Rezension:Iran. Land der Rosen und des Schleiers (Gebundene Ausgabe)

"Durch die Liebe werden alle Dinge leichter, die der Verstand als gar zu schwer gedacht." ( Hafis, persischer Dichter),
Der Journalist Walter M. Weiss und der Fotograf Kurt-Michael Westermann nehmen den Leser im vorliegenden Buch mit auf eine Reise durch den Iran.

Schöne Bilder und Sehenswertes sind es nicht alleine, was den Wert des Buches ausmachen, thematisiert wird u. a. auch Politik, Wirtschaft und Religion und Problemfelder, die aufgrund rigider religiöser Auffassungen entstanden sind.
Am Ende des Buches berichten Einheimische und Experten wie der Iran von Innen aussieht.

Zur Sprache kommen: Prof. Dr. Heinz Halm, Professor für Islamische Geschichte an der Universität in Tübingen und Experte für die Geschichte des Schiitentums, der Teppichhändler und Erneuerer alter Knüpftraditionen Razi Miri, der Arabist und langjährige Nah- und Mittelostkorrespondent Dr. Arnold Hottinger, der kaufmännische Angestellte Sepher Sepharom, die Bankangestellte Friederike Pierer, die seit 25 Jahren in Teheran lebt, die Filmexpertin Sudabeh Mortezai, der österreichische Handelsdeligierte in Teheran Dipl. Kfm. Oskar Smrzka, der Theaterexperte , Regisseur und Geschichtenerzähler Prof. Dr. Parvis Mamnun und der Direktor des Deutschen Orient Institutes in Hamburg Prof. Dr. Udo Steinbach. Sie alle erhellen gemeinsam die inneren Verhältnisse des Iran.

Ich empfehle diese Seiten zunächst ausführlich zu lesen, bevor man sich mit den vielen grandiosen Fotos und den sie begleitenden bewundernswert eloquenten Texten näher befasst. Der Iran ist ein Staat in Vorderasien, grenzt im Norden an Armenien, Aserbaidschan, das Kaspische Meer und Turkmenistan, im Osten an Afghanistan und Pakistan, im Süden an den Golf von Oman und an der Persischen Golf, im Westen an den Irak, im Nordwesten an die Türkei.Die Landkarte zu Beginn des Buches ist sehr nützlich, um all die Reiseorte exakt lokalisieren zu können.
Weiss und Westermann thematisieren Teheran und die Umgebung, Aserbeidschan und die Zagrosprovinzen, Isfahan und Umgebung, die Golfküste, Fars und Khuzistan , ferner werden Orte entlang der Wüste und der Seidenstraße in den Fokus genommen.
Das Land ist derzeit ungemein facettenreich, in sich jedoch gespalten und dabei sehr spannend für Reisende.

Es verfügt über eine Fülle beeindruckender Landschaften, Kunstschätze und archäologischer Stätten. Weiss konstatiert, dass der Iran stockkonservativ und höchst dynamisch zugleich ist. Zwei Drittel seiner derzeit 65 Millionen Bewohner sind jünger als 25 Jahre. Man liest vom Reichtum der einstigen persischen Monarchen, vom Nord - Süd -Gefälle der Stadt Teheran, von Villenviertel und Wohnsilos der Arbeiter und sozialen Schieflagen.

Über Museen in Teheran erfährt man sehr viel, nicht zuletzt auch über das Nationalmuseum, das das museale Highlight darstellt. Unmöglich an dieser Stelle die komplexen politischen Betrachtungen zusammenzufassen. Mit großem Interesse habe ich natürlich den Beitrag " Irans Frauen- Odyssee in der Zukunft " gelesen.
Obschon die Iranerinnen die gebildetsten und selbstständigsten Frauen der islamischen Welt sind, gelten sie beim Erben ebenso wie bei der Beurteilung von Zeugenaussagen oder bei der Kapitalverbrechen prinzipiell halb so viel wie Männer. Vergewaltigungen werden zumeist Frauen angelastet. Wer die Ehe bricht, dem droht per Gesetz die Steinigung. Im Falle einer Scheidung behalten die Männer bei der Zuerkennung der Kinder die Oberhand. Frauen dürfen nicht fahrradfahren, nicht joggen und schwimmen nur dann, wenn sie abgeschirmt sind von Männerblicken.
So wirken die Unterdrückungsmechanismen der dortigen Männergesellschaft.

Interessant ist der Bericht über die Kaspi-Küste. Ein uralter Bewohner des Kaspischen Meeres ist der Stör. Mittlerweile ist der Lieferant von neunzig Prozent des weltweit produzierten Kaviars durch Umweltgifte und unbefugten Fischfang gestört.

Die Bauern an der kaspischen Küste bauen Getreide, Tee, Oliven und Reis an. Der schmale Küstenstreifen ist die Korn und Gemüsekammer des Nordiran.

Das Epizentrum des Teppich-Geschäfts ist Täbris, die Hauptstadt der heutigen Provinz Ost- Aserbeidschan. Diese Stadt zu besuchen scheint besonders lohneswert zu ein. Ein beliebtes Ziel für Ausflüge von Täbris ist das Bergdorf Kandovan. Dort haben sich die Bauern bereits vor 800 Jahren während der Mongolenstürme in Höhlen wohnlich eingerichtet.

Viele kulturhistorisch interessante Stätten werden näher beschrieben, zu viele um im Rahmen dieser Rezension näher darauf einzugehen.Besonders beeindruckend sind die Fotografien der Moscheen in ihren unterschiedlichen Blautönen.

Isfahan muss man besuchen. Mit seinen unzähligen Moscheen, Medresen, Karawanseien, Palästen, Plätzen und Parkanlagen gilt diese Stadt bis heute als der Inbegriff einer orientalischen Märchenstadt, so zählt die " Sheikh-Lotfollah-Moschee " auf dem Imam-Platz von Isfahan zu den unbestrittenen Höhepunkten der Kunst des Kacheldekors in der gesamten islamischen Welt.

Man liest auch von den mehreren hundert Nomadenstämmen im Iran. Sie ziehen alljährlich im Herbst mit ihren Großfamilien von der Sommerweide in den Bergen hinab in wärmere Gefilde in ihre Winterquartiere.

Man lernt den Basar von Schiras (Geburtsort des Dichters Hafis) kennen. Diese Stadt blickt auf eine 1000jährige Geschichte als Zentrum für Teppichproduktion und -handel zurück. Eine traumhafte Stadt. Interessant sind auch die textlichen Betrachtungen der Ruinenstadt Persepolis, der einstigen Machtzentrale des altpersischen Reiches. Thematisiert werden auch Susa und das über 3200 Jahre alte Zikkurat von Chogha Zanbil. Die Oasenstadt Kashan ist berühmt für ihre Seidenstoffe, ihre Teppiche und Kacheln. Als Handelsplatz hat sie überregionale Bedeutung.

Unmöglich alles im Buch kurz zu streifen, hier wird eine solche Fülle geboten, dass ich jedem Interessierten sofort zu Kauf rate.Mehr kann ein Bildband nicht bieten.

Empfehlenswert.




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