Rezension: Plutarch- Die Kunst zu leben

Wer ein ausgeglichenes Leben führen möchte, sollte sich von Plutarch ( 46 bis 125 n. Chr. ) beraten lassen.

Dieser hochgebildete, kluge Grieche hat sich intensiv mit praktischer Lebenskunst befasst. Dabei hat er immer wieder alte griechische Philosophen zu Rate, aber auch aus seinen persönlichen Beobachtungen folgerichtige Schlüsse gezogen.

Erstaunlich ist, dass seine Erkenntnisse nach beinahe 2000 Jahren immer noch Gültigkeit besitzen.

In seinen Betrachtungen über die Seelenruhe macht er deutlich, dass innere Freiheit die notwendige Bedingung für diesen gewünschten Zustand sei. Um ihn zu erreichen, sollte man versuchen alle persönlichen, negativen Affekte durch positive abzumildern.

Kummer und Bedrückung , so empfiehlt Plutarch, sollte man gedanklich nach hinten verschieben und er zitiert Menander: " Nichts was dich trifft, ist schlimm, wenn du`s nicht dazu machst." Plutarch empfiehlt sich genau diesen Satz einzuprägen und immer wieder bewusst zu machen.

Wissen, richtige Vorstellungen und die Grundsätze , die zur Tugend führen ,gilt es zu kultivieren. Nur wer frei von bösem Tun und Denken ist wird seine Seelenruhe finden.

Der Denker warnt vor Schwatzhafigkeit und zeigt auf, warum der Dialog dem Monolog vorzuziehen ist.

Klatschmäuler und Personen mit endlosem Redestrom schaffen sich keine Freunde. Dort wo sie Gefallen finden möchten, sind sie nur lästig . Nachdem Plutarch anhand vieler Beispiele die Folgen der Geschwätzigkeit aufzeigt, lässt er Hippokrates zu Wort kommen, der festhält " Stillschweigen bewahrt nicht nur vor trockener Kehle und Durst, sondern auch vor mancherlei Kummer und Leiden."

Plutarch spricht in einer seiner Schriften auch über die Gesundheit, dabei warnt er insbesondere vor Völlerei und empfiehlt - lange bevor sich Ernährungswissenschaftler mit dem Thema befasst haben - sich an leichtes Essen zu halten, " wie die vielen Gemüsesorten, Geflügel und magerem Fleisch " , und sich beim Genuss des Weines zu diszipinieren.

Müßiggang und Untätigkeit sind nach seinen Beobachtungen die schlimmsten Begleiter von Krankheit. Deshalb möge man sich dieser Laster entledigen.

In seinen Ratschlägen für die Ehe wird erneut deutlich, dass Plutarch seiner Zeit bereits weit voraus war.

Er tritt für die Gleichwertigkeit der Geschlechter ein und ist davon überzeugt, dass die Basis einer guten ehelichen Gemeinschaft : Austausch im Gespräch, Übereinstimmung im Charakter und vertrautes Beisammensein ist.

Plutarch weiß, dass nur derjenige, der vertraut, Vertrauen erhält und nur derjenige, der Liebe bezeigt, wiedergeliebt wird.

Kindererziehung ist für den Griechen ein großes Thema. So erklärt er seinen Lesern bereits seit 2000 Jahren: " Kinder bringt man zum erfolgreichen Lernen nur mit Lob und vernünftigem Zureden, aber bei Gott nicht durch Schläge und schlechte Behandlung. Dadurch werden sie nur verstockt und sträuben sich gegen Arbeit, einmal wegen der erlittenen Schmerzen, aber auch wegen der erlittenen Demütigungen."

Wie sinnvoll wäre es gewesen, wenn mancher Lehrer in vergangenen Zeiten, mehr noch, die vielen ignoranten Eltern - auch aus den gehobenen Schichten - sich mit den Gedanken Plutarchs auseinandergesetzt hätten, anstelle in despotischer Haltung die intellektuelle und charakterliche Entwicklung ihres Nachwuchses zu beeinträchtigen.

Plutarch berichtet am Ende dieses Buches vom Gastmahl der sieben Weisen.

Selbst dort geladene, besonders kluge Denker , wie etwa Thales oder Solon, kommen allerdings bei Fragen , wie etwa: " Was ist das Schönste?" , " Was ist das Hilfreichste? " zu unterschiedlichen Antworten.

Offenbar gibt es , so lange es Menschen gibt, auf keine ihrer Fragen eine wirklich endgültige Antwort.

Dies sollte jedoch nicht daran hindern, immer neue Fragen zu stellen.

Ein empfehlenswertes Buch.




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