Die Autorin Ines Heugel befasst sich im vorliegenden Buch mit der Kunst, des Tischdeckens und vertieft sich in diesem Zusammenhang in die Geheimnisse der Teller, Platten und des Spezialgeschirrs, des Bestecks, der Gläser, des Zubehörs und Tafelschmucks, um sich schließlich über Tee- Kaffee - und Kakao - Kannen und Tassen auszubreiten.
Heugel liefert zunächst einen historischen Abriss zum Thema " Tischkultur und Lebensart" , beginnend im Mittelalter, der Zeit als man noch aus Humpen trank und von Holztellern speiste, weiterführend mit Berichten über die ersten Tischdecken im 16. Jahrhundert, dem individuellen Besteck des 17.Jahrhunderts und den üppigen Tafeln des 18. Jahrhunderts.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Gedecke bereits prächtig zusammengestellt. Die Teller aus feiner Fayence oder zartem Porzellan wurden in den großen Manufakturen angefertigt. Zu Ende des 18. Jahrhunderts führte man in Frankreich das Kristallglas ein, das ein Jahrhundert zuvor der Engländer Ravencroft erfunden hatte. Im Jugendstil dann wurde die Tafel mit sanften Formen und wogenden Linien geprägt. Zu Beginn der 1920er Jahre schließlich ist das Tischtuch farbig geworden und brachte Lebensfreude bei Tisch optisch zum Ausdruck.
Im nächsten Kapitel lernt man den Unterschied zwischen Fayence und Porzellan kennen. Die Fayence stellt eine Töpferei auf Tonbasis dar. Die Grundmasse ist durchfärbt, wasserdurchlässig und von lockerer Struktur, die man mit einer undurchsichtigen Glasur überzieht. In Frankreich gab es im 16. Jahrhundert die ersten Fayencehersteller. Während die Dekore immer interessanter wurden, erfand man in England die Fein- Fayence: das Steingut und das Frittenporzellan. Am 28.3.1709 schließlich entdeckte Johann Friedrich Böttger in Sachsen die Rezeptur für Porzellan. In Frankreich wurde in der Nähe von Limoge alsbald Hartporzellan hergestellt.
Der Leser erfährt, wie man Porzellan pflegt, wie man Flecken entfernt und Risse ausbessert und weshalb die Farbe Kobaltblau unabhängig von der Epoche, dem Stil und dem Dekor überdurchschnittlich häufig vorkommt. Man wird in diesem Zusammenhang über Feines aus Delft, die Behangmuster von Rouen und vieles andere mehr aufgeklärt.
Einfarbige Service sind ein Thema und das weiße Porzellan von Limoge, dem Zentrum der Porzellanherstellung in Frankreich. Zur Sprache kommen aber auch Teller mit gedruckten Illustrationen und Blumenmuster. Unterschiedliche Blumenmuster werden näher vorgestellt, so u. a . Rosen und Astern aus Sevres und die kleinen Rosen aus Limoge.
Teller nach dem Barbotine -Verfahren ( Majoka) mit leuchtenden , naturalistischen Motiven wurden nur etwa 50 Jahre hergestellt. Die vielen Bilder zeigen wie schön diese Teller aussehen.
Dann werden Platten, Schalen und Schüsseln und Terrinen vorgestellt und die optische Veränderungen im Laufe er Jahrhunderte gezeigt.
Interessant ist der Bericht über Eierbecher. Ludwig XV. war der Erste, der dem Ei den Status einer Speise zuwies. Eierbecher sind ein ideales Sammlerobjekt.
Interessant ist ein Bericht über so genannte Erdbeerservice, etwa aus Fruchtschalen, Sahnetopf und Zuckerbehälter.
Über Silberware liest man, aber auch über Vermeil, Niello und Emaillierungen.
Erst ab dem 17. Jahrhundert besaß jeder sein eigenes Besteck, das heißt ein Messer und eine Gabel, das sich in einem fein dekorierten Etui befand und das man zur Mahlzeit mitbrachte.
Über die Geschichte von Löffel, Gabel und Messer liest man, auch über die allmähliche Vielfalt der Modelle und über Besteckkästen.
Man erfährt Praktisches, etwa, wie man Zinken einer Gabel ausrichten, Messer restaurieren und Löffel ausbeulen kann.
Aufgeklärt wird man des Weiteren über Servierbestecke und das Tafelsilber aus Hotelpalästen.
Gläser sind ein großes Thema, die Ursprünge, das Glas aus Venedig und Böhmen, aber auch aus Frankreich. Die Engländer erfanden übrigens das Kristallglas. In Frankreich wurde "Baccarat" zum Inbegriff der Vollkommenheit. Man liest, woran man ein wirklich altes Glas erkennt und wird über Flaschen, Karaffen und Krüge aufgeklärt. Wann kommt eine Karaffe auf den Tisch? Wie befreit man Karaffen im Inneren von Kalkspuren?
Schön sind die Kristallgläser aus dem 19. Jahrhundert, die das Licht widerspiegeln. Man erfährt wie farbige Kristallgläser entstehen und wie Gläser aus zweischichtigem Kristall beschaffen sind.
Mit großem Interesse las ich, dass man abgebrochene Füße reparieren und auch zwei ineinander verklemmte Gläser trennen kann und wie man das bewerkstelligt.
Bemerkenswert ist der Bericht über Leuchter und Kandelaber, die auf einer Tafel nicht fehlen dürfen, weil sie das Tafelsilber und das Kristall funkeln lassen. Besonders ausdrucksstark sind die Kandelaber im Stil Ludwigs XV.
Tafelaufsätze und individuelle Accessoires runden eine hübsch gedeckte Tafel ab. Sehr dekorativ sind Messerbänkchen, Halter für Menuekarten und Serviettenringe.
Über Salznäpfchen, Senftöpfe und Ölflaschen erfährt man Einiges. Eine alte Ostpreußin schenkte mir vor einigen Jahren ein hübsches Kristall-Set dieser Art, das zwei Kriege und die Flucht überstanden hat. Es stammt aus dem späten 19. Jahrhundert und entzückt mich aufgrund seines filigranen Aussehens immer wieder.
Man lernt die Gegenstände rund ums Brot kennen und wird u.a. auch über Tassenformen aufgeklärt . Besonders schön sind Porzellantassen aus dem Empire.
Ein wunderbares Buch, für Menschen, die das Schöne lieben.
Blumenschmuck auf dem Tisch sollte dabei natürlich nie fehlen. Der Fantasie sind auch diesbezüglich keine Grenzen gesetzt.
Ein schön gedeckter Tisch ist ein Beitrag zur kulturellen Lebensart!
Auf den Leser warten eine Fülle von sehr schöner Fotos des Fotografen Christian Sarramon, die von Ines Heugel so interessant beschrieben werden.
Empfehlenswert!
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