Weiblicher Narzißmus. Der Hunger nach Anerkennung von Bärbel Wardetzki

" Narzisstische Menschen sind äußerst empfindlich gegenüber Kränkung und Verlassenwerden und reagieren darauf mit Wut, Empörung"

und Rachebedürfnis statt mit echter Trauer."( Dr.B.Wardetzki)

Die von mir sehr geschätzte Autorin Dr.B. Wardsetzki befasst sich mit dem Phänomen des weiblichen Narzissmus. Bevor ich das Buch zu lesen begann, vertiefte ich mich zunächst in die Auflistung der Eigenschaften, die einerseits den männlichen, andererseits den weiblichen Narzissmus ausmachen.

Zu den Eigenschaften, die dem weiblichen Narzissmus zugeordnet werden, zählen: Anerkennung durch Anpassung bis zur Selbstaufgabe, ein weibliches Rollenbild, Negativität, anklammerndes Verhalten. Weibliche Narzisstinnen unterwerfen sich und geben sich in Beziehungen auf. Der Partner dient bei solchen Frauen als idealisiertes Ersatz-Selbst. Nach außen treten dabei allerdings eine passive Form der Aggressivität, Trotz und interne Abwertung.

Die Psychologin macht in der Folge u.a. die Auswirkungen früher Trennung deutlich. Sie schreibt von der Bedeutung der Geschwister und vielem anderem mehr, bevor sie dem Leser anhand einer sehr gut nachvollziehbaren Grafik das "Narzisstische Spaltungsmodell" vor Augen führt, das die weiblich-narzisstische Störung bestens zu erklären vermag.
Die Autorin fasst zusammen: "Perfektionismus, Pseudounabhängigkeit, Leistung, Starksein, Manipulation, Überanpassung, Stolz und ständiges Agieren dienen dazu, ihre Minderwertigkeitsgefühle auszugleichen." Allerdings verhält es sich so, dass diese Frauen das gesunde Maß verloren haben. Leistungen müssen besonders gut sein, das Aussehen muss perfekt sein.

Das "Beziehungs-Spaltungsmodell" im Anschluss daran macht klar, welche Konflikte durch das pausenlose Abwerten und Idealisieren entstehen.

Wardetzki zeigt wie Betroffene anhand von 7 Reifungsschritten zu einem neuen Bewusstsein gelangen. Zu diesen Schritten gehört die Kapitulation vor dem falschen Selbst, die Konfrontation mit Angst und Unsicherheit, das sich Einlassen auf den anderen und das Erleben von Nähe und Liebe in Gegenseitigkeit.

Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen, weil mir in meinem bisherigen Leben viele solcher Frauen begegnet sind und ich nie wusste, wie ich ihnen helfen kann. Mir war nicht klar, welche inneren Konflikte diese Personen tatsächlich mit sich herumtragen, wie groß ihre existenziellen Ängste sind, weshalb sie ihre Beziehungen krankhaft kontrollieren, woher ihre Wut und ihre Streitsucht kommt und weshalb ihre Liebes-Beziehungen so viele Komplikationen aufweisen.

Ich bezweifle, dass narzisstische Frauen durch das Buch alleine ihre Denken und Verhalten ändern können, allerdings ist der Text ein hervorragender Denkanstoß für Betroffene, dem ein Gang zum Psychotherapeuten folgen sollte. Das Zusammenleben mit einem Narzissten, egal ob weiblich oder männlicher, scheint mir überaus unerquicklich. Ich glaube man benötigt sehr starke Nerven, um die Gefühlsschwankungen und alles andere ertragen zu können.

Den Partnern von Narzisstinnen empfehle ich das Buch zu lesen und mit ihren Herzensdamen anschließend einem guten Therapeuten aufzusuchen. Natürlich wird es nicht einfach sein diese Damen zu diesem Schritt zu ermuntern. Anmerkungen