Arnulf Zitelmann stellt in diesem Buch die griechischen Philosphen Sokrates, Platon, Diogenes und Aristoteles vor. Er erzählt von deren Leben und verdeutlicht, gut nachvollziehbar, deren spezifische, philosophische Betrachtungen.
Alle vier Philosophen versuchen die Fragen zu klären: Wie gelingt das Leben? Wie kommt das Gute in die Welt? So fragte der 469 v. Chr. geborene Sokrates,- Zitelmann nennt in einen Stadtphilosphen, weil er sich stets Dialoge führend, primär in den Straßen Athens aufhielt-, seine Gegenüber immer wieder:" Was ist Tugend?" " Wir gewinnen wir Wahrheit?" Welches ist die beste Staatsverfassung?".
Dabei trieb er fragend seine Gesprächspartner immer weiter in die Enge, bis sie erschöpft ihr Nichtwissen eingestanden. Dies war das Ergebnis, was Sokrates erzielen wollte.
Seine Kindheit und Jugend, seine Militärzeit, viele Episoden seines Lebens, selbst die leidigen Auseinandersetzungen mit seiner Ehefrau Xanthippe werden von Zitelmann erwähnt und es wird nicht zuletzt über den Prozess wegen angeblicher Gottlosigkeit, den man ihm zu Ende seines Lebens machte, gesprochen.
Das griechische Männer-Ideal, dessen höchste Werte Selbstdisziplin, Handlungskontrolle und Leistungsbereitschaft waren, werden dargestellt, nicht zuletzt weil diese wohl die Grundvorraussetzung für die jeweiligen Denkgebäude der vier vorgestellten Philsophen bildeten.
Erklärt wird auch der Sinn des Dialogs, der als Wechselrede stets darauf abzielt, das Wissen des Gegenübers zu hinterfragen.
Für Sokrates galt, nichts unbesehen hinzunehmen, alles musste hinterfragt werden, weil man nur so zu gesicherten Erkenntnissen gelangen konnte.
Sokrates fühlte , dass eine innere Stimme in ihm war, die ihn leitete und von ungerechten Handlungen abhielt. Er nannte sie " daimonion" , das Gewissen.
Der Philosoph dachte es sei möglich das Rechte zu tun, sofern man es nur kennt. Wenn man den Menschen über die wahre Tugend belehrt, so glaubte Sokrates, werde man ihn auch tugendhaft machen. Die Verknüpfung der Tugend mit dem Wissen ist das eigentlich Neue an der Lehre von Sokrates.
Er will mit der Aufdeckung des Nichtwissens die Menschen zur Selbsteinkehr und Selbstprüfung aufrufen.
Alles, was man von Sokrates weiß, haben hauptsächlich Platon, Xenophon und Aristoteles berichtet, denn Sokrates hinterließ nichts Schriftliches, dennoch ist die einzigartige Persönlichkeit bis heute in aller Munde, vielleicht weil er, wie Xenophon festhällt ein Musterbild moralischer Tugenden war und " Weisheit, Bescheidenheit, Unbeugsamkeit, feste Redlichkeit gegen Tyrannen und Demos( Volksvertretung) entfernt von Habsucht und Herrschsucht..." verkörpert hat.
Wissen ist nach Sokrates fortdauerndes Lernen und dieses Wissen ist nichts, wenn es nur äußerlich Gewusstes bleibt.
Platon, geb. 433 v. Chr. war Schüler( das eigentliche Schwanenküken) des Sokrates. An die Stelle des sokratischen" Ich weiß, dass ich nichts weiß" setzt er die Lehre, dass uns in den ewigen Ideen ein Maß des Denkens und Handelns gesetzt ist, dass wir denkend und ahnend alles erfassen können. Antrieb allen Philosophierens sei der Eros. Nur mittels eines philosophischen Antriebs könne man sich zur Erkenntnis der Ideen gelangen.
Eros ist das Streben vom Sinnlichen ins Geistige fortzuschreiten, der Drang des Sterblichen sich zur Unsterblichkeit zu erheben.
