Rezension: Gosford Park (DVD)

Wozu verpflichtet Adel wirklich?,

"Gosford Park" ist ein Film des Regisseurs Robert Altmann. Es handelt sich laut Beschreibung des Focus um einen "mysteriösen Krimi in bester Agatha Christie - Tradition". Um die Spannung nicht zu mindern, werde ich über den krimirelevanten Handlungsverlauf an dieser Stelle nichts berichten, sondern andere, vielleicht weitaus interessantere Facetten dieses hervorragenden Films beleuchten. Der Streifen ist nämlich eigentlich eine Milieu-Studie.
Die Handlung spielt in der britischen Upperclass während der frühen Dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts und dort auf dem Landsitz von Sir William Mc Cordle (Michael Gambon) und Lady Sylvia (Kristin Scott-Thomas).
Gezeigt wird das exaltierte, betont distinguierte Verhalten der Jagdgesellschaft, die sich dort gerade aufhält. Thematisiert werden finanzielle Geldnöte verschiedener Adeliger, die auf Kosten Dritter ihr Upperclass-Leben parasitär weiterzuführen suchen, thematisiert werden auch die Beziehungen zum Personal.

Einerseits besteht zwischen der so genannten Herrschaft und dem Personal eine geradezu eheliche Vertrautheit, anderseits jedoch wird stets darauf geachtet den Klassenunterschied zu unterstreichen. Inmitten beinahe vertraulicher Gespräche, werden harsche Anweisungen erteilt, die die vorhergehende Vertraulichkeit sofort als Farce entlarven.

Während die Jagdgesellschaft ausgiebig feiert, wird sie von einem Tross von Bediensteten versorgt, die ihr Eigenleben nahezu aufgegeben haben und sich mit ihrer "Herrschaft" völlig identifizieren. Die Tätigkeiten des Personals werden akribisch ausgeleuchtet. Man sieht sie u.a. beim Silber- aber auch beim Schuhe putzen, beim Anzünden der Kandelaber, beim Wäschewaschen, beim Kochen, beim Bedienen, pausenlos quirlig und aktiv, im Gegensatz zur adeligen "Herrschaft".

Das weibliche Personal ist dem Despoten Sir William sogar sexuell zu Willen und duldet seine Übergriffe ergeben, auch wenn die Folgen nicht ausbleiben, derer sich William allerdings kühl zu entledigen weiß.

Ein Gast (er ist Regisseur) aus Amerika ist verblüfft über die Gepflogenheiten im englischen Adel. Dessen vermeintlicher Domestik (ein von ihm eingeschleuster Schauspieler) befragt das Personal nach deren Befindlichkeiten und möchte auch wissen seit wie viel Generationen die Bediensteten bereits ihren Job ausführen. Es zeigt sich, dass bei den meisten von einer freien Berufswahl nicht die Rede sein konnte, gleichwohl das Klassensystem von ihnen offenbar nicht in Frage gestellt wird.

Nur einer der Bediensteten, man sieht ihn stets lesend, scheint über die rigiden Verhältnisse nachzudenken und sich über die Verhaltensmuster, insbesondere über die von Sir William, innerlich zu empören....

Gelungene schauspielerische Darstellungen, hervorragende Dialoge (sie wurden mit einem Oscar ausgezeichnet), wirklich schöne Innen -und Außenaufnahmen.












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