Rezension: Andalusien: Maurische Pracht in Spaniens Süden von Rolf Legler

"Der Garten befriedigt auf doppelte Weise den Anspruch, den der Richter der Schönheit auferlegt hat." ( Ibn Zamarak), 13. Juli 2009

Dr. Rolf Legler stellt in diesem Buch textlich und fotografisch Andalusien, die maurische Pracht in Spaniens Süden vor.

Gleich zu Beginn erfreut man sich schöner Fotos von Sevilla und liest in der Folge viel Wissenswertes über das kulturhistorisch interessante Andalusien, das an einem Kreuzpunkt von kaum zu überschätzender weltgeschichtlicher Bedeutung gelegen ist.

Archäologische Funde haben bestätigt, dass spätestens seit der Kupferzeit im heutigen Andalusien eine blühende Zivilisation beheimatet war.

Man erfährt, dass die älteste römische Niederlassung auf der iberischen Halbinsel Itálica war. Noch heute kann man die Ruinen des Amphitheaters dort besichtigen und u.a. im neuen Alcazar von Córdoba einen römischen Prachtsarkophag besichtigen. Vor dem Rathaus von Córdoba stehen noch immer römische Podiumsstempel, die bezeugen, dass sich hier vor langer Zeit die Römer aufhielten.

507 dann zogen sich die Westgoten auf die iberische Halbinsel zurück. Der westgotische König Rekkared wechselte 587 vom arianischen Christentum zum Katholizismus . Von Toledo aus herrschte er über fast die gesamte iberische Halbinsel.

Dann aber schlug 711 ein muslimisches Heer in Andalusien die Westgoten und nahm innerhalb von drei Jahren nahezu das gesamte westgotische Reich ein. In Nordspanien formierte sich der Widerstand gegen die Muslime. In der Schlacht von Covadonga errangen die Christen einen ersten Erfolg. Daraufhin entstanden christliche Reiche im Norden, die mit der Zeit ihren Einfluss auf den Süden ausdehnten. Im Süden blühte fortan die islamische Kultur auf, während sich weiter nach Norden hin die christlichen Reiche wie Kastilien und Aragón bildeten. Generationen bekämpften sich die Katholiken und Mauren an den Grenzen. Bis sich 1212 in Andalusien zwei gigantische muslimische und christliche Heere gegenüberstanden. Diese Schlacht wird als die größte Schlacht des Mittelalters in die Geschichte eingehen.

Die Zeit des unabhängigen Emirates 756 bis zur Auflösung des Kalifats 1031 war lt. Dr. Legler die bedeutsamste Epoche der Araberherrschaft in Spanien. In Cordoba hat die Kalifenzeit zwei bemerkenswerte Bauwerke hinterlassen: die Mezquita, eine der ältesten Moscheen der gesamten islamischen Welt und den Kalifenpalast von Medina Azahra.

Die Bilder von der Mezquita sind beeindruckend, hauptsächlich das von der ursprünglichen Palastseite mit den drei Toren, aber auch jenes mit den vielen Doppelarkaden in einem der Innenräume. Faszinierend ist auch die prächtig mit goldgrundigen Mosaiken geschmückte Kuppel vor dem Mihrab mit ihrem System der sternförmigen Überschneidung der flachgratigen Kreuzrippen ohne Nachfolger.

Die ehemalige Kalifenmetropole Córdoba ist heute noch die Stadt historischer Bauwerke und Monumente, aber auch sehr schöner Innenhöfe und einladender Gärten und Parks, wie die Fotos verdeutlichen.

In der Folge liest man davon, dass der Kalifenstaat sich damals bald in eine Vielzahl von rund 30 Klein- und Kleinststaaten auflöste.

Als die Macht Córdobas schwand, wuchs der Einfluss von Sevilla. Man erfährt Einiges über die Geschichte dieser Stadt und erhält einen visuellen Eindruck von der almohadischen Stadtmauer bei Puerta de Macarena.

Der dritte Stern Allahs war Granada. Die dortige Alhambra und der maurische Sommersitz Palacio del Generalife gehören zum UNESCO Weltkulturerbe.

Die Alhambra ist der im 13. und 14 Jahrhundert erbaute Palast der maurischen Könige in Granada. Im Buch finden sich viele Fotos von diesem majestätischen Gebäude, das ausführlich beschrieben wird.

Anhand einer Karte, lernt man alle Türme, Säle , Zimmer, Höfe und Gärten des Palastes kennen. Am bekanntesten ist wohl der Löwenhofkomplex.Doch wie die Bilder und Texte deutlich machen, beinhaltet das Gebäude so viele andere architektonische Kostbarkeiten, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt.

Man liest vom Emir Abu Abdallah, der nach achtmonatiger Belagerung den" Katholischen Königen" Ferdinand und Isabella die Stadt übergab. Damit endete die Reconquista. Fortan unterstand die Halbinsel vollständig den christlichen Herrschern.

Das "Goldene Zeitalter", das mit der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus begann, sorgte füreinen nahezu nicht enden wollenden Reichtum. Nun entstanden weitere beeindruckende Bauten, vor allem schöne Kirchen und Paläste, die man im Buch ebenfalls kennenlernt.

Ein Kapitel widmet der Autor dem Fortleben und Nachleben der maurischen Kunst und man ist überrascht über die kunstvollen Gebäude der Mudjarphase in Andalusien. 1475 wurde in Sevilla ein Nonnenkloster gegründet, das architektonisch maurische Anleihen genommen hat, auch ein altes Rathaus in Carmona beeindruckt durch die islamische Fliesenkunst.

Eine Spezialität des andalusischen Barock sind bunt glänzende Dach- und Kuppelfliesen, die ebenfalls von maurischem Kunsthandwerk inspiriert wurden.

Ein gelungenes Buch, das Reisefieber entstehen lässt.








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