Rezension: Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann. Die Kickerbibel von Harald Braun

Fußball ist ein Spiel, das nach einem immer wiederkehrenden Baukastensystem gespielt wird: 2 Mannschaften, je 11 elf Mann, 2x45 Minuten und jede Menge Spannung & Kampfgeist. Dabei ist dieser Sport zum multimedialen Krösus gewachsen, der nicht nur Männer verzückt strahlen lässt, nein, auch Frauen lieben diesen Sport, fahnenschwenkend und ganz weggetreten aus dem Alltag. Ich kann das gut verstehen und habe bei Norbert Elias einiges über das Sozialverhalten bzw. Regelwerke bzw. Wutkanalisation gelesen. Ich bewundere Männer, die nach einem harten Foul, einfach aufstehen, vergeben, dem Gegner nicht in die Hacken treten, und einfach weiterspielen. Unvergessen für mich Rudi Völler, als dieser von F. Reyjkard bespuckt wurde (1990? WM Italien). Es lag Rudi noch nicht mal auf der Zunge, er hat nicht zurückgespuckt. Ein wirkliches Vorbild!

Mich begeistert Begeisterung und Leidenschaft. Und deshalb liebe ich momentan Frank Ribery, ich meine seine Spielweise. Obschon kein Bayern Fan, genieße ich die Sturmläufe dieses Wirbelwindes, der es auch nicht nötig hat zu foulen. Er springt einfach drüber weg. Dabei ist er ein lustiger Mensch und wohl die Stimmungskanone bei Bayern München. Gerne würde ich bei Bayern München Mäuschen spielen und bei der Halbzeitansprache dabei sein. Ich weiß genau, was Ribery denkt, während der Trainer die Taktik erklärt: "Isch möschte das Netz zappeln sehen."

Dieses Buch ist eine wahre Wundertüte zum Thema Fußball. Durchgehender Handlungsstrang sind 90 einzelne Minuten, zu der jeweils eine kurze Begebenheit erzählt wird. Das erste Tor der Bundesliga schoss Timo Konietzka am 24.8.1963 in der 58 Sekunde, im Spiel seiner Borussia Dortmund gegen Werder Bremen. Das sind 90 spannende Nachlese-Minuten. Aufgelockert wird das Ganze durch Zitate, interessante Paarungen, die 10 Gebote für Fußballer, Gebote für Trainer, Blutgrätscherschule Waldhof Mannheim, Kuriositäten, die erfolgreichsten Eigentorschützen (Manfred Kaltz Nr. 1 mit 6 Toren), übelste Beschimpfungen der eigenen Spieler, erfolgreichster Bundesligaabsteiger u.v.m.
Ich habe das Buch bei meinem Neffen gelesen und mich mit ihm köstlich amüsiert. Selbstverständlich hat er mir am meisten aus den Zitaten vorgelesen, die hier reichlich eingestreut sind. Das Titelzitat von Jürgen Klinsmann ist Legende, wo man nur noch staunen kann. Dass Spieler dieses Gebot schon gelernt haben merkt man: "Du darfst in keinem Interview, nicht mal wenn du Bezirksligakicker eins für das Lokalblatt gibst, sagen: ICH SACH MAL oder JA GUT sagen.

Ist diese Aussage von Uli Stielike (das war der mit den schönen Krawatten und gestreifen Anzügen) nicht geradezu philosophisch: "Das Problem des deutschen Fußballs ist der Mangel an Quantität der Qualität." Und warum Fußball für Männer, aber auch Frauen gut ist, begründet sich in der Tatsache, dass es doch nur ein Spiel ist: "Fußball beherrscht den Teil im Hirn des Mannes, der sich weigert, erwachsen zu werden. " (Peter Ustinov). Wirklich witzig ist dies von Anthony Baffoe Gesagte nach einer gelben Karte vom Schiedsrichter: "Mann, wir Schwarzen müssen doch zusammenhalten."

Zum guten Schluss das noch von Christoph Daum über den ehemaligen Vizepräsidenten (oder Präsidenten?) Gerhard Mayer-Vorfelder: "Der würde gut mit Berti Vogts harmonisieren. Die sind beide so schwarz, dass sie im abgedunkelten Raum noch Schatten werfen."

Wie ich zum Frauenfussball stehe? Man spielt weniger Foul, ästhetischer, schönere Kombinationen, gut anzuschauen!










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