Erzählt wird die Geschichte des Zeichners und arrivierten " Puppenspielers" Wolf.
Vaterlos verlebt dieser seine früheste Kindheit auf einem Gutshof in Potsdam. Als schließlich der Vater aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrt, ist er dem verträumten Sohn fremd. Wolf flüchtet sich tagsüber auf einen alten Baum. Hier kann er ungestört seinen Phantasien nachgehen. Auch versteckt er sich in einem der unzähligen Räume des nahe gelegenen Schlosses " Sanssouci " , wo er auf einem der dort vorhandenen Rokoko-Stühle, mit gespreiztem Finger, aus einer mitgebrachten, inhaltsleeren Sammeltasse vermeintlich Tee trinkt und König Friedrich betrauert. Dieser preußische König musste in jungen Jahren mit ansehen, wie sein geliebter Freund Katte enthauptet wurde, weil Friedrichs Vater überzeugt war, dass sein musisch begabter Sohn nur durch diesen grausigen Anblick zum kühlen Krieger werden konnte.
Die enge preußisch-protestantische Welt aus der Wolf einen beträchtlichen Psalmen-Schatz, Texte barocker , evangelischer Kirchenlieder und seine etwas spröde puristische Grundeinstellung in sein weiteres Leben transportiert, mag irgendwie nicht so recht in die bunte Welt des Hedonismus, der Mode und der von ihm so geliebten Schutzengelgestalten, sowie allem anderen, was später in New York sein Leben ausmacht, passen, aber es scheint gerade dieser innere Zwiespalt zu sein, der Wolf zum kreativen Tun bewegt.
In der vorliegenden Geschichte verzichtet der Autor darauf über den gewiss nicht uninteressanten Weg zu berichten, der den Protagonisten von Potsdam nach New York geführt hat. Scheinbar ist dieser Weg für die Botschaft , die das Buch vermitteln will, ohne Bedeutung !
So lernt man neben dem kleinen, den zunächst wenig abgeklärten , alternden Wolf kennen.
Dieser in die Jahre gekommene Mann sehnt sich nach Liebe und Freundschaft, aber die schrägen Typen, die ihn in New York umgeben, sind ganz offensichtlich nur an seinem Geld und seinen Beziehungen interessiert.
Während Wolf die Strophen von Goethes Gedichten " Gefunden" und " Heidenröslein " im Geiste rezitiert, hört er um sich herum das oberflächlich exaltierte Geschwätz seiner exzentrischen Nennfreunde und begibt sich wohl immer bewusster in eine Art innere Immigration. Dennoch oder gerade deshalb verliebt sich Wolf in einen rauschgiftsüchtigen Schönling aus der Vorstadt. In ihm sieht Wolf das, was er sehen möchte, aber nicht , was dieser " Josh" tatsächlich ist. Weil Wolf den schönen Jüngling nicht wirklich wahrnimmt, wendet sich dieser schließlich, trotz aller Vorteile, die er durch Wolf hat, von ihm ab. Josh zieht es vor mit seinen gleichaltrigen Freunden zusammen zu sein.
Daraufhin trauert Wolf, vielleicht zunächst mehr um seine zu Ende gehende Jugendlichkeit als um den verlorenenen Lover, den er im Grunde auch nur als Puppe wahrzunehmen in der Lage war. Erst viel später beginnt der große Puppenspieler zu erkennen....!
Vom Autor wird Wolf in die Nähe von Oscar Wilde gerückt, den er wohl deshalb immer wieder zitiert. Mögen Wolfs Bonmots zwar eine gewisse Verwandtschaft zu diesem Schriftsteller dokumentieren, sollte gleichwohl nicht vergessen werden, dass dem Lebemann und Dandy Wilde alles Puristische suspekt war und seine spätviktorianische Liebesaffäre mit Lord Douglas das Ende seiner schillernden gesellschaftlichen Existenz zur Folge hatte.
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