Rezension:Über die Liebe

Über die Liebe
Der französische Schriftsteller Stendhal( 1783-1842) versucht in diesem Buch eine Theorie über die Entstehung von Liebe zu entwickeln und spricht in diesem Zusammenhang von notwendigen Kristallisationen, die zunächst herbeigeführt werden müssen, damit sich dieses Gefühl manifestieren kann.

Er definiert eingangs den Begriff Liebe als Wonne ein liebenswertes Wesens und uns selbst liebendes Wesen mit allen Sinnen und so innig als möglich zu betrachten, zu berühren , zu fühlen.

Voraussetzung , dass die erste Kristallisation beginnen kann, ist zunächst die Bewunderung, das Begehren und schließlich die Hoffnung. Dann erst erwacht die Liebe und die erste Kristallisation wird begründet, der die Zweifel folgen, bevor die zweite Kristallisation entstehen kann, durch die die Beständigigkeit einer Liebe ,- nach Meinung dieses offensichtlich unglücklich verliebten Schriftstellers - schließlich entschieden wird.

Stendhals Theorie von der Liebe hat keinen methodischen oder systematischen Charakter und ist auch bislang nicht empirisch nachgewiesen worden.

Der Autor ortet reichlich unstrukturiert verschiedene Arten der Liebe, ihre Symptome, ihren seelischen Verlauf, ihre gesellschaftlichen und nationalen Bedingungen etc. Das ist alles.

Vielen seiner eigenwilligen, betont subjektiven Betrachtungen wird man sicher bereits zu seinen Lebzeiten mit großer Skepsis begegnet sein. Daran hat sich auch heute nichts geändert. Man wundert sich oft und bekommt häufig Gelegenheit zu schmunzeln.

Sehr amüsant lesen sich die beiden Kapitel " Über die Eifersucht".

Dort trifft man auf die höchst interessante Bemerkung, dass je mehr in einer Liebe die Wollust an Stelle eines Gefühls Platz greift, das zuerst das Zusammmenleben beherrschte, ( Wollust und Gefühl sind offenbar für Stendhal kein zusammengehörendes Begriffspaar), desto leichter findet Wankelmut und Untreue Eingang.

Stendal rät , dass eine Frau einem betrogenden Liebhaber niemals die Wahrheit gestehen möge, sofern sie sich aus ihm noch etwas mache.

( Warum bloß gibt er solche Empfehlungen ab? Wen will er schonen?)

Von seinen vielen Reflexionen zum Thema Liebe hat mir folgende am besten gefallen:

- Ein Kennzeichen keimender Liebe ist, dass alle Freuden und Leiden, die anderen Leidenschaften entspringen, und alles andere menschliche Begehren uns von Stund an nicht mehr kümmern -

Ob der nachfolgende Satz zutrifft, können nur die Herren der Schöpfung beantworten:

-Wenn man von einer geliebten Frau kommt, missfällt einem der Anblick jeder anderen Frau und bereitet den Augen geradezu Schmerzen.-

Ich hege allerdings Zweifel, ob die männliche Leserschaft diesem höchst bedenklichen Lippenbekenntnis unumwunden ehrlich zustimmen kann.

Wenn Sie mehr über die Liebe wissen wollen, dann sollten Sie sich ins Leben stürzen, vielleicht begegnet sie Ihnen dann unverhofft.

Wenn Sie die Thematik nur intellektualisieren wollen, so wie mein heutiger Mitrezensent und ich, genügt es das Buch zu lesen.

Stendhal liefert viele Argumente für kontroverse Diskussionen.

Aber lesen Sie bitte selbst!






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