Rezension: Paul Wunderlich

" Was Schönheit ist, weiß ich nicht. Mit ihr zu leben erfreut das Herz".( Wunderlich),
Der deutsche Maler, Graphiker und Bildhauer Paul Wunderlich wurde am 10. März dieses Jahres 80 Jahre alt. Er lebt und arbeitet in Hamburg und in seinem Haus in der Provence. Im vorliegenden Buch hat man Gelegenheit 120 farbige Abbildungen von Exponaten seiner jüngeren Schaffensperiode kennen zu lernen.  Visulisierung seines Werkes sind einige Texte vorangestellt, die sich mit dem Leben und Denken des Künstlers und natürlich mit dem geistigen Hintergrund seiner Werke näher auseinandersetzen.

In einem Interview mit Stephan Richter berichtet Wunderlich , wie er das Zeichnen und Malen entdeckte und erinnert sich gerne an den netten Zeichenlehrer Hans Düne in Eberswalde, der seine Neigung gefördert hat. Der Künstler streift die Kriegssituation und berichtet vom Eutiner Schloss, wo ihn der Suchdienst vom Deutschen Roten Kreuz hinführte als er seine Mutter suchte und schließlich dort den Maler Oskar Kehr-Steiner kennen lernte, der ihm Unterricht gab.

Nicht lange dauerte es bis Wunderlich Student der Hamburger Hochschule für Bildende Künste wurde und sich dort bereits mit Lithographien sowie Radierungen auseinandersetzte und u.a. seinem Studienfreund Horst Jansen die Kunst des Radierens beibrachte. In der aus jener Zeit verbrannte Wunderlich, weil er von Selbstzweifeln heimgesucht wurde.

1959 erschien ein Zyklus zum Thema 20. Juli. Hier befasst er sich mit der Frage: Wie konnte es zu den Nazi-Verbrechen kommen? Warum wurde so wenig Widerstand geleistet? Diese Arbeiten machten Wunderlich bekannt, weil die Bildsprache in ihrer Intensität ungewöhnliches Aufsehen erregte. Der Zyklus wurde schließlich vom New Yorker Museum of Art gekauft.

Wunderlich verarbeitet in seinen Werken auf freie Weise Tendenzen des Surrealismus, des Phantastischen Realismus und der Romantik. Einige Seiten des Buches befassen sich einfühlsam mit der Einführung in Wunderlichs Werk. Hier wird über die Formsprache und über die malerischen Effekte des Künstlers gesprochen und die Besonderheiten an einzelnen Exponaten verdeutlicht.

Auf die Frage was für Wunderlich ein Künstler sei, antwortet der Meister schlicht: " Nun , was mich betrifft, einer , der zum Pinsel greift, weil er keine Worte findet für das, was er zu sagen hat."

Die u.a. abgebildeten großformatigen Lithographien befassen sich mit Themen der Französischen Revolution. Zu sehen ist eine Paraphrase des Todes des Marat nach David und drei Bilder, die Allegorien der Revolutionsmonate darstellen. Besonders beeindruckend ist das Blatt "Fructidor" , das 1989 entstanden ist und durch die verwendeten Farben den Sommermonat in seiner gesamten Fülle zum Ausdruck bringt.

Eine Paraphrase des Bildes der beiden Schwestern der Schule von Fontainebleau hat Wunderlich offensichtlich gedanklich länger beschäftigt , denn er hat sich des Themas zweimal angenommen.

Sehr schön ist auch das Portrait Heinrich Heines , das 1993 entstand und den kritischen Blick des Denkers festhält, dabei jedoch auch den beinahe femininen Gesamteindruck des feinsinnigen Lyrikers nicht vergessen hat.

Die 1989 entstandene Lithographie " Die Köchin " wirkt fast witzig. Mit einem langen Kochlöffel traktiert die Rothaarige einen Kürbis in einer Art, so Thomas Gädeke, dass man meinen könnte er handele sich um ein Cello.

1991-1994 entsteht eine Folge von Farbholzschnitten , genannt " Jahreszeiten" , die von großer Farbintensität sind, wobei der Herbst am gelungensten erscheint, der wie ein letztes Versprechen für ein paar Altweibersommertage anmutet.

Schön auch sind Wunderlichs Skulpturen, das Design und der Schmuck.

Die 1990 entstandenen Skulpturen " Großer Minotaurus" und " Große Nike" muss man im Original gesehen und berührt haben, um zu begreifen , welch große Sinnlichkeit von den Figuren ausgeht, gleichwohl geben die Fotos die Mystik der Figuren wieder.

Wunderlichs " Daphne" wirkt illuminiert am besten. Sie muss eine brennende Kerze tragen um ihre Schönheit voll entfalten zu können. Auf dem Foto trägt sie eine steinerne Kugel, die natürlich ins ästhetische Gesamtgefüge passt, aber die Skulptur nicht zum Leben erwecken kann.

Die Rosenthal-Jahrestasse eignet sich als Dekorationsstück. Zum Gebrauch ist sie aber keineswegs gedacht.

Sehr schön ist auch der Doppel-Leuchter( Bronze, versilbert) und Wunderlichs Schachspiel, das man nicht nur als imposantes Accessoire für die Wohnung begreifen sollte, denn die Figuren fühlen sich angenehm an und erfüllen durchaus ihren angedachten praktischen Zweck. Der abgebildete Schachtisch und der Eisensessel machen das Kunstwerk vollkommen.

Von Wunderlichs kreiertem Schmuck ist die "Große Libelle" hervorzuheben, deren Trägerin ein schlichtes schwarzen Kleid wählen sollte, damit das Collier voll zur Geltung kommen kann.

Die biographischen Daten Paul Wunderlichs sind zu Ende des Buches aufgelistet.

Ein wunderschönes, gelungenes Buch über einen symphatischen , ganz großen Künstler und dessen beeindruckendes Werk, das ich an dieser Stelle nachhaltig empfehlen möchte.





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