Rezension: Kaiserin Friedrich : Victoria, eine Engländerin in Deutschland

"Um die Wahrheit zu finden, zieht man in Frankreich etwas ab, in Deutschland fügt man etwas hinzu
und in England wechselt man das Thema." ( Sir Peter Ustinov)

Franz Herre spürt in seiner Biographie dem Leben der deutschen Kaiserin Victoria( London 21.11.1840- Friedrichshof bei Frankfurt /M 5.8. 1901) nach. Sie ist die älteste Tochter der Königin von England. Die deutschen Untertanen nennen sie " Victoria-Augusta". Sie heiratet den Kronprinzen von Preußen, Friedrich Wilhelm, den Herrscher mit dem blonden Bart, der in seiner Politik zum Liberalismus neigt. Ihre Schwiegervater, Wilhelm I , sieht in dieser Engländerin eine Idealistin. Der Kanzler Bismarck findet ihre englischen Beziehungen ebenso ihre liberalen Ideen bedenklich, akzeptiert sie aber als zukünftige Herrscherin von Preußen. Die Opposition dieser Kronprinzessin sieht oft so aus, als bestehe sie nur aus Prinzip, nicht aus Überlegung.

Am 27.1.1859 bringt sie einen Sohn zur Welt. Er ist eine komplizierte Geburt: Willi-die Mutter hält auch noch später an diesem Namen fest- wird fortan einen verkümmerten Arm unter einem Dolman verbergen. Sie umgehegt ihn mit ungeschickt angesetzter Zärtlichkeit. Man durchschaut wie viel Kummer ihr das körperbehinderte Kind bereitet. Sie schickt den Sohn auf die Oberschule nach Kassel. Er wird daraufhin immer widerspenstiger und zwar in dem Maße wie die Eltern versuchen in liberal zu erziehen.

Nach dem deutsch-französischen Krieg sendet Victoria der Kaiserin Eugenie einen bemalten Wandschirm zurück, den Friedrich aus dem Schloss in St. Cloud entfernt hat. Das erzürnt die Preußen, die den Schirm als Beweis ihrer Eroberung betrachten.

Auch die Engländer kritisieren sie. Sie befürchten Komplikationen in den diplomatischen Beziehungen. Eugenie wiederum erblickt in dem Schirm eine mitleidsvolle Gabe ihrer gestürzten Majestät. Diese Episode ist nur ein Beispiel für das Unvermögen Victorias Sympathien zu wecken.

Dass Victoria intelligent und guten Willens ist, ersieht man aus ihrem Briefwechsel. Der in England und Frankreich veröffentlicht wurde. Friedrich wird vom Kehlkopfkrebs befallen und von deutschen Ärzten unzureichend gepflegt. Vicky lässt also einen englischen Arzt kommen, der aber auch nicht besser ist. Am 9.3.1988 stirbt der greise Wilhelm I. und Friedrich wird- stimmlos- zum Kaiser von Deutschland.

In den 99 Tagen der Herrschaft dieses Regenten, den seine Frau zum Anglophilen gemacht hat, bemerkt man hauptsächlich den Verlust von Epauletten. Der Kaiser scheidet am 15.5.1888 aus dem Leben. Der neue Monarch , Wilhelm I. kommt den Wünschen seines Volkes entgegen, indem er der Witwe jegliches Vertrauen entzieht.

Sie lehnt sich dagegen auf, macht Reisen, schreibt viel. Ihr wird ein Schloss versprochen, das eigentlich eine Burg ist. Sie richtet es im Stil der Tudors ein.

Die Kaiserin Victoria-Augusta ist fähig zu lieben, aber sie wird nicht geliebt, sie versteht, aber sie wird nicht verstanden. Vielleicht wäre das Deutsche Kaiserreich liberaler geworden, wenn ihr Gatte länger gelebt hätte und sie ihren Einfluss hätte geltend machen können. Ihr kriegslüstener Sohn ließ ihr keine Chance.

Eine hochinteressante Biographie über eine liberal denkende Frau , die von ihrem Umfeld nicht verstanden wurde.

Schloss Friedrichshof - hier ist die Kaiserin verstorben - ist heute das Schlosshotel Kronberg im Taunus. Sir Peter Ustinov liebte dieses Hotel und weilte dort oft. Ein Ausflug dorthin lohnt sich übrigens.  Interessierten empfehle ich eine Schlossführung. Diese ist sehr lehrreich.






















2 Kommentare:

  1. Da ich keine Lust auf weitere Trollattacken auf meinen Kommentarseiten bei Amazon habe, habe ich diese Rezension vorübergehend dort gelöscht. Amazon möge herausfinden aus welcher Stadt die Massenklicks vorhin auf meinen Rezensionen erfolgten. Meines Erachtens waren Sie das Werk einer einzigen Personen.
    Die Trollerei sollte ein Ende haben. Sie schadet allen Rezensenten.

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