Rezension: Der geborene Gärtner: Roman (Taschenbuch)

Selbstverwirklichung kann weh tun.

Der Franziskanermönch Wernher der Gärtner ist der Autor der mittelalterlichen Verserzählung " Meier Helmbrecht". In diesem Werk verlässt der Sohn eines Bauern das väterliche Anwesen, um ein lustvolleres Leben zu führen. Ritter will er werden, in einer Zeit, in der, das einst an der Ehre orientierte Rittertum bereits nicht mehr existiert und stattdessen nur noch vagabundierende und plündernde Raubritter die Kaufleute und Bauern im Land fürchterlich plagen. Helmbrecht wird Mitglied eines solchen Räuberhaufens und scheitert kläglich. Verstümmelt, wie auch geblendet wird er schließlich vor den Toren seines väterlichen Gehöftes erhängt.

Der Prior des Klosters Ranshofen ist verärgert über Wernher, da dessen literarisches Werk im Adel mehr Kritiker als Freunde gefunden hat. Man kreidet dem Autor seine böse Zunge im Hinblick auf die höfische Welt an. Abt Konrad von Burghausen liest daraufhin Wernher die Leviten. Das Buch als solches schon Ärgernis genug, korrespondiert als Quell von Ärger mit dem verwahrlosten Klostergarten. Der Prior konstatiert, Wernher habe sich nicht genügend um den Garten gekümmert und auf diese Weise dem Kloster sehr geschadet. Hopfen oder Kräuter hätte der Mönch anbauen und kultivieren sollen, damit man Bier oder Kräuterschnaps hätte herstellen und vermarkten können.


Stattdessen habe Wernher gedichtet und es verabsäumt seinen Beitrag zur wirtschaftlichen Blüte des Klosters zu leisten. Auch habe er keine neue Rose gezüchtet. Eine solche hätte nämlich das Kloster berühmt gemacht, wie der Abt sophistisch argumentiert. Nach endlosem Tadel gelangt Konrad allerdings zu dem Ergebnis, dass die Gärtnerei nicht länger in Wernhers Händen bleiben könne und er stattdessen wohl eher im Scriptorium des Klosters arbeiten möge. Dort solle er als kreativer Schreiber seine Leser durch ein gutes Entwicklungs-Beipiel eines Menschen erfreuen. Negative Exempel, wie etwa das Leben Helmbrechts, führten nur zur Nachahmung von Schlechtem.

Viele Jahrhunderte später wurde ein Kirchenmann, der in diesem Falle die Gärtnerei mehr liebte als die intellektuellen Seiten seines Berufs als Pfarrer, aufgrund einer Denunziation ins Konzentrationslager Dachau verbracht, überlebte diese Hölle und ging anschließend wieder seinen Aufgaben als Seelsorger nach. Sein Kirchgarten war ihm nach wie vor wichtig. So konnte er seine Kirchengemeinde stets mit einem üppig blumengeschmückten Gotteshaus erfreuen und vielleicht dadurch ihre Herzen ein wenig berühren. Die kirchlichen Vorgesetzten tadelten Pfarrer Heinrich Steiner dennoch unaufhörlich, da er genau das tat, was Wernher fortwährend unterließ.

Muss ein Gärtner stets ein Gärtner sein? Wenn ein Schuster nur etwas schustert, aber erkennt, dass er meisterlich singen kann, dann sollte er nicht länger gezwungen werden bei seinen Leisten zu bleiben! Zwänge haben noch nie jemand genutzt! Was zählt ist die Begabung, die sollte kreativ und sinnvoll angewendet werden .

Ein Buch, nicht nur für uneinsichtige Eltern.






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