Alle Beschäftigung mit dem Schönen nährt den Trieb, insbesondere die Musik. Sie wird als Vorbereitung für Philosophie betrachtet, die Mathematik ebenfalls, weil sie die reinen Formen anzuschauen lehrt. Platons ursprüngliche Interessen galten übrigens der Mathematik.
Der Philosoph glaubte jede Seele sei im Besitz ewiger Wahrheiten, wobei ihr Erkenntnisvermögen letztlich beeinträchtigt werde durch den Körper. Erst dann, wenn sie an ihren Ursprungsort zurückkehre, könne sie sich voll entfalten, weil sie dann eins werde mit der göttlichen Vernunft.
In der Folge wird Platons Höhlengleichnis thematisiert und in diesem Zusammenhang seine Vorstellung von Ideen und Erscheinungen näher ausgeführt. Soviel nur: für Platon sind die Ideen die eigentliche Wirklichkeit.
Im Reich der Ideen nimmt die Idee des höchsten Guten die oberste Stelle ein. Sie ist sozusagen die Idee der Ideen.
Diogenes, geb. 410 v. Chr., nach Zitelmann der Weltbürgerphilosph, war gewissermaßen ein Aussteiger, der sich von all seiner Habe getrennt hatte, um in einem Fass zu leben.
Alexander soll so sehr von der Bedürfnislosigkeit des Philosophen beeindruckt gewesen sein , dass er zu ihm sagte: " Wünsche mir von mir alles, ich gebe Dir, was Du willst. Diogenes antwortete: " Dann geh mir aus der Sonne."
Diogenes war davon überzeugt, dass man um so mehr man vom Leben an sich habe, desto weniger man an Dinglichem benötige.
Man erfährt Einzelheiten auch aus dem Leben des Diogenes für den Parrhesia, die demokratische Denk- und Redefreiheit, das Wertvollste für einen Menschen ist.
Wichtige Werte sind für ihn Selbstachtung, Selbsterkenntnis, Selbstsicherheit und Selbstverantwortung.
Mit öffentlichem Sex beabsichtigte Diogenes zu demonstrieren, dass man sich der Last aller Konventionen entledigen müsse, um leichter zu leben.
Hauptsächlich aber ist er davon überzeugt, dass man sich in kynischer Selbstgenügsamkeit üben müsse. Sein Credo lautet: Reich ist, wer an sich selbst genug hat.
Der letzte vorgestellte Philosoph ist Aristoteles, geb. 384 v. Chr.. Wie Sokrates wurde er wegen Gottlosigkeit angeklagt,entzog sich aber dem Todesurteil durch Flucht.
Aristoteles hat eine Vielzahl von Schriften zur Ethik verfasst, bekannt als "Nikomachische Ethik", zudem Schriften zu Politik, Literatur und Rhetorik, auf die sich der Autor immer wieder bezieht.
Logik als die Lehre vom richtigen Denken war für Aristoteles eine eigene Wissenschaft. Die Elemente Begriff, Kategorie, Urteil, Schluss, Beweis und Induktion werden nicht näher erörtert, weil dies sicher den Rahmen des Buches gesprengt hätte.
Philosophie war für Aristoteles die höchste und reizvollste Beschäftigung. Als Lehrer von Alexander dem Großen erkennt er: " In der Jugend treibt man alles auf die Spitze. Liebe und Hass. Sogar die Fehler..."
Wohl dem, der sich in späteren Jahren zu mäßigen weiß und damit die Grundlagen für Wohlgemutheit, die Griechen nannten sie " Euthymia", Seneca nennt sie später Gemütsruhe, legen kann!
Zu resümieren ist,dass alle vier Philosophen ein selbstbestimmtes, authenisches Leben vor Augen hatten, um auf diese Weise schließlich dem Guten Vorschub zu leisten. Wie man sich einem solchen Leben annähern kann veranschaulicht Arnulf Zitelmann, indem er den Leser kurzweilig an der Gedankenwelt dieser großen Griechen teilhaben lässt.
Empfehlenswert!
Ein beeindruckender Kunstdruck, passend zum Buch:
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