Rezension:Don Juan de La Mancha oder Die Erziehung der Lust: Roman von Robert Menasse

Am Ende lief es immer auf oralen Sex hinaus: wir redeten und redeten (Menasse)

Der 1954 geborene österreichische Schriftsteller Robert Menasse hat eine rabenschwarze Satire über die Folgen der 68er Aufklärungsbemühungen für die gebeutelte, nachfolgende gebildete Männergenerationen geschrieben.

Nathan , sein Protagonist, - während der Erzählzeit um die Fünfzig, demnach im Alter des Autors -, ist Sohn bereits früh getrennt lebender Eltern. Sein Vater , ein selbstverliebter Gesellschaftskolumnist, erteilt ihm zackige Lebensdirektiven und will nach Möglichkeit nicht von seinem Sohn belästigt werden. Seine Mutter, eine geschwätzige , unlogisch argumentierende Frau alten Schlages, entlässt Nathan im Grunde ahnungslos in eine veränderte Frauenwelt, in der- zumindest bei den Studentinnen der damaligen Zeit- alle Handlungen begründet werden müssen, auch jene im Bett.

Nathan studiert Publizistik, wie man seinen retrospektiven Betrachtungen entnimmt. Er ist politisch aktiv und hat Erfolg als Schreiberling in der Studentenzeitung mit dem Artikel " Das Hymnen- eine bürgerliche Erfindung?" .

Schließlich lernt er Franz kennen , mit dem er Jahrzehnte lang eine enge Männerfreundschaft pflegen wird.

Zeitgleich begegnet ihm Alice. Sie wird später eine sehr erfolgreiche Schauspielerin in Paris sein. Für die Hauprolle im Film " Der letze Mann" erhält sie den Cesar als die beliebteste Schauspielerin. Dem Protagonisten des Film schneidet sie übrigens mit einem elektrischen Küchenmesser den Penis ab.

Der Student fügt sich in seinen frühen Jahren in " Penetrationsdebatten", nicht zuletzt , weil er in Ruhe abwarten konnte, ob sich überhaupt eine Erektion einstellte.

Nathan ist ein gutaussehender junger Mann. Die Frauen mögen ihn. Er wird von ihnen zwar pausenlos verführt, gelangte damals aber letztlich nie zu einem " richtigen" , " gesunden" Orgasmus , wie er später als 50 jähriger in seiner Badewanne überdenkt, als er dort in pharmazeutisch hergestelltem Fruchtwasser relaxen möchte.

Er fragt sich an anderer Stelle, weshalb er als junger Mann nie animalisch reagiert hat und meint zu erkennen, dass die Form, wie man damals intersexuell agierte dienstleisterlisch war, weil man damals nicht zuletzt der Frauenbefreiung und der Emanzipation zu dienen hatte.

Er ist irritiert von der Abstraktheit und Selbstgefälligkeit -mit der insbesondere die von ihm geliebte Alice -über Sinnlichkeit und Lust sprach. Er weiß, dass er unfrei war.

Zwischen der höchst amüsanten Badewasserszene und seinen Studienjahren liegt Nathans Karriere als Journalist.

Nachdem der Publizistikstudent sein Studium abgebrochen hat , verschafft ihm sein Vater die Möglichkeit journalistisch tätig zu werden, allerdings protegiert er ihn keineswegs. Nathan soll selbst etwas leisten.



All dies , was er als Student im Bett erlernt hatte, wird im Berufsleben bedeutungslos. Jetzt lernt er Frauen kennen , die die reine Lust wollen.

Die fünfundzwanzigjährigen Frauen setzten sich sogleich " auf Schwänze, so wie heute Telefone auf Ladestationen sitzen". Er erkennt in dieser Haltung allerdings auch den Pferdefuß, denn die Mädels wollten, solange sie jung waren und ihr Körper etwas hergab, ihr Glück machen. Dieses Glück sollte dann halten bis zum Tod. " So geil wie die neuen Pornos und zugleich so romantisch wie die alten Groschenhefte."

Nathan heiratet zweimal. In zweiter Ehe eine promovierte Philosophin, bei der er die Zärtlichkeit für sich entdeckt und keineswegs mit ihr vögeln möchte, sondern sich stattdessen wünscht in ihren Geburtkanal einzudringen.

Zehn Jahre währt dieses Glück. Er wird in dieser Zeit Chefredakteur, sie Aufsichtsrätin in einem Wirtschaftunternehmen. Der Erfolg entfremdet die beiden voneinander und Nathan wird " Spezialist für frustrierte, verheiratete Frauen", nicht zuletzt , weil sich das Paar so selten sieht.

Als er seinen Job verliert, kümmern sich die Psychotherapeutin Hannah seelisch und Christa, seine Geliebte, sexuell um seine Belange.

Sein berufliches Tief allerdings ist nur ein vorübergehendes, denn zu Ende des Buches schreibt Nathan wieder für die Zeitung, ist weiterhin mit der Philosophin verheiratet und vielleicht durch diese Dame ein wenig weise geworden. Er hat die Zärtlichkeit durch Beate für sich entdeckt.

Was will er mehr?

Damit kann er alt werden. Hypochondrisch, wie er ist, beobachtetet er mit seinen fünfzig Jahren natürlich fortwährend seinen körperlichen Verfall, ganz anders als sein Vater, der im Alter von achtzig beim Beischlaf mit seiner siebzigjährigen Geliebten einem Herzschlag erlag.

Nathan ist ein verwirrter Intellektueller seiner Zeit, ganz klar.

Empfehlenswert. Äußerst amüsant zu lesen.












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