Starke Frauen benötigen keine Arroganz.,
Dr. Peter Modler hat ein nicht uninteressantes Buch geschrieben, dessen Titel mich etwas irritiert hat. Der Autor ist davon überzeugt, dass selbst ausgebildete Frauen in der von Männern dominierten Geschäftwelt deren Machtspielchen hilflos ausgeliefert sind und verdeutlicht, dass Frauen unter Einsatz von Arroganzgebaren mehr Erfolg im Beruf haben. Dabei demonstriert der Autor zunächst, was ein Territorium für Männer bedeutet und weshalb Frauen, im Besonderen weibliches Führungspersonal, das ernst genommen werden möchte, glasklar veranschaulichen muss, wo die Demarkationslinie verläuft und dass man keinesfalls bereit ist, Übergriffe hinzunehmen. Fachliche Kompetenz allein genügt also nicht, um sich in der Männerwelt zu behaupten oder gar durchzusetzen. Ist das wirklich so?
Frauen sprechen meist zu schnell und lassen dadurch emotionalen Stress vermuten. Männliche Gesprächspartner schalten in der Regel auf Durchzug bei einer bestimmten Wortfrequenz, ich übrigens auch:-))))
Modler verdeutlicht, weshalb im Konflikt die non- verbale Kommunikation zu erfolgreicheren Ergebnissen führt als verbale und intellektuelle. Rangverdeutlichende Arroganz lässt sich nirgendwo klarer ausdrücken als auf der nonverbalen Ebene. Männer nutzen dieses Mittel ständig und Frauen sollten sie nach Vorstellung des Autors auch nutzen, um ihrer Position Ausdruck zu verleihen. Sie sollten wohlüberlegt mit Sprache umgehen. Modler listet explizit die Regeln zum Thema Sprache und Macht auf, dabei sollte man sich nicht zuletzt klar machen, dass kurze Sätze mit einfacher Botschaft langen Sätzen mit ausholender Argumentation weit überlegen sind. Wie schön, dass Männer das von Natur aus wissen. Warum halten sich so wenige daran?
Sehr gelungen ist Modlers Auflistung der Frauensprache und Männersprache im Berufs-Kontext, fragwürdig aber seine Überlegungen wie man sich als Frau in Rangspielen verhält.
Die zehn Gebote der Arroganz, die alle näher beleuchtet werden, heißen übrigens:
Du sollst nicht alles tödlich ernst nehmen.
Du sollst nach der Macht greifen.
Du sollst auch mal unhöflich sein
Du sollst Deine Stimme bewusst einsetzen
Du sollst Deine berufliche Rolle ernst nehmen.
Du sollst die Ebenen der Auseinandersetzung nicht durcheinanderbringen.
Du sollst Dein Revier verteidigen.
Du sollst nicht glauben, dass Männer verkleidete Frauen sind.
Du sollst umschalten können
Du sollst Statussymbole für Dich verlangen.
Ich habe in meinem bisherigen Berufsleben fast ausschließlich mit Männern gearbeitet und die Erfahrung gemacht, dass es wenig sinnvoll ist, Männer in ihrem Verhaltensmuster zu kopieren, sondern dass man besser seinen eigenen Stil entwickeln sollte, um sich in Männerdomänen zu behaupten. Dass Männer keine verkleideten Frauen sind, sollte man dabei tatsächlich niemals vergessen. Männliche Gegner ticken anders als weibliche, wie ich allerdings finde sind männliche Gegner harmloser als weibliche. Meines Erachtens sollte man sich nicht so sehr mit seinen Gegnern befassen, sondern sein Hauptaugenmerk auf gute Leistung und betriebswirtschaftliche Effektivität legen, die ist um so höher je mehr man die Kooperation im Betrieb im Auge hat.
Natürlich müssen Frauen im Berufsleben ihr Revier abstecken, sich der üblichen Verhaltensmuster von Männern bewusst sein. Ich halte es nicht für sinnvoll darauf mit bestimmten Strategien zu reagieren, die nicht dem eigenen Sein vereinbar sind. Frauen sollten ihre eigenen Verhaltensmuster einbringen.
Mir ist immer noch unklar, weshalb man als intelligente, ausgebildete Frau nur durch ein gerütteltes Maß an Arroganz bei Männern die Chance bekommen soll respektiert zu werden. Ich denke intellektuell fähige Frauen besitzen genügend Persönlichkeitssubstanz und haben kein Arroganz-Training nötig. Arroganz ist immer ein Zeichen von Schwäche. Starke Frauen benötigen keine Arroganz.