Rezension:Männertypen - wie Frauen sie durchschauen und sich dabei selbst erkennen

Die Diplompychologin und Therapeutin Julia Onken befasst sich in diesem Buch mit schwierigen Psychogrammen von Menschen, die sofern sie auf Personen mit entsprechenden Gegenpsychogrammen stoßen, erhebliche Interaktionsschwierigkeiten miteinander bekommen können, sofern nicht die Bereitschaft entwickelt wird voneinander zu lernen und aufeinander zuzugehen. In diesem Zusammenhang verdeutlicht Onken, dass Reifungs- und Entwicklungslöcher aus der Kindheit bei Frauen und Männern nicht selten zu einer fatalen Partnerwahl führen und dann die aus Kindertagen mitgeschleppten Macken in Verbindung mit den Macken des Partners für unerquickliche Reibung sorgen.

Offensichtlich ziehen sich völlig gegensätzliche Charaktere mit entsprechenden Persönlichkeitsdefiziten in gewisser Weise an, weil sie sich, - wenn auch nur vorübergehend - vollständig fühlen, gewissermaßen eine Einheit bilden. Dieser emotionale Eindruck erweist sich allerdings recht bald als Trugschluss.
Die Psychologin macht klar, dass es sinnlos ist den Partner durch Nachschulungsprogramme ändern zu wollen. Möglich ist stets nur sich selbst oder seine Einstellung zum Gegenüber zu ändern . Eine weitere Alternative besteht darin die Koffer zu packen.

Onken spricht, angelehnt an Riemanns " Grundformen der Angst", von vier Grundtypen, die sowohl männlichen als auch weiblichen Geschlechts sein können. Es handelt sich hierbei um so genannte distanzierte, Nähe suchende, ordnend-kontrollierende und grenzensprengende Persönlichkeiten. Bestimmte Persönlichkeitsmuster treten , so die Therapeutin, nach ihren Erfahrungen bei Männern häufiger auf. Das bedeutet aber nicht, dass auch Frauen diese unliebsamen Muster haben können.

Ganz knapp skizziert geht es um Folgendes: Die distanzierte Persönlichkeit besitzt hohe analytische Fähigkeiten, ist sachlich, durchsetzungsfähig und unabhängig, aber leider seelisch impotent. Treue ist für sie übrigens ein Fremdwort. Innere Spannungen werden unmittelbar 1:1 nach außen abgeführt. Diese Menschen haben Angst vor Nähe. Die Nähe suchende Persönlichkeit ist zurückhaltend, einfühlend, liebesfähig, ängstlich, frisst Ärger stets in sich hinein, ist extrem eifersüchtig. Diese Menschen haben Angst vor Trennung.
Je mehr seelische Tuchfühlung der Nähe suchende Partner anstrebt, desto abweisender reagiert der distanzierte Partner. Das ist der Konflikt, der sofern er nicht gelöst wird, zu erheblichen psychischen Störungen führen kann.

Die ordnend -kontrollierende Persönlichkeit ist peinlich sauber, korrekt, pünktlich, ordentlich, sparsam, unspontan und phantasielos. Sie will stets die hintersten Details wissen, neigt zu jähem Zorn, weil sie Ärger und Wut meist unter Kontrolle hält und hat Angst vor der Vergänglichkeit. Hingegen ist die grenzensprengende Persönlichkeit charismatisch, begeisternd, blitzschnell auf neue Situationen einstellend, großzügig, verzeihend, fähig zum Ausgelassensein, allerdings unbegabt im Umgang mit Geld und auf sich bezogen. Wut entladen diese Menschen bühnenreif, ihre Angst ist die vor der Festlegung.

Je mehr sich die ordnend-kontrollierende Persönlichkeit an Regeln klammert, desto heftiger kämpft die grenzensprengende Persönlichkeit dagegen an. Je mehr Freiheiten sich die grenzensprengende Person erlaubt, um so stärker versucht die ordnend-kontrollierende Grenzen zu setzen. Wie es zur Ausbildung dieser Muster in der Kindheit kommt, erklärt Onken nachhaltig und zeigt Verhaltensänderungsprogramme auf, die es ermöglichen, sich nicht an den Macken Dritter abzuarbeiten, sondern sich vielmehr mit den eigenen zu befassen, sich, wenn es sein muss, bewusst abzugrenzen und eigene Wege zu gehen, ohne deshalb sogleich die Beziehung beenden zu müssen.

Die Devise lautet voneinander lernen, eigene Entwicklungslöcher schließen und gelassen der Zukunft ins Auge sehen . Onkens Thema ist keine Gebrauchsanweisung zum Heraufbeschwören der großen Liebe, sondern eine Hilfestellung für ein harmonischeres Zusammenleben in einer Partnerschaft. Völlig klar ist, dass in der Regel im Psychogramm eines Individuums immer ein Gemisch von unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen vorhanden ist. Erst wenn aufgrund von Kindheitserfahrungen erhebliche Schräglagen entstanden sind, kommt es zu den genannten Schwierigkeiten , die das Zusammenleben, wie Onken anhand von Beispielen dokumentiert, nicht selten dramatisch gestalten.

Sehr empfehlenswert.



 

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