Die Kraft der Vergebung und Versöhnung
Rugby ist in Südafrika der Sport der Weißen, die WM steht vor der Tür, man ist ein Jahr davor chancenlos und Nelson Mandela wurde am 9.5.94 neuer Staatspräsident. Mit dieser Ausgangssituation entwickelt sich ein Film, über dessen Kraft und Eindringlichkeit ich nur diese Bezeichnung finden kann: ein H E R A U S R A G E N D E S Meisterwerk.
Mir fehlen im Kino ganz generell aufbauende, mutmachende Themen. Clint Eastwood fischt hier eine unglaubliche Geschichte aus dem Meer des Vergessens und präsentiert sie punktgenau vor der Fußball WM 2010. Nelson Mandela ist der stille, vergebende Mensch, der seine Präsidentschaft durch Vorbild und Vergebung ausfüllt, grandios gespielt von Morgan Freeman. Ja, es ist eine positive Geschichte, voll des Guten, der Liebe und Güte. Aber auch voller Entschlusskraft und klaren Visionen.
Die ungeheuere Wucht des Filmes entwickelt sich aus der Person Nelson Mandelas, dessen Wesenskern "Vergeben & Vermitteln" zu einer unglaublichen Handlung führt, deren Bilder aber nie laut oder aufgesetzt wirken. Der Film ist authentisch und bringt Situationen in das Heute, die genau so gewesen sein müssen. Die Szenen machen sich fest am gewöhnlichen Alltag, sie beziehen von dort her ihre Faszination. Wenn Mandela den Kapitän der Rugby Mannschaft empfängt, dann spricht er mit ihm als Mensch, er bedient ihn, schenkt ihm Tee ein. Eine seiner ersten Entscheidungen ist die Teamauswahl seiner Leibwächter, die aus schwarzen und weißen Südafrikanern gebildet werden. Wie sich die ehemaligen Todfeinde hier gegenüberstehen und Gemeinsames entdecken müssen, alleine diese Szenen wären ein Besuch des Filmes wert.
Obwohl Rugby zu sensationsheischenden Bildern verführen könnte, sieht man diese nicht. Im Gegenteil: dieser Sport wird geradezu entblößend vermittelt, oftmals durch Kamerfahrten unterhalb eines gegenseitig pressenden Spielerpulks, der Ton "klatschende Leiber" darübergelegt. Im Zentrum des Films steht der Aspekt, wie Sport zu einer gemeinsamen Sache zwischen Schwarz und Weiß, zu einer Versöhnung dieser beiden Lager und damit des gesamten Volkes beitragen kann.
Ich kann nur hoffen, dass sich mit Invictus der Horizont für mitmenschliche, versöhnende Inhalte weit öffnet und weitere Filme dieser Art nach sich zieht.
"Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen ... zu hassen. Menschen müssen zu hassen lernen, und wenn sie zu hassen lernen können, dann kann Ihnen auch gelehrt werden zu lieben, denn Liebe empfindet das menschliche Herz viel natürlicher als ihr Gegenteil. ... Die Güte des Menschen ist eine Flamme, die zwar versteckt, aber nicht ausgelöscht werden kann." (Nelson Mandela)
Unbedingt ansehen! Kommentar