Rezension: Geo Epoche - Barock

Die Geo- Epoche-Edition: "Die Geschichte der Kunst" ist brandneu. Ich betrachte sie als Erweiterung des Magazins Geo Epoche. Heft Nr.1 befasst sich ausführlich mit dem Zeitalter des Barock: 1600-1750.

Gleich zu Beginn möchte ich die vielen beeindruckenden Bilder loben, durch die sich das Heft auszeichnet. Abbildungen von Skulpturen des Bildhauers Gianlorenzo Bernini, ein Blick auf ein aufwändiges Ölgemälde von Giovanni Paolo Pannini, das den Petersplatz in Rom zeigt, ein weiteres von ihm, das das Hauptschiff des Petersdoms visualisert, ein drittes, das auf eine ausschweifende Orgie (von Annibale Carracci 1601) verweist, welche die Decke des Palastes einer einstigen Kardinalsfamilie ziert und viele alte Fassaden dokumentieren, dass die Erfindung der Barock im päpstlichen Rom stattfand.

Man lernt wenig später das Bild von Papst Innozenz X. von Diego Velázquez kennen. Es wird verdeutlicht, dass aufgrund der Tatsache, dass die Reformation die Kirche gespalten hatte und die katholische Kirche Machteinbußen hat hinnehmen müssen, die Künstler im Auftrag Roms verkünden sollten, dass die Pracht Roms ausschweifender als je zu vor war. Diese wurde durch die Stilelemente des Barocks möglich.


Man erfährt, dass die Künstler der Epoche zu zwei sehr unterschiedlichen Mittel gegriffen haben: der extremen Wahrheitsliebe und auch der extremen Täuschung(vgl.:S. 28) In beiden Fällen geht es um den Effekt beim Publikum, das entweder Bekanntes wiederzuerkennen glaubt oder gar in den Sog einer fremden Welt ziehen lässt. Die Barockkünstler begriffen sich als Erben und Retter der Renaissance-Kunst vor dem Manierismus. Wie man liest, investierten die Päpste für ihren Ruhm und den Sieg der Altgläubigen im Propagandakrieg mit den Protestanten Millionen in Plätze, Brunnen, Kirchen und Kapellen, als auch in Stadtpaläste und Landvillen ihrer Verwandten.


Obschon der Barock in Italien entstand, kam er in Frankreich dann zur vollen Blüte. Ludwig XIV. und sein Versailler Schloss und hier den Grundriss der Anlage von André le Notre lernt man kennen, Gemälde Caravaggios und man erfährt alles Wissenswerte über diesen Künstler, der die "Kreuzigung des Heiligen Petrus" in ebensolcher Unmissverständlichkeit malte wie seinen "Amor als Sieger".

Sehr gut beschrieben ist die Kunst der Niederländer, besonders Rembrandt- Rubens- und Vanmeer. Man begreift übrigens fast nebenbei, weshalb in einer Ära großer militärischer Auseinandersetzungen viele Panoramen des Kriegs entstanden sind.

In der Folge werden die opulenten barocken Feste thematisiert, die oft Tage andauerten und monatelang vorbereitet werden mussten. Es waren nicht selten die größten und besten Künstler, wie etwas Rubens, Velázquez, Bernini, Le Brun, Lully und Molliere, die die Fantasien lieferten, die Wasserschlachten und Ritterspiele in Szene setzten, Feuerwerke kreierten und Maschinen entwickelten, die z.B. aus künstlichen Drachen Feuer speien ließen. Offenbar wollte die barocke Gesellschaft der Wirklichkeit entfliehen. Das machen die Bilder im Heft jedenfalls deutlich.

Der letzte Beitrag befasst sich mit der barocken Kunst in den deutschen Staaten. Dresden, Würzburg, die Wallfahrtskirche "Vierzehnheiligen" in Franken von Balthasar Neumann werden textlich und visuell fokussiert. Ebenso in den Fokus genommen wird Schloss Schönbrunn. 150 Jahre nach der Geburt des Barock in Rom prägte die Kunst ganz Europa, um schließlich von der zierlichen Verspieltheit der Rokoko abgelöst zu werden.

Die Zeitleiste zum Schluss verschafft einen guten Überblick über wichtige Geschehnisse in dieser Epoche. Ein tolles Heft, das sich der Bilder wegen bereits zu kaufen lohnt.


Anbei ein Poster von dem Gemälde "Amor als Sieger" von Caravaggio













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