Rezension: Paradies verloren

Surreale Situationen, Traumwelten von hellstem Licht durchflutet


Nootebooms jüngstes Werk befasst sich mit beinahe surrealen Situationen, mit Traumwelten, die sich im vorliegenden Text in Australien manifestieren.

Zwei junge Frauen aus Brasilien bereisen den fünften Kontinent, nachdem eine der beiden -Alma- vergewaltigt worden ist. Die Reise dient demnach sozusagen therapeutischen Zwecken. Alma und Almuth gehen, um ihren Aufenthalt zu finanzieren, vorort immer wieder Gelegenheitsjobs nach.

So arbeiten sie u.a. während eines künstlerischen Happenings als Engel. Flügel werden ihnen angeheftet und sie stehen , sitzen oder liegen bewegungslos in der Menge, werden auf diese Weise zu schauspielernden Symbolen einer Traumwelt eines verlorengegangen Paradieses.

Begegnungen mit Aborigines-Malern aus ganz Australien vertiefen das Gefühl des Unwirklichen, des " dreaming" , das von diesen Malern interpretiert wird als " Religion, heilige Vorzeit, die Zeit der mythischen Vorfahren, zugleich aber Gesetz, Ritual, Zeremonie, die Geisteshaltung, aus der heraus Bilder geschaffen werden.

" Totem, Tabu, Geheimnisse der dritten Art verwirren den " Kunst-Engel" Alma. Dies ist nicht das Paradies, das sie sucht. Sie findet nicht " die völlige Abwesenheit des früheren Lebens, verbunden mit dem ekstatischen Gefühl endlich frei zu sein".

In ihrem Engelskostüm begegnet sie einem niederländischen Literaturkritiker. Er ist fasziniert von Alma und träumt nach Jahren noch von seinem geradezu überirdisch körperlichen Zusammensein mit dieser Himmelsgestalt.

Während seines Kuraufenthaltes in den Alpen trifft er abermals auf sein Traumwesen. Alma , die Globetrotterin , arbeitet als Masseurin in der Klinik, in welcher man durch verschiedene Kuranwendungen neues Leben in ihn hineinzupumpen versucht. Almas Job ist ein erdverbundener, der paradiesische Traumwelten nicht zulässt. Insofern ist gemeinsames Apfelessen im Garten Eden nicht das Thema, das Alma beschäftigt. Im Grunde gibt es kein gemeinsames Thema mehr für die beiden Traumweltensucher...

Was ist Wirklichkeit? Wann findet Traum statt? Worin zeigen sich die Schnittmengen? Ist das Paradies gar ein Ort individueller Phantasien?

Das sind wohl die Fragen, mit denen sich Nooteboom hier auseinandersetzt. Man entrückt während des Lesens in eine Welt voller Poesie, in ein Paradies schöner Worte und Gedanken, in eine Traumwelt des Geistes, in Nootebooms Reich der Phantasie , wenn man so will ..

Ein einladendes Terrain, von hellstem Licht durchflutet!

Empfehlenswert!






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