Rezension: Riedel - Glasmacher seit 250 Jahren - Geschichte und Zukunft.

Wie schönes Design zu wahrem Genuss führen kann.

Wer gute Weingläser liebt , wird früher oder später die Marke Riedel zu schätzen wissen, weil diese Gläser nicht nur formschön sind , sondern auch nach weinspezifischen Kriterien entworfen werden. Optimaler Weingenuss wird auf diese Weise gewährleistet, wie ich bestätigen kann, denn ich trinke meinen Wein seit zwanzig Jahren nicht grundlos aus solchen Gläsern.

Glas entsteht aus verschiedenen Grundstoffen, welche zur Schmelze gebracht werden und bei welchen die geschmolzene Mischung beim Abkühlen nicht kristallisiert, stattdessen amorph erhärtet, also verglast, spröde und lichtdurchlässig wird. Physikalisch gesehen ist Glas eine unterkühlte Flüssigkeit, welche beim Abkühlen bis hin zu festen Erscheinung immer zäher wird. Während der Phase der Abkühlung hat Glas bei bestimmten Temperaturen genau jene Teigigkeit, in welcher es sich beispielsweise von einem Glasmacher durch Aufblasen, Schwenken oder Rollen in feste Formen bearbeiten lässt.
Im vorliegenden Buch wird die 250 Jahre alte Geschichte des Hauses Riedel erzählt, ohne zu verabsäumen einen Blick in die Zukunft zu werfen, denn in jedem Riedel-Glasmacher steckt bis heute das Credo: " Der Ofen muss weiter brennen." Auch der Repräsentant der 10 Generation weiß, dass man Biss haben muss, um eine Firma mit Optimismus, Disziplin und Liebe weiter zu entwickeln.

Der Autor berichtet zunächst von Glasmachern in Böhmen zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges , den damaligen Rückschlägen in der Glasindustrie und dem dann folgenden Siegeszug des böhmisches Glases in alle Welt. Dieser Aufschwung hing eng zusammen mit der Entwicklung des neuen Kreide-Kristallglases, das den barocken Geschmack eher traf als die dünnwandigen Renaissanceformen venezianischer Gläser.

1756 wird das Glasmacher-Unternehmen Riedel gegründet. Der Autor schildert in der Folge sehr spannend die einzelnen Stationen der Unternehmensgeschichte in oft unruhigen Zeiten und berichtet über den Alltag im Glaskönig-Land.

Detailliert klärt Stefan Esser über den so genannten Ur-Riedel und die erste eigene Glasfabrik seines Enkels auf ; erwähnt werden die romantischen Waldglashütten und der darauf folgende Industrieboom. Man liest von den technischen Meisterleistungen unter dem Druck des Krieges, der Enteignung nach 1945 und dem Neuanfang durch ein avantgardistisches Design einer damals durch Riedel gegründeten Weinglas-Manufaktur im österreichischen Kufstein.

Immer wieder kann man sich an Fotos alter Gläser erfreuen, so etwa einem Trinkbecher mit geschnittener Figur der Jagdgöttin Diana aus dem Jahre 1820, sie ist umgeben mit wunderschönen Rokoko-Ornamenten und den Initialen FR ( Franz-Riedel), an einem Pokalpaar mit aufgemalten langfedrigen Paradiesvögeln in bunten Emaile oder aber an einem Deckelpokal im berühmten Annagrün von 1881 oder aber auch einer Vase aus schwarzem Glas mit Drahtgitterüberzug , um 1890. Schön auch sind die Parfumflakons aus Goldrubinglas und dunkelblaugrünem Kupferglas.

Die neuen Riedel-Gläser sind alle farblos, weil auf diese Weise der Wein visuell perfekt erfasst wird, dessen Farbe , Klarheit und Konsistenz. Die Serie "Sommeliers" besteht aus verschiedenen Gläsern in einem einheitlichen Grundstil, welche jeweils für ganz bestimmte Weine geschaffen sind. Bei der Gestaltung spielen Volumen, der Mundrand, die Verdunstung an der Oberfläche des Weines eine zentrale Rolle. Diese legendäre Weinglas-Serie wurde zur erfolgreichsten handgemachten Glasserie überhaupt. Es ist hochinteressant das Resümee der Riedel` schen Glas-Philosophie zum Ende des Buches zu lesen und in der Folge sich mit Georg Riedel gemeinsam über das wahrlich gelungene Glas " Burgunder Grand Cru " zu freuen, aus dem getrunken der Chambertin einem Kuss vom Himmel gleicht.

Ein gelungenes Buch.




Nachstehende Gläser möchte ich empfehlen, weil ich damit sehr gute Erfahrung gemacht habe:






Produkte der Serie "Sommeliers", die es auch bei Amazon gibt, sind zwar sehr schön. Amazon bietet  u.a.  das Rieslingglas an, aber sie sind hauchdünn. Ich habe diese Gläser deshalb vor Jahren in die hintere Ecke meiner Glasvitrine verbannt.  2 Rieslinggläser haben  vor langer Zeit das Zeitliche gesegnet. Ähnlich ging es mir mit den Bordeaux-Gläsern. Das Wasser war eine Idee zu heiß und entstand Spannung. 
 
Die Vinum-Gläser oben sind  formschön, der entsprechnde Wein trinkt sich gut daraus und man muss keinen Spülkurs absolvieren. Insofern rate ich zu Vinum-Gläsern.

Zum Thema Dekanter:




Diesen Dekanter habe ich als Accessoire in der Wohnung stehen und nutze ihn seit langer Zeit nicht mehr.
Er lässt sich nämlich nur schwer reinigen, wenn man nicht gleich abends nach Trinkgenuss ans Werk geht.
Habe es mit Reiskörnern, auch mit Backpulver und mit Zitrone versucht. Reiskörner funktionierten immer am besten. Eine nervige Arbeit. Der Dekanter ist allerdings sehr schön und das ideale Behältnis für Bordeaux.
 

Nachstehender Dekanter ist bestens. Die Aromen des Weines entfalten sich gut. Er lässt sich prima reinigen, sieht hübsch aus, wenn auch nicht so elegant wie das Modell oben.





 


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