Rezension:Fernand Léger: Paris - New York (Gebundene Ausgabe)

Das vorliegende Kunstbuch befasst sich mit dem Werk des französischen Malers, Grafikers und Keramikers Fernand Leger(1881-1955).

Ingesamt enthält das Buch 201 Abbildungen, 190 davon sind farbig. Hochinformative Essays begleiten besagte Abbildungen und erhellen Legers Werke, die in vier Abschnitten - von 1912-1937, 1941-1946, 1946-1954 sowie Werke von Leger und amerikanischen Künstlern- präsentiert werden, intellektuell. Der Maler ging zunächst vom Impressionismus, später vom Fauvismus aus und entwickelte über eine kubistische Phase eine realistische Formensprache, welche zunehmend konstruktiv- geometrische Elemente einbezog, die vor allem die technologisch bestimmte Zivilisation zum Objekt der ästhetischen Betrachtung erhob.

Ab 1903 studierte Leger an der Ecole des Arts decoratifs. Jetzt entstanden die ersten noch vom Impressionismus beeinflussten Bilder. Ausschlaggebend für die weitere künstlerische Entwicklung wurde die Cezanne-Ausstellung im Pariser Herbstsalon von 1907, sowie seine Freundschaft mit Delaunay. 1912 eroberte beginnend mit " La femme en bleu "( Seite 24-27) die reine leuchtende Farbe Legers Leinwand. Die Bildergegenstände wurden nicht wie bei Braque und Picasso in Facetten gebrochen, sondern in ein Netz von Geraden und Kurven eingespannt, wobei der schwarzen Kontur eine verfestigende, gliedernde Funktion zukommt.

Das charakteristische Grundprinzip, welches Legers gesamtes Werk durchzieht, ist hier bereits verwirklicht. Die Intensität der farbigen und formalen Kontraste.

In Gemälden aus dem Jahre 1913/14 (Seite 28- 31) zeigt sich eine Vergröberung in der auf Grundfiguren reduzierten Körperlichkeit. Ab 1917 trat das mechanische Objekt mehr und mehr an die Stelle des Motivs, wie die Abbildungen zeigen. In der zwischen 1917- 1923 zu datierenden mechanischen Periode versuchte der Künstler in funktionierenden Strukturen verwandelte und kristallisierte menschliche Gebärden zu erfassen. " Les elements mechaniques " 1918 (S.37) repräsentiert das moderne Stillleben, wo mechanische Elemente wie Propeller, Zylinder und Scheiben eine sich aus dem dynamischen Gleichgewicht ergebende Komposition bilden.

Das Hauptwerk dieser Periode " La ville ", 1919 (Seite 39) verbindet in starker Kontrastierung und Farbigkeit geometrische Farbpläne mit Kürzeln für das Phänomen Stadt, wie Leuchtreklamen, Buchstaben und Eisenkonstruktionen zu einer sequenzartigen und simultanen Wirklichkeitsbeschreibung. Ab 1920 wurde der Bildaufbau statischer und ab etwa 1923 wurde in den zahlreichen Stillleben das Objekt zum dominierenden Motiv. Wie man anhand der Abbildungen gut nachvollziehen kann befreiten sich ab etwa 1928 die Objekte von ihrer Bindung an konstruktive Gestänge oder einen architektonischen Bezugsrahmen. Jetzt wird die Komposition fließender und spielerischer. Die Objekte gewinnen ein neues Verhältnis zum Raum.
Die USA regte Leger auf seinen wiederholten Reisen seit 1931 besonders an. Darüber wird u.a. im Essay von Christian Derout ausführlich berichtet. 1938 hielt sich der Künstler zum dritten Mal in den USA auf, um die Wohnung von Nelson A. Rockefeller zu dekorieren. Das Gemälde "Les Piongeur", 1943 (S. 98) ist ein Kunstwerk aus einer Serie großer Kompositionen und projiziert die menschliche Figur vorbildlos anstelle des Objekts im freien Raum. Es begann sich die reine Farbe von der Form zu lösen und eine zweite eingesetzte rhythmisierte Bildstruktur zu erzeugen. So konnte der Eindruck totaler Bewegung bei gleichzeitiger Richtungslosigkeit entstehen. Es ist hochinteressant sich in den diesbezüglichen Text von Daniel Kramer zu vertiefen,

Erst in seinen " Radfahrerbildern ", entstanden 1948, kehrte der Maler zur statischen Komposition früherer Bilder zurück.

Die Signalkunst und die Popart, aber auch der sozialistische Realismus haben Legers formalen Anregungen aufgegriffen und verarbeitet.Interessant sind diesbezüglich die Essays " Augen- Blicke des Erkennens " (S. 139 ff), sowie " Leger und Lichtenstein eine unbekümmerte Wahlverwandtschaft "(S. 149 ff) sowie das " Gespräch mit Liechtenstein " (S. 156 ff).

Ein schönes, empfehlenswertes Buch für Kunstliebhaber!
























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