Rezension: Gedichte: Die Lehrlinge zu Sais Dialogen und Monolog

Bald umarmen kann ich dich nun wieder. Sagen , wie dich meine Seele liebt (Novalis),
Novalis, eigentlich Georg Philipp Friedrich von Hardenberg( 1772-1801) gilt als einer der Haupvertreter der Frühromantik.

Sein Werk ist durch die Verschmelzung von Natur, Seele, Poesie und Religion gekennzeichnet. Dies wird in den Texten, Lieder und Gedichten des vorliegenden Buches dem Leser immer wieder vor Augen geführt.

Im Zyklus " Hymen an die Nacht" , sechs sich steigernde Gedichte, wird der Eros ins Mystisch-religiöse erhöht und die Nacht als Reich der Poesie verherrlicht. Die subjektive Todesüberwindung wird gleichgesetzt mit der Auferstehung Christi. Vereinsamung, Todessehnsucht und Wunsch nach jenseitiger Vermählung sind in diesen Gesängen enthalten. Der Tod wird dabei als Wollust betrachtet und Christus als Überwinder des Todes gesehen, als Verkünder einer den Menschen freundlichen Erlösung vom Licht.

Novalis` geistlichen Lieder haben alle einen mystischen Einschlag und sind Zeugnisse eines fromm resignierenden Glaubens.

Im Text " Die Lehrlinge zu Sais" geht es darum, dass unter der Leitung eines weisen Meisters , die sich im Tempel zu Sais aufhaltenden Lehrlinge sich bemühen die Wahrheit über das Wesen der Natur zu finden.

Hauptsächlicher Inhalt des Fragments ist die Vielgestalt von Naturdeutungen. Die Naturentschleierung ist für Novalis offensichtlich mystisch auf einem geheimnisvollen Weg mit vielen Stationen, jedenfalls nicht rational, erreichbar.

Aus seinen vermischten Gedichten habe ich einen Vers gewählt, der den Frühromatiker in ihm offenlegt:
Wir haben uns aus tausenden gefunden-
Wir wandeln einen Weg - Ein Stern ists, der und führt-
Erkennst Du nicht den Wink- ich habe ausgespürt,
Was mein wird- Dir sind noch die Augen zugebunden.
Auch ich seh ihn noch nicht- Geduld! - die Binde fällt-
Indess versöhne Dich die Freundschaft mit der Welt-
geduldige Dein Herz- zu desto tiefern Zuge
Naht Dir die Liebe dann mit ihrem Nectarkruge.


Das ist Novalis, der in einem seiner Gedichte folgende Worte zu Papier bringt:
"Welten bauen genügt nicht dem tiefer dringenden Sinne:
Aber ein liebend Herz sättigt den strebenden Geist."
Überzeugende Worte, nicht wahr?


Empfehlenswert!


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