Rezension:Was die Seele glücklich macht: Das Einmaleins der Psychosomatik

Kultivieren Sie Ihren Seelengarten. Das wird Sie glücklich machen.,

rimar Dr. med. Manfred Stelzig leitet seit 1991 den Sonderauftrag für Psychosomatische Medizin der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Salzburg.

Er untergliedert sein Buch " Was die Seele glücklich macht " in drei Teile.

Im ersten Teil handelt er breitgefächert die Frage ab: " Wie entstehen psychosomatische Erkrankungen? " Im zweiten Teil legt er spezielle psychosomatische Krankheitsbildern dar. Der dritte Teil gilt den Bildern zur Struktur der Seele.

Der Autor erklärt dezidiert wie psychosomatische Erkrankungen entstehen und thematisiert u .a . die " Konversionstheorie ", wonach ein Konversionssymptom dann entsteht, wenn ein intensiver innerer Wunsch nicht gelebt, nicht in die Tat umgesetzt werden kann, mitunter nicht einmal gedacht werden darf, da er auf innere Verbote trifft. Die Folge ist, dass sich ein Konflikt bildet, welcher aus dem Bewusstsein verdrängt wird. Dann wird das alles ins Körperliche verdreht bzw. verlagert und findet dort seinen Ausdruck. Nicht selten sind dies Schmerzzustände, aber auch organisch nicht erklärbare Erkrankungen, ja sogar Lähmungen.

Obgleich die Gesamttheorie zur vegetativen Neurose von Franz Alexander( ein Pionier der Psychosomatik) heute überholt ist, sind laut. Stelzig folgende Phänomene weiterhin Grundlage der Entstehung psychosomatischer Erkrankungen: Angst, Wut, Kränkung oder Enttäuschung. Sie gehen automatisch mit entsprechenden Reaktionen des Vegetativums, des unwillkürlichen Nervsystems einher. Sofern Emotionen nicht abgebaut werden können, also gewissermaßen in sich " hineingefressen " werden, weil sie nicht durch positive Gefühle unterbrochen und abgelöst werden, haben sie Blutdrucksteigerung, Durchblutungsstörungen und in verschiedener Weise psychosomatische Erkrankungen zur Folge.

Man liest von der Stresstheorie. Stress schlägt sich im serotonergen und noradrenergen System nieder, welches für Aufmerksamkeit, Antrieb, Kraft, Vitalität, Libido, aber auch für Schlaf und Entspannung zuständig ist. Bei Dauerdissstress (dauernder Überforderung) werden die Botenstoffe im Nervensystem zu schnell verbraucht, dadurch entstehen Mangelsymptome. Das Serotoninmangel -Syndrom hat Antriebsarmut, Lustlosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Libidoverlust, Schmerzen am ganzen Körper, Depressionen, Angst und Gereiztheit zu Folge.

Man erfährt, dass die so genannte Opferrolle zur Ausbildung psychosomatischer Erkrankungen führt, weil sie mit seelischem Leid verbunden ist. Der Autor warnt davor Opferrollen zu übernehmen, weil sie generell mit einer psychischen Sackgasse verbunden sind, aus der man wieder schlecht herauskommt. Wenn man nicht gelernt hat, negative Erlebnisse auszugleichen, zu bearbeiten und zu neutralisieren und die Selbstbeurteilung über die Fremdbeurteilung zu stellen, den Selbsttrost über die Kränkung durch die anderen, so läuft man in Gefahr, in die Opferrolle zu geraten. Man bleibt an der Verletzung, an der Kränkung hängen. Dieser negative Einfluss bestimmt den großen Teil unseres Tages. Daraus resultiert eine Anklage des Täters, ein Beklagen der Situation, ein Ärgern über die Vorkommnisse. Es entsteht schließlich eine Abhängigkeit von dem kränkenden, verletzenden Erlebnis.

Der Dauerstress, der dadurch entsteht, kann zu psychosomatischen Erkrankungen führen, wie etwa Schlafstörungen, Herzbeschwerden, Schmerzzustände, Verspannungen und vieles andere mehr.

