Nachts kommen die Füchse von Cees Nooteboom

"Ich habe den Nordwind verloren...." ( C. Nooteboom),
"Alles fing vor ungefähr dreißig Jahren an. Ich saß mit meiner damaligen Liebsten in einem Straßencafé am Hafen. Beflaggte Segelboote, eine Prozession auf dem Wasser, der erste Fischer mit einer Figur der heiligen Jungfrau, die anderen Fischer um ihn herum, Singen und Tuten, ein goldgekleideter Pfaffe, der das Meer mit Weihrauch segnete, heidnische Rituale, die hier wahrscheinlich schon vor Christus stattfanden, denn das Meer flößt Angst ein, die beschworen werden muss, und das geht nun nicht mal ohne Priester........"

Dies ist eine Textstelle aus einer der Erzählungen aus dem vorliegenden Buch von Cees Nooteboom, das wie immer leicht melancholisch, wie immer wundervoll einfühlend geschrieben ist. Vortrefflich beobachtet der weitgereiste Schriftsteller Situationen, skizziert sie mit leichter Feder, völlig unangestrengt. Wie immer spaziert er gedanklich spielerisch durch die vergangenen Jahrzehnte, beeindruckend weltläufig, hält irgendwo inne, ein längst vergessenes Gefühl aufgreifend, es packend, geradezu stellend und es in seinen Erzählungen zu neuem Leben erweckend, leicht melancholisch, von dubiosen Füchsen heimgesucht werdend, zu Zeitpunkten, wo andere an greisenhafter Bettflucht leiden.
Kurzbeschreibungen der knappen Erzählungen möchte ich nicht liefern, weil das Lesevergnügen dadurch vermindert wird. "Ich habe den Nordwind verloren..... Ich war glücklich, aber es gibt niemanden, dem ich davon erzählen kann. Ich muss warten, bis Sturm und Meer mich wieder zum entferntesten Punkt rufen. So ist es verabredet." Solche Sätze liest man in diesem Buch immer wieder, wenn man von Nooteboom in seine geheimnissvolle Gedankenwelt entführt wird. Nootebooms Sätze sind voller Poesie.







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