Rezension:Die perfekten griechischen Zitate: Sprichwörter und Spruchweisheiten (Gebundene Ausgabe)

"Die Lüge entsteht auf ähnliche Weise wie die Menschenfeindlichkeit."( Plato, Phaidon, 89d),



Herausgeber des Buches "Die perfekten griechischen Zitate" ist Professor Dr. Anton Grabner-Haider, der an der Universität Graz Religionsphilosophie lehrt.

Rund 1.400 Sprichwörter und Spruchweisheiten hat er zusammengetragen und in 5 Kapitel untergliedert. Es handelt sich um Sentenzen aus dem Neuen Testament, dem Alten Testament, Sprüche der Philosophen, Weisheitsspruche der Vorsokratiker, neugriechische Sprichwörter und Lebensweisheiten sowie Sinnsprüche der Dichter und Denker. Die Texte sind jeweils in deutscher Sprache, aber auch in Alt- bzw. Neugriechisch abgedruckt, auch sind die jeweiligen Quellen genannt. Jedes einzelne Zitat wird seitens des Herausgebers der Sentenzen-Sammlung interpretiert. Auf dem Klappentext wird versprochen, dass der Inhalt des Buches u.a. die Denkschärfe schult. Ich meine, dass dies nur dann geschieht, wenn man sich wirklich ernsthaft mit den Sentenzen auseinander gesetzt und sich entsprechende Notizen dazu gemacht hat.

Die Sentenzen aus dem Alten und Neuen Testament werden vielen aus dem Religionsunterricht bekannt sein. Als Christin habe ich diese Sätze mit großem Wohlwollen gelesen und bin sowohl von Professor Grabner-Haiders Auswahl als auch von seinen Erläuterungen begeistert.

Die Gedanken der Philosophen stimmen sehr nachdenklich. Manche Sentenzen sind geradezu "modern". So sagt Platon "Jeder Mensch braucht einen Rhythmus und Gleichklang". Das erinnert an eine Wellness-Botschaften aus der Apotheken-Zeitschrift. Der Herausgeber fügt allerdings erläuternd hinzu:"Die Philosophen wollen das gute Fließen des Lebens lernen, indem sie nach wahrer Erkenntnis und nach der gelebten Tugend streben."Das hört sich schon etwas tiefgehender als heutige Wellness-Botschaften an. Ich bin überzeugt, das ein Mensch nur auf diese Weise in Harmonie mit seiner Seele leben kann.

Eine neugriechische allgemeine Lebensweisheit besagt, dass die Bosheit die Krankheit und Hässlichkeit der Seele sei. Ich denke, dass dieser Satz von vielen Psychologen bestätigt werden kann , aber ich teile nicht Professor Grabners Meinung, dass wer anderen Böses antut, sein eigenes Mitgefühl mit fremdem Leben zerstört, sondern ich bin der Auffassung, dass derjenige, der anderen Böses antut, schon einen Mangel an Mitgefühl zu verzeichnen hat und bereits ein psychisch gestörter Mensch ist. Die Ursache für Bosheit ist ein Mangel an Mitgefühl und nicht die Folge.

Man sollte früh damit beginnen, aus den Lebensweisheiten anderer Menschen zu lernen. Bücher wie das hier rezensierte helfen dabei.

"Eine tapfere Seele findest du selten" ist eine neugriechische Lebensweisheit. Professor Dr.Grabner-Haider fügt begründend hinzu, dass zur Tapferkeit der Seele gehört, dass sie bereit wird jedes Schicksal zu ertragen. Das ist wohl wahr. Die meisten Menschen sind leider feige und egoistisch und ducken sich weg, wenn ihnen Nachteile blühen. Das macht es terroristischen Machthabern so einfach.

Der letzte Sinnspruch im Buch ist eine Sentenz von Theophrast:"Die Bosheit ist das Verlangen nach bösen Taten". Sehr klug wird dieser Satz erläutert:"Vor allem Menschen mit seelischen Verletzungen streben unbewusst danach, sich mit zerstörenden Taten an Mitmenschen zu rächen." Deshalb ist es sinnvoll darauf zu achten, andere nicht zu kränken, denn wir wissen nicht, ob diese Menschen nicht unschuldige Dritte für die Kränkung, die wir ihnen bewusst oder unbewusst zugefügt haben, leiden lassen.

Ein sehr gutes Buch.


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