Rezension:Im Winter ein Jahr (DVD)

Liebe Deine Kinder, wenn Du möchtest, dass sie gut gedeihen.

Wärme und Zartgefühl scheint die Architektin und Mutter zweier Kinder (Corina Harfouch) nur begrenzt zu besitzen. Zwischen ihr und ihrem Gatten ist die Liebe - erkennbar - schon lange gestorben. Beide leben einzig für ihren Status in der Gesellschaft. Ihre Kinder sollen leistungsbewusst diesen erworbenen Upper-Class-Status in die nächste Generation tragen.

Der Sohn Alexander allerdings ist an diesen Anforderungen zerbrochen, wie man recht bald erfährt. Er hat Suizid begangen. Ein sehr sympathischer, etwas verträumter Internatsschüler , der es allen recht machen wollte und dabei selbst auf der Strecke blieb . Lilli, die Tochter, eine junge Studentin, kann den Selbstmord ihres Bruders nicht verstehen. Sie fühlt sich gedanklich von dem toten Alexander verfolgt.

Dies allerdings erfährt man im Film ganz allmählich. In einer der Eingangsszenen erlebt man die unterkühlte Mutter bei einem Maler ( Josef Bierbrecher). Sie möchte, dass ihr toter Sohn und ihre lebende Tochter gemeinsam auf ein Bild gebannt werden. Dass der Sohn Suizid begangen hat, erfährt der Maler später durch Lilly.

Holland , so heißt der Maler, lässt sich Fotos, die Alexander zeigen, geben und macht weitere Fotos von Lilly, die er auch zeichnet, währenddessen er mit ihr spricht. Er möchte die Charaktere beider jungen Menschen kennenlernen, um dem Gemälde Authenzität zu verleihen.

In den Gesprächen mit Lilly erahnt der lebenserfahrene Holland die Lieblosigkeit, die innerhalb dieser Familie herrscht, ahnt auch die Anforderungen, die seine Auftraggeber an die Kinder gestellt haben.

Auch Lilly - sie ist die Widerständigere von beiden Kindern- kann die Kälte nicht ertragen, versucht bei ihren Liebhabern - anhänglich- zumindest körperliche Nähe zu finden.

Der gut 35 Jahre ältere Maler wird Lillys väterlicher Freund (nicht Liebhaber!). Bei ihm kann sie sich ausweinen. Von ihm fühlt sie sich verstanden. Im Gegensatz zu ihren Eltern verschweigt er ihr seine Probleme nicht. Er berichtet ihr von seiner großen Liebe zu einem anderen Mann, wegen dem er Frau und Kind verließ, von dessen Tod und seinem anschließenden Alleinsein. Holland macht der jungen Frau begreifbar, dass alle früher oder später der Liebe wegen leiden müssen, aber zumeist gestärkt aus diesem Leiden hervorgehen.

Der Maler zeigt Lilly die Zerbrechlichkeit von Menschen und die Notwendigkeit, dass ein jeder seinen eigenen Weg gehen und sich nicht in vorgezeichnete Schablonen pressen lassen soll.

Nicht Strenge und Härte, sondern Verständnis und Liebe helfen dabei, dass junge Menschen ihren Weg meistern. Das wird in diesem Film von Charlotte Link überzeugend verdeutlicht.

Schauspielerisch hervorragende Leistungen, exzellente Kameraeinstellungen und niveauvolle Dialoge machen aus diesem Film ein kleines Meisterwerk.















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