Rezension : Manolo Blahnik

Bin ich pervers, wenn ich die Risse in der Urne schön finde?( Blahnik),

Wer ist Blahnik?

Dem Klappentext kann man entnehmen, dass dieser 1943 auf den Kanarischen Inseln geborene Schuhdesigner Sohn eines Plantagenbesitzer ist, vormals in Genf Architektur und Literatur studierte, das Studium allerdings recht bald an den Nagel hing und sich zunächst in London als Fotograf betätigte, wo er dem Fotografen Eric Boman begegnete, mit dem er seither eng befreundet ist.

Anfang der 70er Jahre begann Blahnik Schuhe zu entwerfen. Zu diesem Zeitpunkt bereits kannte er Paloma Picasso näher. Sie hat das Vorwort zum vorliegenden Buch verfasst.

1972 kreierte Blahnik seine erste Kollektion. Seither sind seine Schuhe auf allen Laufstegen bei Defiles zu sehen.

Yves Saint Laurent, das Haus Dior, Calvin Klein und Michael Kors haben deutlich gemacht, was die Frau von Welt an den Füßen trägt.

Durch die TV-Serie " Sex in the City" haben " Manolos" Kultstatus.

Blahnik hat aufgrund seines Könnens die Ehrendoktorwürde vom Royal London College of Art und von der Royal Society of Art of Britain erhalten.

Sieht man die traumhaften Stillleben in diesem Bildband näher an, versteht man auch weshalb das so ist.

Diese Stiefel, Stiefeletten, Schuhe mit unterschiedlichen Absatzhöhen aber auch die Sandaletten sind so farb- und formschön, so edel im Material, dass sie sich fast als dekorativer Kunstgegenstand für die Wohnung eignen.

Blahnik stellt seine außergewöhnlichen Kreationen in diesem Buch sprachlich vor.

Eric Boman - einer der ganz großen Modefotografen unserer Zeit - hat die exqusiten Modelle abgelichtet.

Im begleitenden Text führen die Freunde einen feinsinnigen Dialog.

Viele Episoden aus ihrem Leben kommen zur Sprache.

Der distinguierte Designer offenbart sich auf diese Weise dem Leser - trotz erkennbarem Understatement - als hochgebildeter Mensch mit Kunstverstand, der die Reichen und Schönen dieser Welt gut kennt, sich letztlich jedoch am wohlsten fühlt, wenn er durch sein kreatives Tun dem Schönen huldigen kann.

Er und Boman berichten über die Denkprozesse, die zu den jeweiligen Arrangements für die Fotos geführt haben.

Die Requisiten , die die einzelnen Schuhe hervorheben, erzählen kleine Geschichten voller Poesie.

So nimmt man auf einem Foto eine schwarze, mit braunem Pelz gefütterte Wildleder-Schnürstiefelette im Schnee wahr. Im Vordergrund des Bildes sieht man ein Buch mit altem Moskauer Motiv. Die Sonne lässt hier den Schnee beinahe bläulich erscheinen, wodurch man die russische Kälte im Winter zu spüren glaubt.

Dazu Blahnik: " Im Schnee, Anna Karenina! Ich bin sicher, sie hat sich nicht selbst das Leben genommen, sondern wurde von Wronskij gestoßen."

...alsdann Boman: " Ich wollte die Stiefelette eigentlich auf Bahngleise stellen, doch sie waren tief unter den Schnee versteckt. Übrigens habe ich meinen Namen auf dem Glacelederfutter des Stiefelchens entdeckt!" etc.etc.

Mit großem Interesse habe ich den Dialog in seiner Gesamtheit gelesen und mir die Fotos , so wie sie gedacht sind, angesehen. Dann allerdings habe ich den Text während des abermaligen Betrachtens der Bilder geistig weg geschoben und die Fotos textunabhängig auf mich wirken lassen, dabei ganz bewusst das Augenmerk auf die Schuhe gelegt. Natürlich konnte ich nicht umhin die Arrangements der Stillleben pausenlos zu würdigen. Sie sind wahrlich von großem ästhetischem Empfinden!

Aber diese hinreissenden Schuhe!

Die Fotos sind so gut, dass man das Material fühlen kann!

Feine gestickte Modelle, andere mit Perlen, Seidenröschen oder Schleifen dekoriert, eine schwarze Sommerstiefelette ( hoher Absatz) , der Schuh selbst mit weißen Männerhemdknöpfen versehen, betören die Sinne ganz unglaublich.

Sieht wirklich super aus!

Highheels in allen Variationen ( Boman kommentiert übrigens." Ist es nicht paradox, dass Frauen verrückt nach deinen Highheels sind, während du flache genau so gerne magst. Männer finden Highheels sexy und Frauen fühlen sich darin sehr sexy.")

Die salatgrünen Highheels aus Wildleder ( nur einen davon hat Boman auf einen Kopfsalat gelegt und ihm daduch subtil Leben eingehaucht) haben ganz besonders dieses gewisse Etwas, das Kaufrausch zur Folge hat.

Der Stiefel mit östlichen Ornamenten, der weit übers Knie ragt, hat sicher mittlerweile ein schönes , schmales , sehr langes Bein gefunden. Er hat es verdient!

Besonders gelungen ist auch ein süßer, flacher Schuh im " Calder-Design ".

Der dunkelgrüne, offene, mit hohem Absatz , das Design an Blätter erinnernd, ist geradezu umwerfend! Passt zu einem schwarzen, ganz einfach geschnittenen Kleid, wie Blahniks Modelle grundsätzlich bei unifarbener Kleidung und wenig gutem Schmuck die beste Wirkung erzielen.

Der Blick des Betrachters wandert vom schönen Schuh, über das lange, wohlgeformte Bein, zum dezent gekleideten Körper,über den schmalen Hals hin zum Gesicht einer Frau, die entzückt ist von dem, was ihre Füße schmückt. Sie lächelt! Was will ein Mann mehr?

Schön ist auch die hohe Stiefelette, die man zu Röhren-Jeans tragen kann, italienisch in schwarz und braun gehalten!

Dieses Buch ist ein Fest für das Auge. Gut , es weckt Begehrlichkeiten und inspiriert, wozu auch immer....! Soll es ja auch! Ich habe nichts dagegen einzuwenden.

Lassen Sie sich verführen, von zwei Männern, die das Schöne lieben und diesem hemmungslos huldigen.

Sehr empfehlenswert!




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