Rezension:Eine kulinarische Entdeckungsreise durch München, die Oberbayerische Seenlandschaft und das Altmühltal (Gebundene Ausgabe)

Etwas über die Wirthausphilosophie bayerischer Gastronomen.,
Seit über 20 Jahren reise ich einmal im Jahr nach Bayern, zumeist nach München, um von dort aus gelegentlich auch Ausflüge in die oberbayerische Seenlandschaft zu unternehmen.Ohne meine Dumont- Taschenbuch- Reiseführer reise ich übrigens nie, denn sie vermitteln kulturell eine gute Übersicht. Leider geben sie kulinarisch nicht besonders viel her.

Seit ich die Serie " Eine kulinarische Entdeckungsreise " für mich entdeckt habe, habe ich vom " Michelin " Abstand genommen, weil die Bücher der von mir neuerdings immer wieder rezensierten Serie Hotels und Restaurants textlich weitaus greifbarer vorstellen , zudem warten besagte Bücher mit Fotos von Innen- und Außenansichten der gastronomischen Betriebe auf und fügen nicht selten ein Rezept bei, welches Rückschlüsse auf das Niveau der Küche zulässt.

Doch das ist nicht alles, auch Märkte, Erzeuger, Brennereien, Feinkost-Geschäfte, sogar Einzelhändler für Tischkultur lernt man kennen und kann insofern, wenn man auf Reisen ist, den Daheimgebliebenen etwas Sinnvolles mitbringen. Die Autoren Barbara Kagerer und Thomas Nehm verhelfen gemeinsam mit dem Fotografen Johann Scheibner zu einem guten Überblick über kulinarisch Entdeckenswertes im Altmühltal, in München und in der oberbayerischen Seenlandschaft.Bevor ich das Buch zu lesen begann, habe ich mir zunächst ausgiebig die vielen gelungenen Fotos angesehen und mich besonders an den schönen Landschaftsbildern erfreut.

Auf einer der ersten Seiten kann man sich auf einer Landkarte mit dem fokussierten Gebiet vertraut machen. Die Zahlen auf der Karte sind identisch mit den Seitenzahlen der einzelnen Betriebe in diesem Buch und bezeichnen ihre Lage.
Gleich zu Beginn lernt man Münchener gastronomische Betriebe kennen. München zeigt sich kulinarisch mediterran, was die gehobene Küche anbelangt, daran lassen die Autoren keinen Zweifel. Dass man mit dem "Restaurant am chinesischen Turm " und dem "Tantris" einsteigt, lässt sicher die Feinschmecker unter uns neugierig werden. Hans Haas lockt den Leser mit " Geschmorter Roulade vom Kalbsbackerl mit Gemüse und Lauchpüree ". Das " Tantris" , so erfährt man, hält für seine Gäste in zwei Weinkellern 70 000 Flaschen erlesene Weine bereit.

Man liest von den wichtigen Plätzen und Sehenswürdigkeiten in der City, vom Luxus der Maximilianstraße, schließlich auch ein wenig über Kulturelles und Sport in München. Der schöne Landschaftsgarten von Schloss Nymphenburg wird erwähnt, auch der Hofgarten und dortige kulturelle Ereignisse. Viele der fokussierten Restaurants kenne ich. Diese alle sind gut beschrieben. Einige sind mir nicht bekannt, deshalb machen sie mich neugierig. Das " Pschorr " liegt direkt am Viktualienmarkt. Es handelt sich um eine Wirtschaft mit Münchener Bierkeller-Atmosphäre, die ihr Bier nach alter Manier im Holzfass im unterhalb gelegenen Gewölbe auf Stangeneis kühlt. Eine interessante Adresse scheint auch der " Kaisergarten " zu sein, der in Schwabing gelegen ist. Dieses Restaurant verfügt über einen schönen Garten mit großen Holztischen und Bänken, um kleine Kastanienstämme sind sogar kleine Tische herumgebaut. Diese Schank- und Speisemeisterei macht einen wirklich guten Eindruck, wenn man den Bildern glauben schenken darf. Das eingefügte Rezept lässt auf eine junge, kreative Küche schließen, bei der man viel Wert auf die Qualität der Zutaten legt.

