Rezension:Das Kaffeehaus: Geschicht'n und 120 unwiderstehliche Originalrezepte für Torten, Gebäck und Mehlspeisen (Gebundene Ausgabe

 Rick Rodgers stellt im vorliegenden Buch das so genannte " Kaffeehaus " vor. Darunter versteht man in Österreich ein Cafe, in dem Zeitungen, Spiele u .a. bereitgestellt werden und die Gäste länger verweilen. Kaffeehäuser waren im 16. und 17. Jahrhundert zunächst im Osmanischen Reich verbreitet und ein beliebter Ort für Unterhaltung und Spiel. Wenig später trugen Kaffeehäuser auch in Europa zur Veränderung des Sozialverhaltens bei. 1647 wurde in Venedig das erste Kaffeehaus eröffnet.
Das Wiener Kaffeehaus geht auf J. Diodato zurück, dem am 17.1.1685 das Privileg erteilt wurde, das " Orientalische Getränk " zu verkaufen.
Zu den ältesten europäischen Kaffeehäusern zählt neben dem " Cafe Procope " (1886, Paris) auch das Leipziger " Haus zum Arabischen Coffe Baum " ( sicher belegt seit 1694) , das seit 1999 auch das erst deutsche Kaffeemuseum beherbergt ,
Im 19. Jahrhundert entwickelten sich Kaffeehäuser zu wichtigen Zentren kultureller, politischer und wirtschaftlicher Kontakte( z.B. das " Roman-Cafe " Berlin; das " Antico Cafee Greco ", Rom; das " Cafe de la Paux ", Paris.
Der Autor berichtet von der Geschichte des Kaffees und von berühmten Kaffeehäusern wie dem " Cafe Slavia " und dem " Stadthaus - Cafe " in Prag, dem " Cafe Dommayer " in Wien,, dem " Cafe New York " in Budapest.
Nicht jedes Lokal, in welchem man Kaffee bestellen kann, ist auch ein Kaffeehaus.
In Österreichs Hauptstadt ist genau festgeschrieben, was in einem Kaffeehaus serviert werden darf und was nicht. Der Autor listet die sechs verschiedenen Kategorien der insgesamt 2635 " Kaffeelokale " in Wien auf. Das ist im Hinblick auf das Thema sehr aufschlussreich.
Anhand einer kleinen Zusammenstellung aller Kaffeegetränke, die in einem klassischen Wiener Kaffeehaus serviert werden, gelangt man zu einem Überblick und weiß in Zukunft, was man unter speziellen Getränken, wie etwa " Einspänner ", " Franziskaner ", " Kapuziner " etc. zu verstehen hat.
Die Geschichte einzelner Torten Kuchen und anderer Leckereien, die in Kaffeehäusern zum Kaffee kredenzt werden, wird thematisiert.
Hochinteressant in diesem Zusammenhang ist die Geschichte der " Sachertorte ", der " Dobostorte ", der " Gugelhupfs ", des " Indianerkrapfens ", der " Gerbaudschnitten ", des " Kaiserschmarren " und des Reisdesserts" Trauttmannsdorff ".
Der Leser erhält 120 Original-Kaffeehausrezepte, welche alle von österreichischen, ungarischen und tschechischen Zuckerbäckern erdacht worden sind.
Rezepte für Grundteige und Glasuren, für einfache Kuchen, wie etwa Mohnkuchen oder Rehrücken, für raffinierte Torten, wie etwa die " Sachertorte" und die " Dobostorte ", für Strudel und süßes Hefegebäck, wie etwa " Buchteln " und " Böhmische Quarktaschen ", für Schnitten und Stückgebäck , wie etwa " Indianerkrapfen " und " Gerbaudschnitten ", für Plätzchen und Krapfen , wie etwa " Ischler Törtchen ", " Vanillekipferln " und " Spitzkrapfen ", für " Palatschinken" und süße Omelette, für süße Nudeln und Nudeln- das köstliche Rezept für " Powideltascherln " fehlt nicht- und für Aufläufe und Puddings warten darauf am heimischen Herd zubereitet zu werden , um kleinen und großen Süßmäulern Wonnegefühle zu bereiten.
Sehr informativ ist der kleine Kaffeehausführer zum Ende des Buches. Eine Fülle exzellenter Kaffeehäusern in Wien, Budapest und Prag sind nicht nur aufgelistet, sondern auch näher beschrieben worden.

Der Apfelstrudel nach einem Rezept von Wolfgang Leschanz ist übrigens unwiderstehlich und ganz einfach in der Zubereitung

Harte Männer , die süßen Genüssen angeblich abhold sind, dürfen " Rumpunsch" trinken, (das Rezept findet man auf Seite 211) und angesäuselt die alten Kaffeetanten bezirzen oder ihnen heimlich ins Hüftgold kneifen. Das sorgt im Allgemeinen für leicht hysterische Aufschreie und nimmt der heiligen Handlung des Kaffeetrinkens des preußischen Ernst.

Sehr empfehlenswert!



 

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