Rezension: Emilia

Die vorliegende Romanhandlung ist datiert auf die ersten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts.

Angeles Mastretta ist es gelungen im Rahmen ihres Buches dem Leser breitgefächert die Geschehnisse der mexikanischen Revolution zu vermitteln.

Ziel dieser Revolution war die Herstellung der Demokratie, die Aufteilung der Hacienden zugunsten landhungriger Bauern und das Zurückdrängen des ausländischen Einflusses auf allen Gebieten. Man erfährt von den dunklen Machenschaften Pofirio Diaz und von der indifferenten Politik eines Francisco Madero, der Diaz ins Präsidentenamt folgt, nachdem letzerer ins Exil gegangen ist. Man lernt General Huerta kennen, der Madero umbringen lässt und von dem legendären Emiliano Zapata als Usurpator bekämpft wird.

Welche tragödienhaften Folgen ( Hunger, Elend aller Art, medizinische Unterversorgung etc.) durch diese Revolution und den damit einhergehenden Bürgerkrieg auf die Bevölkerung Mexikos zukamen und ertragen werden mussten, erfährt der Leser auch, indem die Autorin die eigensinnige Protagonistin dieses Romans - Emilia- dem heißspornigen Revolutionär und Journalisten Daniel Cuenca, dem Emilia körperlich verfallen ist, durch das zerrüttete Land folgen lässt.

Emilia Sauri, Tochter eines mexikanischen Apothekers und Freigeistes, heilt während dieser desolaten Zeit Kranke und verarztet Verwundete. Ihre diesbezüglichen Kenntnisse hat sie von ihrem Vater, befreundeten Ärzten und einheimischen, heilkundigen Frauen erhalten. Später dann legt Emilia sogar die für staatlich anerkannte Mediziner erforderliche Universitätsprüfung ab. Mastretta versäumt es nicht darauf hinzuweisen, dass im ersten Quartal des letzten Jahrhunderts ein solcher Schritt für eine Frau sehr ungewöhnlich, ja geradezu spektakulär war! Die Zeit , in der Elisabeth Blackwell als weltweit erste Frau ein Medizinstudium erfolgreich absolviert hatte, war noch nicht lange vorbei.

Doch Emilia, eine Pionierin im Hinblick auf berufliche Emanzipation, geht auch privat neue Wege.

Hin und her schwankend zwischen dem unsteten Journalisten Cuenca und dem ernsten, einfühlsamen Arzt Zavalza, dem Emilia nicht nur emotional, sondern auch beruflich sehr zugetan ist, erkennt die junge Frau, dass sie nur dann wirklich im Einklang mit sich selbst und insofern glücklich ist, wenn sie beide Beziehungen aufrecht erhält.

Für " Emilia" erhielt Angeles Mastretta den namhaftesten lateinamerikanischen Literatur-Preis, den vor ihr Autoren, wie Vargas Llosa und Garcia Marques zugesprochen bekommen haben.

Man irrt, wenn man diesen Roman, aufgrund des Buchtitels ,voreilig dem Genre seichter Frauenbücher zuzuordnen sucht. Dieses Buch ist ein hochgradig politischer Roman und als solcher empfehlenswert!





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