Rezension: Maria Theresia

Peter Berglar spürt in diesem Buch erfreulich breitgefächert dem Leben und Wirken der österreichischen Kaiserin  und Königin von Ungarn und Böhmen Maria Theresia ( 1717-1780) nach. Diese Herrscherin präsentiert ihre Zeit wohl am besten. Im Jahrhundert der Aufklärung gibt sie sich große Mühe, die inneren und äußeren Probleme ihres Erbes zu lösen. Für die Vergangenheit ist sie wegen ihres Sinns für die christliche Autorität maßgebend, für die Zukunft aber dadurch, dass sie allmählich aus dem Wirrwarr an der Donau einen modernden Staat bildet. Sie ist die Letzte aus dem Hause Habsburg und die Gründerin des Hauses Habsburg- Lothringen. Sie verkörpert eine Evolution ohne Revolution.


Das Heilige Reich, das auf Wahl beruhte, verwandelt sie in Österreich -Ungarn, das auf dem Erbrecht beruht. Sie hält die genaue Mitte zwischen dem  alten germanischen Pluralismus und der Einheitstendenz der ersten aufgeklärten Despoten. Alles an ihr ist im Gleichgewicht.Ihre Regierungszeit hatte dabei unter sehr ungünstigen  Bedingungen angefangen. Sie war die älteste Tochter von Karl VI. und Elisabeth von Braunschweig -Wolfenbüttel. Sie heiratet- sowohl aus Liebe als auch aus Vernunft- Franz, den Herzog von Lothringen.


Er ist ein rechtschaffener Prinz, ein Krieger ohne viel Glück und ein ehrenwerter Verwalter.Karl der VI. spricht in der pragmatischen Sanktion  seiner Tochter die Rechte auf die Erbfrage zu und zwingt seinen Schwiegersohn auf Lothringen zu verzichten, im Tausch gegen das Großherzogtum Toscana, das damals vom letzten Medici auf den Infant Karl übergeht, dem nunmehr Neapel gehört.Nach dem Tod des Kaisers( 1840) kommt es zu einer Koalition. Maria trennt diplomatisch die Alliierten, verbindet die Böhmen mit den Mähren, stellt sich dem Wittelsbacher Kaiser Karl VII. entgegen. Sie nimmt ihm am Tag  nach seiner Krönung in Frankfurt seine Hauptstadt München und ruft nach seinem Tod Franz zum Kaiser aus.
Sie hat zwar Schlesien, in das Friedrich einmarschierte, verloren, aber die Einheit befestigt.

Sie fühlt sich tief politisch, ist darauf bedacht den Katholizismus zu erhalten, wenn nicht gar zu neuem Leben zu erwecken.Die Gefahr, die von den großen neuen Mächten Preußen und England drohte, sieht sie voraus und verbündet sich mit den früheren Gegnern Frankreich und Spanien.Der Siebenjährige Krieg hat 1763 zur Folge, dass die ehemaligen Bündnisse wieder zustande kommen.Der geniale aber schwierige Friedrich II. gestattet der " Allerhöchsten " keineswegs Schlesien  wieder zu erwerben. Sie muss sogar vorübergehend die österreichischen Niederlande wieder abgeben. Dieser Verlust wird aber durch den Gewinn  des supkarpatischen Russlands und der Bukowina wieder ausgeglichen. So entsteht das neue europäische Gleichgewicht.

Ihre Marschälle Daun und Lassy , ihr Außenminister Kaunitz sind ihr wertvolle Helfer und werden immer als Freunde behandelt. In der Innenpolitik steht ihr Kanzler Haugwitz zur Seite. So kann sie eine gemäßigte Zentralisierung herstellen, die sehr oft die Vorrechte der Gemeinden berücksichtigt.Sie begründet den Staatsrat, das Direktorat für Innenwesen, vereinheitlicht die österreichischen und böhmischen Verwaltungen und schafft ein Strafgesetzbuch. Sie eröffnet die Militärakademie der Wiener Neustadt  und das Institut "Theresianum", das im Lustschloss "Favorita" untergebracht wird.

Sie ist kleinlich, bürokratisch und so wenig gebildet, dass sie Montesquieu als Pornographen bezeichnet. Eifersüchtig liebt sie ihre Untertanen, will sie unbedingt glücklich sehen- was mitunter genau deren Vorstellung zuwiderläuft. Damit nähert sie sich- wie Karl III. von Spanien und Friedrich II. von Preußen- der Richtung des aufgeklärten Despotismus. Wie eine Glucke beschützt sie Völker und Familien. Die Habsburger Kriege, die noch von Karl V. und Rudolf II. geführt wurden, gibt sie auf, um sich um Alltägliches kümmern zu können.

Sie ist eifrige Katholikin , wehrt sich jedoch gegen jede römische Einmischung, arbeitet zentralisierend, gewährt aber den Ungarn Vorrechte, spart für die eigene Person, aber gibt großzügig aus, wenn das kaiserliche Prestige auf dem Spiel steht. Sie baut Schönbrunn. Fremdenfeindlich ist sie, schätzt jedoch den Holländer Swieten, den Schwaben Kaunitz, den Juden Sonnefels.Sie ist verliebt in die Macht, teilt sie jedoch mit ihrem Gatten, der sie gut berät, dann mit ihrem Sohn Joseph, dessen systematische Art sie enttäuscht. Einige bekämpfen sie, aber von allen wird sie bewundert, von Ludwig dem XV. bis Friedrich dem Großen.
Sie ist unduldsam, wenn Franz diskrete Seitensprünge macht, ist aber als Witwe untröstlich.Sie hat 16 Kinder zur Welt gebracht, unter ihnen Marie Antoinette.1780 verstirbt Maria Theresia in Wien.

Die im Buch enthaltenden Selbstzeugnisse und Bilddokumente unterstreichen die vielen historischen Fakten des Textes bestens.


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