Argentinien / Chile von Dagmar Kluthe

Viertausend Jahre altes Eis am Lago Argentino.,

Udo Bernhard und Dagmar Kluthe nehmen den Leser mit auf eine Reise nach Argentinien und Chile und bringen ihm die Landschaften und Regionen dort mittels hochinformativer Texte und sehr schöner Fotografien nahe. Ihr Länderporträt haben sie untergliedert in: Die Städte, die Wüsten, das Wasser, Berge und Vulkane, die Wälder, die Ebenen, die Straßen, das Eis und die Inseln. Die Autoren vergleichen Argentinien mit einem Goliath, der die Südspitze Südamerikas beherrscht. Getrennt durch die Andenkette, schmiegt sich an seine westliche Seite Chile und erfreut sich der Küste zum Pazifischen Ozean.

Man liest gleich zu Beginn von den Metropolen Buines Airos, Santiago, Valparaiso, Ushuaia und Punta Arenas, lernt die Sehenswürdigkeiten dort kennen und bekommt das Lebensgefühl dieser Städte sehr gut nahegebracht. Das Hafenviertel von La Boca ist eine große Touristenattraktion der argentinischen Hauptstadt, über die man im Buch Näheres erfährt. Sehr lesenswert sind die Betrachtungen zum Thema Tango, der in diesem Hafenviertel geboren wurde. Erwähnt wird in diesem Zusammenhang Carlos Gardel, dessen Lieder jeder kennt, der den Tango zu schätzen weiß. Für die Chilenen ist nicht Santiago, sondern Valparadiso ihre schönste Stadt. Wieso das so ist, wird mehr durch den Text als durch die Bilder verdeutlicht. Die argentinische Stadt Ushuaia ist die südlichste Stadt der Welt. Sie liegt dreitaussendvierhundert Kilometer von Buenos Airos entfernt. Diese Stadt liegt am Beagle-Kanal, der nach dem Schiff des Entdeckers Fitzroy benannt wurde. Bei Sonnenschein soll sich das Wasser des Kanals von Grau zu Grün verwandeln und die Schneekappen von Cerro Martial, Monte Olivia und den Cino Hermanos, die sich hinter den letzten Häusern in den Himmel schieben, zu leuchten beginnen.
In der Folge lernt man u.a. die kleine und sehr arme Provinz Jujuy in Argentinien kennen, die von bemerkenswerter landschaftlicher Vielfalt ist. Nicht nur trockene, mit Kakteen übersäte Hochflächen kann man dort bewundern, sondern auch Schluchten mit unglaublichem Farbenreichtum und subtropische Flusstäler. Die fokussierten Wüsten beindrucken durch ihre Weite, aber auch durch ihre Oasen, die zu den ältesten Siedlungsorten der Welt zählen.

Iguazú heisst "große Wasser" in der Sprache der Guarani-Indianer. Die Wasserfälle von Iguazú liegen an der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien und wurden 1541 von dem Spanier Alvar Nunez Cabeza de Vaca entdeckt. Argentinien und Brasilien müssen sich dieses Naturwunder in einem tropischen Dschungel teilen, der nicht minder fremd und aufregend ist wie das tobende Wasserspektakel, über das im Buch breitgefächert berichtet wird. Man lernt u.a. aber auch im Kapitel "Wasser" die Kanäle und Fjorde Feuerlands kennen und die Seengebiete der "Chilenischen Schweiz", bevor man mit den Bergen und Vulkanen der fokussierten Länder vertraut gemacht wird.

Der Aconcagua ist der höchste Berg Amerikas und ein sicheres Geschäft für den Abenteuertourismus. Im argentinischen Mendoza sollen sich Dutzende von Agenturen niedergelassen haben, die die Bergsteiger ans Ziel ihrer Träume zu bringen versprechen. Interessant sind die gewaltigen Gipfel Patagoniens im argentinischen Nationalpark Los Glaciares, aber auch der Lago Grey im chilenischen Nationalpark Torres de Paine und der Felskegel des Fitz Roy. Bergsteigerherzen dürften hier gewiss höher schlagen.

In Patagonien soll die Landschaft wie aus einem Märchen sein. Die beigefügten Bilder lassen mich dies sofort glauben und die Textbeschreibungen zu dieser Region machen mich überaus neugierig. Doch noch neugieriger macht mich allerdings das Eis. Zwischen Argentinien und Chile breitet sich das drittgrößte Eisfeld der Erde aus. Unwirtlich und gewaltig soll es sein und deshalb auch existiert bis heute kein exakter Grenzverlauf zwischen den beiden Ländern. Besonders dicht ans Eis kommt man bei der Laguna San Rafael. Traumhaft.

Man lernt des Weiteren u.a. die Osterinsel Rapa Nui und die dortigen steinernen Figuren kennen, deren Herkunft noch immer niemand erklären kann. Auch die Falklandinseln werden thematisiert und man liest von Kap Hoorn, dem südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents sowie der Drake Passage, wo der Atlantik und der Pazifik aufeinandertreffen.

Es folgen eine Zeittafel, die im Jahre 1470 ihren Anfang nimmt und 2006 endet. Dann werden die Reise-Top-Ten von Chile und von Argentinien aufgelistet, auch kurz erklärt und schließlich Wissenswertes zu den einzelnen Regionen im Schnelldurchgang benannt.

Ein informationsreiches Buch, das in mir den Wunsch verstärkt hat, die Länder Chile und Argentinien zu besuchen, vor allem das drittegrößte Eisfeld der Erde zu sehen.














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