Rezension: Dr. Schiwago -DVD

Anfang der 70er Jahre sah ich diesen Film als so genannter Teenanger gemeinsam mit Freundinnen im Kino. Ich war damals sehr berührt von der Filmhandlung, von der Musik und von den Bildern. Sofort verliebte ich mich in Dr. Schiwago, nicht zuletzt wegen seiner vielen guten Eigenschaften. Jahre später erst las ich das hervorragende Buch des Nobelpreisträgers Boris Pasternak.

Ich weigere mich allerdings einen Vergleich zwischen Buch und Film anzustellen. So weit nur: der Film ist großartig, auch wenn er nicht alle intellektuellen Facetten des Romans berücksichtigt.

Mittlerweile habe ich das Epos einige Male im Fernsehen und gestern auf DVD angesehen. Noch immer bin ich bewegt von der Filmhandlung und stimme Leander Hausmann zu, der in seiner Filmbeschreibung resümiert: - "Dr. Schiwago" ist ein großer Film. Ob er nun gefällt oder nicht. Denn er ist keine Geschmackssache.-

Gezeigt wird die Vita des russischen Arztes und Lyrikers Dr. Schiwago (Omar Sharif) , der vor dem Hintergrund der Oktoberevolution seine Lebenserfahrungen sammelt, die Abgründe der Menschen kennen lernt und nicht zuletzt aufgrund besagter Untiefen in große Schwierigkeiten gerät. Schiwago verliert bei der Bewältigung seiner Lebensprobleme seinen feinen Charakter nicht. Der Protagonist bleibt bis zum Schluss edel, hilfreich und gut. Goethe wäre begeistert gewesen. Das meine ich ausnahmsweise nicht ironisch.

Schiwago steht zwischen zwei Frauen, die er beide liebt, die nachvollziehbar beide gleich liebenswert sind und die ihn dazu noch beide intensiv lieben . Dass diese Gegebenheiten sein Herz nahezu zu zerreissen drohen, ist nur verständlich. Man leidet mit ihm.

Omar Sharif spielt die Rolle dieses russischen Arztes überzeugend. Die beiden weiblichen Hauptdarstellerinnen Julie Christi und Geraldine Chaplin verkörpern ihre Rollen gleichfalls vortrefflich.

Die bildschöne Lara (Julie Christie) ist die Frau, die möglicherweise dem Lyriker Schiwago näher steht, aber im Herzen dieses Mannes wohnen unzweifelhaft beide Frauen. Kein leichtes Los.

Schließlich entscheidet das Schicksal über den Verlauf der jeweiligen Beziehungen... Fest steht: die beiden Frauen betrachten sich nicht als Konkurrentinnen, sie halten beide viel voneinander und begegnen sich mit großer Wertschätzung.

Der Film wartet mit sehr gegensätzlichen Bildern vom Vorabend der Oktoberrevolution auf, er präsentiert Schlachten und Stadtbilder, zeigt den Wechsel der Jahrzeiten und weist auf die immerwährende Veränderung der Natur und der menschliche Schicksale hin.

Beeindruckende Rollen spielen übrigens Alec Guinness und Rod Steiger, die beiden Realisten des Films.

Mich fasziniert die menschliche Größe Schiwagos und der zwei Frauen.

Sie ist der Hauptgrund, weshalb ich mir diesen Film von Zeit zu Zeit immer wieder ansehe. Hier wird wirklich bedingungslos geliebt, fernab von kleinkrämerischem Egoismus, fernab von kitschiger Sentimentalität.

Dokumentationen zur Oktoberrevolution werden anderweitig besser dargeboten, darum geht es aber nicht. Hier geht es um ganz große Gefühle, nicht solche, die zu Krokodilstränen rühren, sondern solche, die das eigene Herz weiten.

Immer noch empfehlenswert.




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