Rezension:Der goldene Topf: Ein Märchen aus der neuen Zeit (Gebundene Ausgabe)

"Wer wagt, durch das Reich der Träume zu schreiten, gelangt zur Wahrheit." ( Zitat : E.T.A. Hoffmann),

Schauplatz des " Goldenen Topfes" ist Dresden. Das schwarze Tor", das " Linksche Bad", die " Elbbrücken" zwischen denen sich ein Märchen aus neuer Zeit ereignet, lässt im Gegensatz zum Irgendwann und Irgendwo des Volksmärchens den klaren Hinweis auf das Hier und Jetzt erkennen.

Aus dem betont eingegrenzten Erfahrungsraum erschließt sich für Anselm, dem Protagonisten des Märchens, der Blick in eine andere, wunderbare Sphäre, wo die Geister zuhause sind. In seinen Augen rücken Alltags- und Geisterwelt zusammen und ineinander. Das hat zur Folge, dass ihm das Gewohnte fremd und das Ungewöhnliche wirklich anmutet. Zustande kommt diese Verschränkung, weil die Alltags- und Geisterwelt in sich bereits zweideutig sind. Für Anselm erscheint die Alltagswelt, repräsentiert durch den Konrektor Paulmann und seine Tochter Veronika, als eine Basis der Lebenssicherheit, aber gerade wegen des festgelegten Aussichten- Veronika möchte unbedingt "Frau Hofrätin" werden- als ein Gefängnis.

Die Geisterwelt hat allerdings auch zwei Seiten. Die hilfreiche Seite offenbart sich durch einen Salamander, einen Elementargeist, die feindliche durch eine Hexe, die aus der mystischen Verbindung einer Runkelrübe und der Feder eines Drachens hervorgegangen ist. Der Zusammenhang zwischen den beiden Welten besteht darin, dass der Salamander ein in mystischer Zeit begangenes Vergehen in der Bedürftigkeit der Enge bürgerlicher Verhältnisse so lange büßen muss, bis er seine drei weiblichen Nachkommen mit drei Jünglingen vermählt hat, die ein kindliches, poetisches Gemüt besitzen.

Zwischen den Zweideutigkeiten der Alltags- und Geisterwelt schwankend, erlebt Anselm die Realität als überaus doppelbödig, nicht zuletzt, weil er als Student in gesellschaftlicher Hinsicht noch nicht etabliert, in seinen Empfindungen labil und in der Art sich zu bewegen linkisch und fahrig ist. Anselm ist mithin ein kindlicher Tagträumer, welcher zu bürgerlichen Tugenden, wie etwa der kräftehaushaltenden Zielstrebigkeit kein Geschick hat.

Doch genau wegen dieser Eigenschaft nimmt ihn der Archivar Lindhorst, alias der Salamander, in seine Dienste. Dort findet er seine lang ersehnte Geliebte Serpentina wieder. Sie ist die Tochter des Archivars. Die Mitgift dieser Tochter ist ein goldener Topf. Das Glück, welches in dessen Glanz hervorzuschimmern scheint, wird durch das feindliche Prinzip der Hexe ins Grässliche verkehrt.

Nun glaubt Anselm das tatsächliche Glück bei Veronika und in der bürgerlichen Laufbahn finden. In diesem Moment aber verliert er sein poetisches Gemüt und findet sich in eine kristallene Flasche eingesperrt. In anderen Flaschen nimmt er andere Jünglinge wahr, die im Wahn leben, sich frei bewegen zu können. Er kennt nun, was im schon immer die Brust eingegengt hat: es ist bei aller scheinbaren Freiheit letztlich die bedrückende Enge des bürgerlichen Lebens.

Nach Erkenntnis entscheidet er sich für ein Leben mit Serpentina. Mit ihr wird er , nachdem der Salamander die Hexe besiegt hat, ins Reich Atlantis versetzt, wo aus einem goldenen Topf eine Lilie blüht und das Glück liebevoll beschützt........

Die Seligkeit im Reich Atlantis so erfährt man am Ende ist ein Leben in Poesie.

Ein bewegender Text, dessen Qintessenz ich gerne zustimme.




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