Die " Markthalle Engelschalking " ist wegen des integrierten Biomarktes interessant. Der Inhaber Klaus Seining hat ein Eldorado für Vegetarier, Veganer und Allergiker geschaffen. Dass 400 der dort angebotenen Weine Bioweine sind, spricht nicht gegen diese Markthalle.Im Münchener Norden liegt Schloss Schleißheim, das größte Barockschloss Deutschlands mit den schönsten Treppen und Parkanlagen dieser Epoche. Auch Freising ist kulturell sehr bemerkenswert, denn es ist seit dem 8. Jahrhundert Bischofssitz. Unter dem aus dem 12. Jahrhundert stammenden Dom befindet sich eine der größten romanischen Krypten.

Die Autoren warten mit einer Reihe interessanter gastronomischer Betriebe in der Region auf, u.a. auch mit einem typisch bayerischen Wirthaus in Oberschleißheim, in welchem die Speisekarte in bajuwarischer Mundart verfasst ist.Es folgt die Fokussierung des Münchner Südens. Orte wie Aying, Oberhaching, Neufarn bei Anzing , Gräfelfing haben kulinarisch viele bayerische Schmankerln zu bieten. Den " Brauereigasthof Aying " sollte man sich merken. Die Fotos überzeugen, das Rezept für den " Biergebeizten Ochsentafelspitz " auch.

Altötting ist eine Stadt der Kirchen und Klöster. In der Ortmitte befindet sich die Gnadenkapelle mit dem geheimnisvollen Gnadenbild der Schwarzen Madonna. Seit 500 Jahren begeben sich die Pilger in diesen Marien-Wallfahrtsort.Die Ursprünge des Gasthauses " Zur Post Altötting " reichen bis in 13. Jahrhundert zurück. Wer hier einkehrt, landet in keinem Touristenschuppen. Die Küche überzeugt durch delikate Speisen.

Gefallen hat mir auch die Präsentation des " Starnberger-Fünf-Seen-Landes " und " Von der Mangfall an den Kochelsee ".Ich werde die vielen lukullischen Adressen hier bewusst nicht erwähnen, weil es unfair wäre bei all den guten Adressen einige wenige hervorzuheben. Nur auf ein kleines Restaurant möchte hinweisen. Es befindet sich in Starnberg " Dechants Kleines Restaurant und Laden ". Hier ist das ehemalige Wohnzimmer der Großeltern aus dem Jahre 1908 zum Schmuckstück des Restaurants geworden.

An den Wänden hängen Gemälde der " Münchner Schule ". Der Inhaber Peter Dechant ist traditionell Fischer vom Starnberger See wie sein Vater, Großvater und Urgroßvater auch. Das vorgestellte Rezept zum Nachkochen überzeugt: " Duett von Loup de mer und Dorade auf indischem Spinat". Es folgen Empfehlungen am Tegernsee und Schliersee, die ich voller Neugierde las, weil ich mich dort schon mehrmals aufgehalten habe. An einem kalten Wintertag unternahm ich von Rottach-Egern einen Spaziergang nach Kreuth, um dort zu Mittag zu speisen. Das " Gasthaus zum Hirschberg " ist sehr gut skizziert. Man kocht dort tatsächlich so exzellent, wie die Autoren es beschreiben.

"An der bayerischen Donau zwischen Neuburg und Ingolstadt " ist die letzte Region, von der berichtet wird. Wunderschöne Landschaftsbilder vom Altmühltal machen deutlich, dass man keinen Fehler macht auch Orte wie Eichstätt, Kösching und Walting aufzusuchen.

Viele Rezepte warten darauf, nachgekocht zu werden. Beginnen Sie mit einem " Hirschragout " nach Art der " Schlossgaststätte Leutstätten ", die im idyllischen Würmtal auf halber Höhe zwischen Gauting und Starnberg liegt. Ein raffiniertes Rezept.


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