Rezension: Geo Epoche : Europa im Dreißigjährigen Krieg: 29/2009

" Die Jungfraun sind geschänd`t, und wo wir hin nur schaun ist Feuer, Pest und Tod, der Herz und Geist durchfähret." ( Gryphius)


Der Dreißigjährige Krieg war ein europäischer Religions- und Staatskonflikt, der zwischen 1618-48 ausgetragen wurde.

Geo Epoche Nr. 29 befasst sich ausführlich mit den Ursachen und den Auswirkungen dieses verheerenden Krieges, der Verderben und millionenfachen Tod brachte.

Neben vielen hochinteressanten Beiträgen zu diesem Thema wartet das Heft mit einer Fülle von Bildern auf, die die Zeit und die Ereignisse vortrefflich visualisieren.

Dr. Anja Herold stellt in ihrem Beitrag gleich zu Beginn des Magazins die Phasen des Dreißigjährigen Krieges dar, beginnend mit dem Prager Fenstersturz von 1618, weiterführend mit dem Böhmischen Aufstand und Böhmisch-Pfälzischen Krieg zwischen 1618-1623, dem Dänisch-Niedersächsischen Krieg zwischen 1625-29, dem Schwedischen Krieg zwischen 1630-35, dem Schwedisch-Französischen Krieg, zwischen1635-48 und endend mit dem Westfälischen Frieden am 23.Oktober 1648.

Seit der Reformation war das Heilige Römische Reich deutscher Nation in zwei konfessionelle Lager gespalten.

Nach einem erregten Wortwechsel warf am 23.5.1618 eine Gruppe böhmischer Adeliger zwei habsburgische Stadthalter aus dem Südwestfenster des grünen Zimmers der Böhmischen Kanzlei im Prager Hradschin.

Der Prager Fenstersturz markiert den Beginn des Dreißigjährigen Krieges.

Walter Saller erläutert in seinem Beitrag sehr detailliert und gut nachvollziehbar den Sturz in die Katastrophe und berichtet von der Schlacht am Weißen Berge( 1620), wo sich die Truppen der kaiserlichen Koalition und der protestantisch- böhmischen Armee Friedrichs V. gegenüberstanden. Die Entscheidungsschlacht wurde von der kaiserlich-katholischen Allianz gewonnnen. In der Folge übernahmen die Habsburger erneut die Macht in Böhmen.

Abgebildet sind ein Stoßdegen, eine Armbrust, eine Hellebarde, eine Radschlosspistole und eine Muskete aber auch ein Dolch, womit die Soldaten zu Felde zogen.

Auf die Ablichtung eines Morgensterns wurde verzichtet, obschon genau dieser am besten die Grausamkeit des Krieghandwerks in jenen Tagen dokumentiert hätte.

In Magdeburg sterben 1631 Tausende durch die kaiserlich-katholischen Truppen. Der Journalist Philipp Berens berichtet davon, dass das Massaker Verlegern und Druckern gute Umsätze bescherte.

Ein weitaus größerer Profiteuer vom Kriege ist die Stadt Hamburg, die während allerorten Dörfer und Städte geplündert werden, prosperierte. Dort nämlich fanden Kriegherren aller Parteien erfahrene Waffenhändler und bezogen von diesen hochwertige Rüstungsgüter.

Da Hamburg neutral und durch gewaltige Wälle geschützt war, geschah deren Bürgern nichts. Dr. Ralf Berhorst berichtet ausführlich von den Aktivitäten der Hansestadt in jenen Tagen und lässt den Leser nicht im Ungewissen, dass es auch in den Kriegen des 17.Jahrhunderts Kriegsgewinnler gab.

Albrecht von Wallenstein und Gustav II. Adolf, die beiden großen Feldherren im Dreißigjährigen Krieg trafen in Lützen bei Leipzig 1632 aufeinander. In dieser Schlacht kamen an einem einzigen Tage mehr als 6000 Menschen ums Leben, darunter auch König Gustav II Adolf. Über die Begebenheiten schreibt in Lützen Cay Rademacher packend.

Der Beitrag, der mich persönlich am meistens angesprochen hat, stammt von Johannes Strempel. Er berichtet vom Söldnerleben in jener Zeit. Grundlage seines Berichtes ist das Tagebuch Peter Hagendorfs und der Roman von Christoffel von Grimmelshausen. Die beiden Männer gehörten zu den etwa eine Million Söldnern, die im großen Krieg mordend und raubend durchs Land zogen. Bei Grimmelshausen kann man nachlesen wie es auf den Schlachtfeldern zuging. Die Schilderungen sind entsetzlich.

Bilderkult und Bilderstürmer werden in der Folge thematisiert, bevor die letzte Phase des europäischen Flächenbrandes, der Krieg gegen Habsburg dargestellt wird. Man liest über das Wirken des katholischen Kardinals Richelieu, der die Protestanten finanziert, weil er die Habsburger mehr fürchtet als die Protestanten. Als Richelieu 1642 stirbt hat er Frankreich zu einem der großen Gewinner des Dreißigjährigen Krieges gemacht. Ulrike Moser erläutert in ihrem Beitrag gut nachvollziehbar weshalb.

Der Dreißigjährige Krieg wird nach langen Verhandlungen in Münster und Osnabrück seitens kluger Diplomaten aus ganz Europa durch den Westfälischen Frieden beendet.

Mit der Darstellung dieses Kapitels enden die Berichte über die Jahrhundertkatastrophe.

Es folgt wie immer ein Überblick über die Zeitläufte und ein kleines Glossar, in welchem Begriffe, wie etwa Restitutionsedikt erklärt werden.

Besonders erfreulich fand ich, dass dem Philosophen Rene Decartes zwei Seiten gewidmet worden sind, der in einer Schrift über die Vernunft den Zweifel zum obersten Prinzip der Wissenschaft erhob. Über diesen großen Denker werde ich in den nächsten Tagen eine Rezension verfassen.

Geo Epoche 29 kann ich jedem empfehlen, der sich erneut einen Überblick über die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges verschaffen möchte, sofern die diesbezüglichen Erinnerungen an den Geschichtsunterricht schon etwas verblasst sind.


Empfehlenswert.








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