Es lohnt sich nicht einander mit gewetzten Messern gegenüber zu stehen.,
Die drei Autoren des vorliegenden Buches Haim Omer, Professor für Psychologie an der Universität von Tel Aviv, Nahi Alon, Klinischer Psychologie und Schüler des tibetischen Buddhismus, sowie der Diplompsychologe Prof Dr. phil Arist von Schlippe befassen sich im Text mit dem Phänomen so genannter Feindbilder. Sie erhellen durch ihre Betrachtungen die Psychologie der Dämonisierung der anderen, die immer wieder zu Disharmonie, Streit und Gewalt führt und zeigen wie man mittels entdämonisierender Strategien destruktive Eskalationen verhindern kann.
Das Vorwort dieses erkenntnisreichen Buches hat Dalai Lama geschrieben, der davon überzeugt ist, dass der Zweck des Lebens darin besteht glücklich zu sein, man dies aber nur erreichen kann, wenn man sein Leben der Liebe und dem Mitgefühl widmet.
Feindbilder und Dämonisierung unserer Opponenten wirken kontraproduktiv im Hinblick auf ein glückliches Leben und sollten von daher nicht kultiviert werden.
Was versteht man unter Dämonisierung?
Die Autoren konstatieren, dass damit eine Form der Beschreibung eines anderen Menschen gemeint ist, die diesen in einem zunehmend negativ gefärbten Licht wahrnimmt, bis der andere zu einem " Monster " wird, welches es zu bekämpfen gilt, gegen das man sich mit aller Macht wehren muss.
Dämonisierung ist demnach die Haltung einer Person oder einer Gruppe gegenüber einer anderen Person oder Gruppe, die mit Zweifeln beginnt, sich mit Verdächtigungen fortsetzt und mit der scheinbaren Gewissheit über die grundlegende Schlechtigkeit des anderen endet.
Daraus resultieren dann nicht selten entschlossene feindselige oder militante Aktionen.
Sofern Dämonisierung in einer Beziehung Einzug hält, entsteht eine Schritt für Schritt negativ werdende Sicht des anderen und ein entsprechendes Verhalten, das im Gegenzug Gegenanschuldigungen nach sich ziehen kann. Misstrauen und Destruktivität sind das Ergebnis, bei dem beide Seiten sich in ihren negativen Einstellungen verbunkern.
Die Autoren fragen u.a. wie es dazu kommen kann, dass Menschen sich dergestalt in Konflikte verrennen und Opfer ihrer eigenen Beschreibungen werden können.
Wie ist es möglich Konflikte so weit eskalieren zu lassen, dass man bereit ist selbst unterzugehen, wenn man damit erreicht, dass dem anderen ein noch größerer Schaden zugefügt wird?
Wann trocknet der positive Dialog aus?
Die Autoren wissen, " wenn die Furcht, der andere könnte uns verletzen, in das Denken eingedrungen ist, können wir nicht mehr ruhig sein. Unser Denken verarmt und unsere Handlungen werden rigide, damit trocknet der positive Dialog aus. "
Sind die Prozesse des Vertrauens erst einmal labilisiert, ist der Beginn für dämonisierende Beschreibungen gegeben.
Anhand zahlreicher Fallgeschichten zeigen die Psychologen wie diese Prozesse ablaufen aber auch wie man sie beenden kann.
Wichtig ist zu erkennen, dass je akuter und heißer Konflikte werden, man um so intensiver dazu tendiert die Welt in " wir " und " die andern " zu polarisieren.
Die Erkenntnis, dass die Handlungen eines Menschen nicht notwendigerweise Ausdruck seiner guten oder schlechten Eigenschaften sind, kann Empathie auslösen.
Mitgefühl ist die Basis dafür dem unheilvollen Dämonisierungsprozess Einhalt zu gebieten. Der andere ist uns ähnlich.
Die Autoren zeigen wie entdämonisierende Dialoge aussehen können und verdeutlichen auch zu welch negativen Ergebnissen destruktives Konfliktmanagement führt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Beschreibung des Drangs nach totaler Kontrolle seitens der Personen, die von ihren Feindbilder " geradezu besessen sind.
Der Wunsch den " Feind " zu kontrollieren, auszuweisen oder zu eliminieren, lässt keinen klaren Gedanken mehr zu.
Es empfiehlt sich diesen destruktiven Handlungen nicht aggressiv zu begegnen, sondern Entspannungsmaßnahmen einzuleiten. Wie diese aussehen können, zeigen die Autoren ebenfalls an Fallbeispielen.
Transparenz und Öffentlichkeit mindern die Gewalt und gestatten Unterstützung für das gewaltlose Lager zu mobilisieren.
Man sollte sich klar machen, dass gewaltloser Widerstand ein kulturelles Produkt ist.
Durch Kapitulation oder durch Reden oder durch Besänftigen kann man einem Aggressor nicht Einhalt gebieten. Es funktioniert nur in dem man Grenzen aufzeigt und dem Aggressor begreifbar macht, dass ein Miteinander immer nur dann funktioniert, wenn man sich nicht mit gewetzten Messern gegenübersteht.
Es funktioniert letztlich nur, wenn der andere erkennt, dass er mit seiner aggressiv- dämonisierenden Haltung keinen Boden gewinnen kann und außer verbrannter Erde nichts bleibt.
Ein sehr interessantes Buch, das mir aufgrund der vielen anschaulichen Fallbeispiele gefällt. Sie verdeutlichen wirklich sehr gut nachvollziehbar wie negativ dämonische Bewertungen und destruktives Kämpfen sind.
Empfehlenswert, auch um Schuldzuweisungen und deren fatale Folgen innerhalb von Familien zu überdenken.
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