Berlin: Kunst & Architektur von Edelgard Abenstein

"In Liebermann bewundere ich Berlin."( Thomas Mann)


Dieser wunderbare Bildband mit Texten in deutscher und englischer Sprache von Edelgard Abenstein befasst sich mit der Kunst und Architektur Berlins. Gleich zu Anfang kann man sich aufgrund einiger textlicher Beiträge einen guten Überblick über die Kunstgeschichte Berlins verschaffen.
Im Buch werden unter architektonischen oder künstlerischen Gesichtspunkten thematisiert: Öffentliche Räume; Gebäude und Ensembles der Macht; der Kronschatz der Stadt; Aufführungsstätten der Kultur; Medien, Messen, Verkehrsareale; Wohnen, Arbeiten, Sport; Glaubenshäuser, Friedhöfe, Denkmäler; Schlösser und Gärten sowie die Pracht Potsdams.

Schön beschrieben sind die Boulevards für Flaneure und die Geschäftsmeilen für Einkäufer. "Unter den Linden" war übrigens einst ein holpriger Reitweg, der nach dem Dreißigjährigen Krieg auf Wunsch des großen Kurfürsten mit Linden bepflanzt wurde. Man lernt u.a. Wasserstraßen und Brücken näher kennen, nicht zuletzt auch die Oberbaumbrücke über der Spree und die Moltkebrücke aus Wilhelminischer Zeit.

Architektonisch erklärt wird das Kanzleramt und Schloss Belvue. Historische Infos erhält man im Hinblick auf den Reichstag und man wird mit vielen anderen Gebäuden der Macht vertraut gemacht, nicht zuletzt auch mit dem schönen Bundestagsgebäude, dessen restaurierte Eingangshalle sehr beeindruckend ist.

Ein Highlight im Buch ist nach meiner Meinung das Kapitel über die Museumsinsel. Die "Tempelstadt der Künste" ist einer der größten Museumskomplexe der Welt. Hier entstand als erster Bau einst Karl Friedrich Schinkels (Altes Museum). Welche Museen diese Insel heute bereit hält, erfährt man im Buch ausführlich. Man bekommt viele visuelle Eindrücke, nicht nur von Skulpturen, sondern auch von zahlreichen Gemälden der "Alten Nationalgalerie". Unter diesen befinden sich einige Bilder von Caspar David Friedrich. Es folgen zahlreiche Kunstwerke der Gemäldegalerie. Gut, dass man Caravaggios "Amor als Sieger", Dürers "Jakob Fugger II", aber auch Peter Bruegels "Die niederländischen Sprichwörter" im Buch abgelichtet hat. Wunderschön ist der kolorierte Einblattholzschnitt des Meister Caspar von Regensberg "Die Macht der Minne" aus dem 15. Jahrhundert, eine Arbeit, die ich bislang noch nicht kannte. Bei den vielen Museen, die im Buch beschrieben werden, hat man auch nicht das "Käthe-Kollwitz-Museum" und das "Brücke-Museum" mit seinen schönen Gemälden von Kirchner, Heckel u.a. mehr vergessen. Liebermann wird thematisiert und einige Bilder von ihm werden gezeigt u.a. das bezaubernde Gemälde "Der Garten des Künstlers in See".

Es ist unmöglich an dieser Stelle auf die vielen Aspekte des Buchs einzugehen. Besonders bemerkenswert sind die Betrachtungen zu den Kirchen, Synagogen und Moscheen. Die Friedrichswerdersche Kirche wurde von Schinkel erbaut und ist seit 1987 eine Dependance der "Alten Nationalgalerie" sowie Schinkelmuseum mit Werken klassizistischer Bildhauer der Berliner Schule. Interessant auch sind die Beiträge zu den letzten Ruhestätten- Brecht und die Eltern Tucholskys ruhen in Berlin- und zum Denkmal der ermordeten Juden.

Das Kapitel über die Schlösser und Gärten dieser Stadt, u.a. über das Schloss Tegel, dem Landsitz der Familie Humboldt, Schloss Friedrichsfelde und die Prachtbauten in Potsdam möchte ich besonders loben.

Ein Leckerbissen für Kunstinteressierte.