Rezension: Denken mit Blaise Pascal (Broschiert)

Der französische Mathematiker, Physiker und Religionsphilosoph Blaise Pascal ( 1623-1662) baute die Kombinatorik und Wahrscheinlichkeitstheorie aus. Er entdeckte die Eigenschaften der Zykloide, erörterte das pascalsche Dreieck, arbeitete an der Konstruktion der Rechenmaschine, wies die Abnahme des Luftdrucks mit der Höhe durch Messungen mit dem Barometer nach und entdeckte das Gesetz der kommunizierenden Röhren.

Im Kloster Port Royal wandte er sich nach einem mystischen Erweckungserlebnis dem Jansenismus zu.
Seine " Lettres à un Provincial " sind ein scharfer Angriff gegen die Gesetzesmoral der Jesuiten.
Wegen Krankheit konnte er eine Schrift zur Verteidigung des Christentums nicht mehr vollenden. Die im Buch veröffentlichten Stücke ergeben eine kleine Auswahl aus besagten " Pensées ". Obschon Pascal selbst Naturwissenschaftler war, war er im Religiösen der große Gegenspieler des naturwissenschaftlichen Rationalismus und Optimismus. Er war davon überzeugt, dass der Verstand nur mit der Logik des Herzens funktionieren kann. Dabei soll die Logik die genaue Grenze angeben, wo der Glaube beginnt und die vom Glauben erzwungenen Widersprüche so exakt wie möglich formulieren. Pascal begründet seine Glaubensbeweise in Anlehnung an die geometrische Axiomatik und an die Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Auf diese Weise kommt die Vernunft zur Einsicht ihrer Unzulänglichkeit und zu dem Entschluss, im Absurden und im logischen Widerspruch das Zeichen der höchsten Wahrheit zu erkennen. Pascals Einfluss reichte über S. Kierkegaard, F. Nietzsche und die französischen Existentialisten bis in die Gegenwart.

"Denken mit Blaise Pascal " bedeutet sich mit der Größe des Menschen, seiner Eitelkeit, Einbildung, Eigenliebe , seiner Schwäche und Nichtigkeit auseinanderzusetzen, genau diese nämlich sind in dem Büchlein in kürzeren und längeren Sentenzen thematisiert.

Unmöglich auf all die Gedanken im Buch im Rahmen dieser Rezension Bezug zu nehmen. Mich haben seine Sentenzen zur Nichtigkeit des Menschen am meisten beeindruckt. " Wer die Nichtigkeit der Welt nicht sieht, ist nichtig. Auch die jungen Menschen , die sie nicht sehen, die alle im Lärm stehen, in den Zerstreuungen und in den Gedanken an die Zukunft? Aber man nehme ihnen die Vergnügungen und man wird sie eintrocknen sehn vor Langweile; sie fühlen die Nichtigkeit, ohne sie zu erkennen; denn es ist besser, unglücklich zu sein, als in einer unerträglichen Traurigkeit zu sein, wenn man auf sich selbst zurückgeführt ist und nicht 
mehr zerstreut "

Nichts scheint dem Menschen unerträglicher, als in vollkommener Ruhe zu stehen, ohne Leidenschaft, ohne Geschäft, ohne Zerstreuung, ohne Eifer. Dann nämlich fühle er seine Nichtigkeit, seine Verlassenheit, seine Leere. Pascal ist davon überzeugt, dass dann der Seele des Menschen Langeweile, Schwärze, Traurigkeit, Schmerz, Verzweiflung und Ekel entsteigt. Der Denker resümiert, dass die Menschen den Tod, das Elend, die Unwissenheit, nicht heilen konnten und sich schließlich geeinigt haben, nicht daran zu denken. Dies sei alles, was sie erfunden haben, um sich zu trösten. Allerdings sei es ein nichtiger Trost , weil er nicht das Elend zu heilen sucht, sondern es nur verstecken möchte für geringe Zeit und indem er es versteckt, würde der Mensch erreichen, dass man nicht mehr daran denkt es zu heilen . Heilung ist allerdings möglich, indem man sich Gott zuwendet.

Soweit die erfreuliche Botschaft eines tiefgläubigen Mathematikers, der für sich einen Weg fand, um der Leere zu entgehen. Es ist sicher nicht der schlechteste Weg.






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