Gedankliche Irritationen., 14. Februar 2010
Von Helga König "helga-koenig@web.de" - Alle meine Rezensionen ansehen
Dieser sehr romatische Film, der im 19. Jahrhundert in Frankreich und Japan spielt , beruht auf dem Bestseller "Seide" von Alessandro Baricco, den ich leider nicht gelesen habe. Insofern muss ich mich bei meiner Beurteilung ausschließlich auf den Film beziehen und kann keine Stellung dazu beziehen, ob die wesentliches Momente des Romans im Film wiedergegeben worden sind.
Thematisiert wird der wirtschaftliche Aufstieg eines kleinen französischen Dorfes aufgrund der Produktion von Seide. Der junge Hervé Joncours (Michael Pitt) reist mehrfach nach Japan, um dort Seidenraupen zu kaufen, durch die die Seidenproduktion erst möglich wurde. Hervés, der zunächst französischer Soldat ist, entscheidet sich zu Seidenhändler zu werden, um auf diese Weise eine Existenz gründen zu können. Er möchte die schöne Hélene (Keira Knightley) heiraten und tut dies auch, nachdem er die Mittel dazu erworben hat. Hervé wird wohlhabend, liest seiner jungen Frau die Wünsche von den Augen ab und schenkt ihr einen Garten, den sie in ein Meer von weißen Linien verwandelt. Dem anfänglichen Glück folgen Phasen tiefer Depression. Hervés Gedanken sind mit einer japanischen Konkubine befasst....Das wirtschaftliche Hoch dauert auch nicht ewig......
Die schöne Helene beobachtet, erfühlt und versucht ihrem Mann die Frau zu sein, die er sich gedanklich wünscht. Sie liebt, ist nachsichtig und verabschiedet sich auf eine Weise, die ihrem einfühlsamen Wesen angemessen ist.
Was geht in Hervé nach ihrem Abschied vor? War sie die Frau seines Lebens oder gilt sein Sehnen der Konkubine, die ihn in Japan mit subtilen körperlichen Wonnen vertraut gemacht hat.
Ein bittersüßer Film, der sich durch traumhafte Bilder auszeichnet. Sparsame Dialoge machen es möglich, dass man sich verstärkt auf die Bilder einlässt und begreift, was Hervé immer wieder betört: Schönheit und das Fremde. Möglicherweise ist ihm Hélene stets die schöne Fremde geblieben, die ihn auch in Japan gedanklich magisch angezogen hat und die japanische Konkubine zu einem bloßen Surrugat werden ließ.
Die Bild- und Tonqualität sind bestens.