben Christoph Lohfert und Rainer Groothuis verfasst.

Man verweilt lange bei dem Satz:" Die Weite öffnet das Herz- und gleichzeitig gefriert die Zeit."

Ein prächtiges Buch, das wie im Nebel verhüllt, sich dem Leser nähert und ihn auf diese Weise in eine Moll-Stimmung zwingt.

Vergessen Sie nicht an Casanova zu denken, der wie diese Stadt selbst, die Kunst der Verführung beherrschte und der Sinnlichkeit huldigte, die Venedig ihm einst so überzeugend gelehrt hatte.

Ein wundervolles Buch, das Kopf und Sinne zeitgleich erfreut.



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