Rezension: Trost der Philosophie von Boethius

"Der Ast, der mit aller Gewalt nach unten bis auf den Boden gedrückt worden ist, ragt sofort wieder zum Himmel, sobald die Hand, die ihn niederdrückte, losgelassen hat."( Zitat: Boethius)


Der römische Staatsmann und Philosoph Boethius (480-524) war Konsul und "Magister Palatii" des Ostgotenkönigs Theoderich. Von ihm wurde er des Hochverrats beschuldigt und hingerichtet. Durch seine Übersetzung und Kommentierung verschiedener Schriften des Aristoteles prägte er die lateinische Terminologie der Scholastik und wurde zum wichtigsten Vermittler zwischen Altertum und Mittelalter.
Das vorliegende Buch schrieb Boethius während seiner Kerkerhaft. Untergliedert ist es in 5 Bücher. Das Nachwort hat Professor Kurt Flasch von der Uni Bochum verfasst. " Trost der Philosophie thematisiert die Frage, wie ein guter Gott es zulassen kann, dass der Gute leidet, während es dem Bösen gut geht. Dabei wird allerdings keine christliche Theologie entfaltet, sondern vielmehr handelt es sich um die philosophische Frage nach dem freien Willen und der Natur des Bösen. Im Fokus stehen die Natur und die Rolle Gottes. Der Gott des Christen nimmt bei Boethius Anleihen an das " Eine" des Plotin, bei dem als erstes Prinzip das " Eine" als die Quelle allen Seins zu betrachten und prinzipiell in allem präsent ist.

Allerdings kann es nur von den Wenigsten in außerordentlichen, mystischen Momenten erfasst werden und wird insofern nicht als der persönliche christliche Gott begriffen. Der Trost, den der Philosoph herausarbeitet, hat eindeutig seinen Ursprung im Neuplatonismus und Stoizismus. Das Buch stellt sich als Dialog zwischen dem in Prosa sprechenden Boethius und der personifizierten Philosophie dar, die sich in Versen artikuliert. Die philosophisch einflussreichste Passage ist wohl jene, in der Gott als " ewig" definiert wird, die Welt hingegen als "immer seinend", demnach ohne Anfang und Ende, gleichwohl in der Zeit.

Eine Textpassage hatt mir besonders gut gefallen: "Ich glaube nämlich, dass den Menschen ein widriges Geschick mehr als ein günstiges nützt. Dieses lügt nämlich immer unter dem Scheine der Glückseligkeit, während es zu Schmeicheln scheint; jenes ist immer wahr, da es in einer Veränderung seine Unstetigkeit zeigt; dieses täuscht, jenes belehrt. Dieses bindet die Seelen der Genießenden mit dem Scheine lügnerischer Güter, jenes löst sie durch die Einsicht in die Gebrechlichkeit jener Glückseligkeit." ( Zitat S. 50)







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