"Bleibe unabhängig" Chamfort, Maximen (1795)
In allen Zeiten haben die Menschen mit Statusängsten gekämpft. Der Verlust der gesellschaftlichen Stellung wurde stets als bedrohlich empfunden und es wurden alle denkbaren Mittel ( auch wenig moralisch akzeptable) eingesetzt, um den Status beizubehalten oder gar zu erhöhen.
Alain de Botton definiert in seinem Buch zunächst den Begriff " Status " , um anschließend die vielfältigen Ursachen von " Statusangst " zu erforschen. Liebe und Anerkennung spielen hier eine beachtliche Rolle und da das Selbstwertgefühl in der Regel leider von der Achtung der anderen abhängt, ist das Verlangen nach gesellschaftlicher Geltung bei den meisten Menschen nicht unerheblich. Nicht nur die Sozialdarwinisten beurteilen den durchsetzungsfähigeren Menschen als denjenigen mit den besseren Anlagen, auch die Anhänger der Meritokratie gestehen der leistungsfähigeren Person eine höhere Wertigkeit zu.
Der Autor zeigt auf, was Philosophen, Ökonomen und Dichter sich einfallen ließen, um die Frage zu beantworten, ob die gesellschaftliche Stellung eines Menschen Rückschlüsse auf dessen Wertigkeit zulasse. Tolstoi kommt dabei zu anderen Ergebnissen als Adam Smith und die Bohemiens konstatieren laut de Botton " die Erfolgreichen werden selten die Klügsten und die Besten sein, sondern diejenigen reüssieren, welche die fragwürdigen Vorgaben ihrer Mitmenschen am geschmeidigsten bedienen; das untrügliche Zeichen für die ethischen und geistigen Defizite eines Menschen sei womöglich kommerzieller Erfolg."
Wer Dinge um ihrer selbst Willen tut, wird seltener Statusangst haben, als derjenige, dem es bei seinem Tun primär um Ruhm und Ehre geht. In einer Gesellschaft, in der Neid die oberste Priorität einnimmt und von allen Seiten forciert wird, werden Therapeuten sich nicht über einen Mangel an Patienten beklagen müssen!
Ein hervorragendes Buch!
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