Meine Wirklichkeit liegt woanders" ( Marc Chagall), 13. Februar 2010
Diese DVD- Dokumentation befasst sich mit dem Leben und Werk des russisch-französischen Malers Marc Chagall (1887-1985), dessen Grab ich stets besuche, wenn ich mich in St.-Paul-de Vence aufhalte. Dieses Grab liegt auf dem dortigen Friedhof auf einer Anhöhe. Von dort aus kann man aufs Mittelmeer blicken. Der ideale Platz als letzte Ruhestätte für diesen genialen Künstler, wie ich finde.
Der Filmemacher Kim Evans bewegt sich gemeinsam mit einem jungen Künstler, der in Chagalls ehemaligem Atelier in Paris wohnt, auf den Spuren des großen Malers. Zunächst wird man mit dem Künstlerzentrum "La Ruche" (dem Bienenstock) vertraut gemacht. Dort in Paris lebte Chagall bis 1914, nachdem er in Russland ein entsprechendes Stipendium erhalten hatte. Erwähnt wird, dass er sich zu diesem Zeitpunkt mit Apollinaire, Léger, Cendars und Mondigliani befreundete.
Alte Filmaufnahmen zeigen die Heimat des russischen Juden. Man erfährt von seiner künstlerischen Entwicklung, von der Eheschließlung seiner Jugendliebe Bella Rosenfeld (1915), die auf vielen Bildern Chagalls bewundert werden kann. Man lernt nicht zuletzt das Gemälde " Der Spaziergang" (1917) kennen, das die Liebe zu Bella vortefflich zum Ausdruck bringt. Aus der frühen Zeit werden auch die klassischen Gemälde gezeigt, so etwa "Der Geiger" (1912-13).
Die Gemälde werden alle sehr gut erklärt. Zusammenfassend erfährt man, dass Chagall archisierend begann, sich später vom Kubismus und Fauvismus beeinflussen ließ und erst dann seinen eigenen Stil entwickelte. Seine Wirklichkeit ist eine phantasische, das wird deutlich an den schwebenden Figuren, die mitunter auch auf dem Kopf stehen.
Beeindruckend sind im Film u.a. das gezeigte Deckengemälde der Pariser Oper (1964) und Schaffen an Glasfenstern u.a. für die Kirche auf dem Plateau d`Assy (1957) und für die Glasfenster von Metz, die man in Büchern selten zu sehen bekommt. Gezeigt wird hier nicht nur das Ergebnis, sondern auch der künstlerische Prozess.
Chagalls letzte Schaffensperiode in St. Paul - de- Vence bleibt auch nicht ausgespart. Bis kurz vor zu seinem 98. Lebensjahr war er künstlerisch tätig. Diese Arbeitsfreude im Film beobachten zu dürfen, beeindruckt sehr.
Eine gelungene Dokumentation.