Rezension: Wir sind das Salz von Florenz (Taschenbuch

Es lebe die Freude. Es leben die Farben . Es lebe alles Bunte.,

Tilman Röhrigs beinahe 900 Seiten umfassendes Buch ist wirklich packend geschrieben und dabei ausgesprochen informativ. Dem nachdenklichen Autor ist es gelungen, die Blütezeit und den Untergang des Hauses Medici während der Renaissance in Florenz detailliert zu schildern und in diesem Zusammenhang den Glaubenswahn des, zu besagtem Zeitpunkt in der toskanischen Metropole ansässigen Dominikaner- Mönchs Girolamo Savonarola, wie auch seiner verblendeten Anhängerschar sehr plastisch nachzuzeichnen.


Geschickt hat der Autor die historischen Fakten mit der fiktiven Lebensgeschichte der Patrizierin Laodomia Strozzi verwoben. Die frühzeitig verwitwete Nichte aus altehrwürdigem Hause, versucht eigenwillig ihren Weg zu gehen. Dies gilt sowohl für ihr Erwerbs- als auch für ihr Liebensleben. Dabei entspricht ihre Lebens- und Sinnesfreude den Vorstellungen, die zuzeiten Lorenzo de'Medicis herrschten. Über dessen kluge Regentschaft und seine philosophischen Berater berichtet Röhrig ebenso ausführlich, wie über Lorenzos Sinn für alles Schöne und über sein breitgefächertes Mäzenatentum. Künstler, wie Leonardo da Vinci, Sandro Botticelli, Michelangelo Buanarrotti leben gerade jetzt in Florenz.


Durch ihre Werke huldigen sie dem Vielgeliebten, nicht zuletzt stets dann, wenn er von inneren und äußeren Aufständen heimgesucht wird und Erbauung besonders nötig hat. Keine Heimsuchung allerdings lässt sich mit der des finsteren Predigers Giralamo Savonarolas vergleichen. Nachdem Lorenzo frühzeitig verstirbt, beginnt der " puritanische " Kuttenträger sein terroristisches Unwesen subtil und dabei perfide auszubauen. Savonarolas Machenschaften in seinem "Gottesstaat" erinnern in vielem an die NS-Zeit ( Geheimpolizei, Gehirnwäsche von Kindern und Jugendlichen, Uniformierung und Gleichschaltung der Erwachsenen, Verbreitung von Angst und Schrecken). Wüsste man nicht, dass Despoten sich in ihren Handlungsmustern naturgemäß selten wirklich unterscheiden, könnte man fast meinen, die Nazis hätten bei Savonarola Anleihen hinsichtlich ihres Terrorgebarens genommen.

Trotz verbrannter Erde, trotz großem Schaden für die Nachwelt ist es immer wieder tröstend, dass auf Extremismus angelegte Machtstrukturen schließlich doch zum Untergang verurteilt sind. Aber es stellt sich die Frage, weshalb die Menschheit von diesen selbsternannten Heilsbringern nicht irgendwann für immer verschont bleiben kann?

Ein tolles Buch, welches historische Fakten, große Geschichte, aber auch damaliges Alltagsleben hervorragend schildert und dabei verdeutlicht, dass der Sinn des Lebens in der Buntheit und nicht im Grau in Grau zu finden ist.
 
Rezension Helga König 
 
 



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