Rezension: Die unerhörte Wahrheit- Irene Khan

"Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen." ( Artikel 1- Allgemeine Erklärung  der Menschenrechte)

Irene Khan war von 2001-2009 Generalsekretärin von Amnesty International. Sie plädiert in diesem Buch für die weltweite, absolute Durchsetzung der Menschenrechte, die überall mit Füßen getreten werden.

Artikel 25 der  Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte lautet:  "Jeder Mensch hat einen Anspruch auf eine Lebenshaltung, die seine und seiner Familie Gesundheit und Wohlbefinden, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztlicher Betreuung und der notwendigen Leistungen der sozialen Fürsorge gewährleistet, er hat das Recht auf Sicherheit im Falle der Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität, Verwitwung, Alter oder von anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände."

Wir alle wissen, wie die Realität weltweit aussieht. Kofi Annan, der das Vorwort des Buches geschrieben, hat hält fest: "Kriege und politische Krisen, die Bedrohung durch Klimawandel und Wirtschaftskrise, die Ausbreitung von Seuchen- all diese und viele andere Risiken treffen die Armen stets am härtesten"..." Für die Armen ist die Sicherung der Freiheit genau so wichtig wie der Zugang zu Bildung und die Beendigung der Diskriminierung von ebenso grundsätzlicher Bedeutung wie die medizinische Grundversorgung".

Jeder klar denkende und mitfühlende Mensch  wird Kofi Annan sofort zustimmen. Da die Realität  aber  geprägt ist  von Diskriminierung, Unterdrückung, Korruption, Unsicherheit und Gewalt , alles Phänomene und Praktiken, die gegen die Menschenrechte verstoßen, ist davon auszugehen, dass besonders  den armen Menschen  auf dieser Welt bewusst Freiheit und Gerechtigkeit verweigert wird.

Menschen in Armut, die keine Stimme besitzen, die ausgegrenzt und ausgeschlossen werden, ziehen Regierungen nicht zur Verantwortung ziehen, sofern ihre Sicherheit nicht gewährleistet wird.  Im Abschlussbericht von "Voice of Poor" heisst es: "Aus der Perspektive der armen Menschen ist ein schlechtes Leben bzw. eine geringe Lebensqualität  viel mehr als nur materielle Armut. Hier sind verschiedene Dimensionen ineinander  verflochten, die zusammen ein anhaltendes Gefühl der Ohnmacht hervorrufen, die mit einem Mangel an Wahlfreiheit und Handlungsfreiheit verbunden ist".

Nicht überall haben Menschen Zugang zu sauberem Wasser und Gesundheitsversorgung. Eine einfache Unterkunft, Bildung und Nahrung sind Grundbedürfnisse, deren Erfüllung jedem Menschen möglich sein muss, weil er nur so ein Leben in Würde zu  führen vermag. Khan verdeutlicht, dass Menschenrechte der Anspruch der Schwachen sind, die Mächtigen zur Rechenschaft zu ziehen und von daher ist Armut vor allem eine Frage der Rechte.

Khan macht in ihren Berichten  deutlich,  wie man Diskriminierung und Ausgrenzung beseitigen kann und auch muss, nicht zuletzt auch, weil die meisten Opfer von Verbrechen vor allem Arme sind. Armut  steht dagegen, dass Frauen  aus gefährlichen,  von Gewalt gekennzeichneten  häuslichen Verhältnissen  entkommen und noch immer ist in armen Ländern das Ausmaß der Müttersterblichkeit immens, weil der Zugang zur medizinischen Grundversorgung fehlt.

Auf der Rückseite des Buches ist festgehalten, dass derzeit 963 Millionen Menschen jeden Abend hungrig zu Bett gehen, 1 Milliarde Menschen in Slums leben und jede Minute eine Frau  bei der Geburt ihres Kindes stirbt. 20 000 Kinder sterben täglich aufgrund mangelnder hygienischer Verhältnisse. Dringender Handlungsbedarf  ist erforderlich. Nach der Lektüre des Buches  ist mir noch  bewusster geworden, dass  dem weltweiten Raubtier-Kapitalismus Einhalt geboten werden muss.  Dieser nämlich verhindert Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit  aller. Es wird Zeit dieser Form des Kapitalismus ethische Pflichten aufzuerlegen. Die 100 % Versteuerung der Boni ist ein Schritt in die richtige Richtung.




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