Auf der Grundlage einer höchst differenzierten Dreiecksbeziehung kreiert Sandor Marai eine Plattform, auf der er, breitangelegt, die bürgerliche Gesellschaft seiner Zeit analysiert und dabei zu dem Ergebnis gelangt, dass die Mitglieder unterschiedlicher sozialer Schichten keinen wirklichen Zugang zueinander finden können.
Differierende Erziehungsideale, Wertvorstellungen und Erwartungshaltungen stehen einem tatsächlichen Miteinander im Wege. Nicht einer, welcher der genannten Hierarchie angehört, schafft es den Anderen unabhängig von seiner sozialen Stellung zu sehen und ihn in seiner eigentlichen Wesensheit zu erkennen. Deshalb wohl sind die Menschen aller Gesellschaftsschichten im Grunde freudlos und unzufrieden.
Auch die Hauptakteure in Marais brilliant geschriebenen Roman finden keine Lösung für dieses Problem und scheitern in ihren ehelichen Beziehungen, da sie es nicht schaffen, divergierende gesellschaftliche Konventionen hinter sich zu lassen und freimütig aufeinander zuzugehen. Marai kommt zum Ergebnis, dass all diese freudlosen Menschen im Grunde unkultiviert sind, offenbar, weil ihr wenig sensibler Umgang miteinander diesen Schluß geradezu aufdrängt.
Nur die " Andersartigen", - die Künstler- besitzen nach Marai noch die Heiterkeit der alten Griechen und damit die Fähigkeit zur unverkrampften Kommunikation mit den Angehörigen aller Gesellschaftschichten. Frei von Konventionen und Erwartungshaltungen erkennen diese Menschen, die ihre Freude aus ihrem kreativen Schaffen beziehen, ihr jeweiliges Gegenüber in dessen eigentlichem Sein und begegnen auf diese Weise einander offen und insofern kultiviert von Mensch zu Mensch. Damit zeigen die Künstler sich als Hoffnungsträger für eine Welt, in der das Prinzip der Freude gelebt wird, so wie es, nach Marai, in der Antike noch üblich und gut für die Menschheit war.
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