Der Autor wartet mit Lösungsvorschlägen auf und spricht auch den Mangel an Problemlösungsbereitschaft an.

Ungelöste Probleme tragen die Neigung in sich, sich selbst zu verstärken und eventuell zu eskalieren. Herzrasen, Blutdruckkrisen, Kopfschmerzen, Störungen im Magen- und Darm- Bereich sowie Frust-, Konflikt- oder Spannungs- Essstörungen sind ein Ergebnis ungelöster Konflikte.

Erhellend sind die Gedanken zur Selbstliebe und Narzissmustheorie. Der Autor konstatiert, dass die Menschen verlernt haben sich selbst zu lieben. Man lebt für den anderen und erwartet, dass der Andere auch für einen lebt. Das Verhältnis dieser Abhängigkeit hat nichts mit Liebe zu tun.

Bei allem darf Selbstliebe nicht gleichgesetzt werden mit Egoismus. Selbstliebe ist notwendig, wenn man andere früher oder später nicht zur Last werden möchte, denn ohne Selbstliebe ist man abhängig von der Liebe des anderen. Viele psychosomatische Erkrankungen fußen auf einem Ungleichgewicht im Geben und Nehmen. Man muss also lernen sich entsprechend abzugrenzen.

Der Autor thematisiert die leistungsabhängige Liebe und ihre psychosomatischen Folgen und lässt auch Faktoren wie Mangel an einer transzendentalen Dimension nicht unerwähnt, die lebensbedrohlichen Erkrankungen Vorschub leisten. So ist die scheinbare Sinnlosigkeit des Daseins ein ständiger Energieräuber.

Wer lebensbedrohliche Krankheit nutzt über transzendentale Faktoren des Lebens nachzudenken, wird unter Umständen dadurch einen Energieschub aktivieren, der den Krankheitsverlauf positiv gestaltet.

Im zweiten Teil des Buches sind eine Fülle von speziellen psychosomatischen Krankheitsbildern aufgelistet, wie z.B. Rheuma.

Hier liest man, dass die " rheumatische Persönlichkeit " oft ein hohes Maß an innerer Einsamkeit, ein Defizit an Wärme, Schutz, Geborgenheit und Vertrauen besitzt. Stelzig hat ferner nicht selten ein ausgeprägtes Über-Ich festgestellt, mit besonderen Reinlichkeitsansprüchen und Ordnungssinn, Ästhetik und Beurteilungsdrang, d.h. heißt auch, dass ein deutliches Defizit im Bereich der prinzipiellen Selbstliebe und leistungsunabhängigen Liebe besteht.

Depression, Essstörung, Neurodermitis, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anders mehr werden beleuchtet und Beispiele aus der Praxis des Mediziners angeführt.

Im Vorfeld von Herzinfarkten gibt es immer wieder depressive Entwicklungen, die dringend psychotherapeutisch und medikamentös behandelt werden müssten.

Im dritten Teil zeigt der Autor Kraftquellen auf, sprich Seelennahrung, die den Menschen vor psychosomatischen Erkrankungen schützen.

Es geht um die Errichtung eines inneren Wohlfühlortes, um die Kultivierung eines Seelengartens, den man nach außen abgrenzen muss, um in ihm ungehindert Energie aufbauen zu können.

Ein essentieller Aspekt für psychische Gesundheit ist die Fähigkeit, zwischen innerer und äußerer Bühne, zwischen Innen- und Außenwelt trennen zu können. Die Innenwelt ist der besagte Garten, für den jeder selbst zuständig ist. Der eigene Gärtner sein bedeutet u.a. sich selbst Schutz und Lob zu geben.

Je mehr man unabhängig wird von der Anerkennung durch Dritte, umso besser gedeiht der innere Garten, der von entscheidender Bedeutung ist für die eigene Gesundheit, aber auch für die uneingeschränkte Liebe gegenüber seinem Nächsten.

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