Rezension: Stalking

Sehr interessant ist das Verhältnis von narzisstischen Störungen zu Stalking! ,

Der Diplompsychologe und Lehrbeauftragte an mehreren deutschen Hochschulen Dr. Jens Hoffmann hat ein Fachbuch vorgelegt, in welchem er sich sehr detailliert mit dem Thema Stalking auseinandersetzt.

Stalking definiert Hoffmann auf der Verhaltensebene als" Verfolgung, Belästigung oder Kontaktaufnahmen, die auf einer darunter liegenden psychischen Ebene von einer emotionalen Fixiertheit begleitet wird.

Stalking liegt vor wenn :

- das Verhalten mehr als einmal auftritt und auf eine bestimmbare andere Person richtet

-es als unerwünscht und grenzverletzend wahrgenommen wird

-es Angst und Besorgnis auslöst

Auf der kognitiven Ebene ist der Stalker überzeugt , dass seine Handlungen angemessen sind. Demnach ist also eine einseitige Vorstellung davon vorhanden, dass eine Beziehung zum Opfer, sei sie positiver oder negativer Art, vorhanden, berechtigt oder erwünscht ist.

Auf der emotionalen Ebene ist der Stalker von seinem Gefühl her auf sein Opfer ausgerichtet.

Die Fokussierung kann emotional unterschiedlich schattiert sein. Es können Gefühle von Liebe und das Bedürfnis nach Nähe sein, aber auch Wut und Hass, die den Stalker zu seinem Tun antreiben.

Das phänomenologische Kerncharakteristikum von Stalking ist darin zu sehen, dass das Verhalten länger anhält und wiederholt auftritt.

Das Ziel des Stalkers besteht darin einen Eindruck beim Opfer zu hinterlassen.

Folgende unterschiedliche Verhaltensweisen des Stalkers werden von Hoffmann näher erläutert: Hyperintimität, Verfolgung, Annäherung und Überwachung, Eindringen in den Privatraum, Annäherung über Dritte, Einschüchterung und Belästigung, Zwang und Nötigung, sowie Aggression.

Der Durchschnittswert von Stalking liegt bei bei 24 Monaten.

Die Motive von Stalking sind sehr vielschichtig, nicht selten allerdings ist es so , dass sich der Stalker zurückgewiesen fühlt und seine vormalige Zuneigung sich in Wut und entsprechendes Destruktionsverhalten verwandelt.

Der Autor untersucht in der Folge den Genderaspekt des Stalking und hinterfragt die Mythen des Stalking und ihre Auswirkungen.

Fallbeispiele und Untersuchungsergebnisse leiten über zu diversen Stalkingtheorien, so etwa der Bindungstheorie oder auch den psychodynamischen Theorien und den Folgen für das hier breit diskutierte Verhalten.

Interessant sind in dieser Beziehung die Betrachtungen der Formen narzisstischer und damit einhergehender Entwicklungsstörungen im Größenselbst.

Bestimmte Formen der Aggression haben ihre Wurzeln in frühen Entwicklungsstörungen. Man bezeichnet sie als narzisstische Wut. So liest man:" Die menschliche Aggression ist dann am gefährlichsten, wenn sie an die zwei großen absolutistischen psychologischen Konstellationen geknüpft ist: das grandiose Selbst und das archaisch allmächtige Objekt. Der grauenhaftesten Zerstörungsgewalt des Menschen begegnet man nicht in Form ordnungsgemäßer Handlungen , bei denen die zerstörerische Aggression seitens des Täters mit der absolutistischen Überzeugung von seiner eigenen Größe und mit seiner Hingabe an archaische allmächtige Figuren verschmolzen ist." (Zitat Kohut) . S. 59 im o.g. Buch .

Im Anschluss daran befasst sich der Autor mit den Typologien von Stalkern ausgiebig, um sich dann dem speziellen Fall der Eromanie zu widmen.

Auch zeigt der Psychologe die therapeutischen Ansätze auf, mittels denen man Stalker therapieren kann .

Die Auswirkung von Stalking auf Betroffene sind vielschichtig. Psychische und soziale Folgen können Angst und Schreckhaftigkeit, Suizidgedanken und -versuche, Depression und Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit und Aggressivität, Misstrauen gegenüber anderen Menschen und sozialer Rückzug sein. Zu den körperlichen Belastungen zählen Schlafstörungen, Essstörungen, Magenbeschwerden , Kopfschmerzen.

Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen, das Meiden bestimmter Orte, Umzug und Wechsel des Arbeitsplatzes stellen die Auswirkungen des Stalking auf den Lebensstil dar.

Ein spezielles Kapitel des Buches widmet sich dem Cyberstalking.

Zum Cyberstalking zählen u.a.: die Weitergabe von privaten Informationen des Opfers an andere über Chaträume( siehe Seite 201)

-Das systematisches Verfolgen der Internetaktivitäten des Opfers

-Die systematische Internetrecherche über private Informationen des Opfers

Ein hochinteressantes Buch, welches deutlich macht, das so genannte Stalker schon längst nicht mehr ausschließlich Prominente behelligen, sondern obsessive Belästigung mittlerweile jeden treffen kann.

Sich über das Verhaltensmuster von Stalkern Klarheit zu verschaffen scheint mir deshalb sinnvoll zu sein.

Empfehlenswert!




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