Die Zeit bis Santiago: Begegnungen auf dem Jakobsweg von Stefan Rosenboom

"Den Sinn aufzubrechen, trägt jeder in sich und irgendwann beginnt die Zeit, bis Santiago aufzubrechen.",

Zitat: Stefan Rosenboom
Der Fotograf Stefan Rosenboom visualisert in diesem Buch seine Impressionen auf dem "Jakobsweg" in Spanien. Den vielen eindrucksvollen Fotos sind kleine Texte beigefügt. Diese enthalten Reiseeindrücke von Pilgern, die der Fotograf auf dem Weg nach Santiago kennengelernt hat.

Rosenboom empfiehlt Pilgerneulingen sich mindestens 6 Wochen Zeit für den Abschnitt von den Pyrenäen bis nach Santiago zu lassen und sich für alle Veränderungen zu öffnen. Für ihn sind auf dem Weg Begriffe wie "Hinspüren", " Leichtigkeit" und "Respekt" für die Pilgerzeit von Bedeutung und er betont, dass jeder Reisende seinen eigenen Rhythmus gehen, seine eigenen Gedanken laufen, seine eigenen Bilder sehen und seine eigenen Pausen ruhen muss. Der Jakobsweg ist auch immer ein Weg zum Selbst, zum Kern des eigenen Wesens, ein Weg zur eigenen Seele.
Rosenboom hat Menschen auf dem Pilgerweg fotografiert, die aus allen Herren Ländern kommen, um diese spirituelle Erfahrung zu machen. Er zeigt, wie sie am Abend gesellig beim Pilgermenü zusammen sitzen, miteinander reden und wie sie Freundschaften schließen. Der Fotograf reflektiert immer wieder seine spontanen Eindrücke. Er fragt sich beispielweise, woher diese Energie kommt, noch am Abend zu einer Pilgermesse zu gehen. "Ist es der Wunsch nach Nähe, der Wunsch, Teil des Ganzen zu sein, oder ist es die Hoffnung auf Antworten?"

Man erhält einen Eindruck von den sternförmigen Himmelsgewölben der Kathedrale von Burgos, liest schöne Reisegedichte, bewundert die Außenfassade der Kathedrale von Léon, die dortige Magie der Farben, das Licht, die Landschaften, einen Regenbogen auf dem Weg nach Roncevalles. Nach einer beeindruckenden Bilderflut schließlich lernt man Santiago kennen. Das Ziel der Pilgerreise. Was erwartet den Pilger dort? Was hat er am Reiseziel erreicht? Jeder muss dies wohl für sich beantworten, weil jeder ein ganz persönliches Erlebnis auf der Reise hatte, das ihn - wohin auch immer- weiterträgt, so Rosenboom.

Ich erlaube mir, eines der im Buch enthaltenen Gedichte wiederzugeben:
Seelenträume

Die Himmel sind weit über dem Camino

das Auge findet Ruhe.

Der Blick nach innen wird hier möglich,

die Landschaft drängt sich nicht auf,

sie lässt der Seele Raum.

Das Wetter sieht man kommen,

die Sonne und den Regen.

Die Farben sind sanft und erdig,

weiche Formen lösen sich ab

mit den kantigen Türmen

und Fassaden der Städte,

Die Stille wird gebrochen

von lautem Treiben der Menschen.

Eine Schwingung entsteht

mit jedem Schritt

und jedem Hügel, den man erläuft,

der Pilger formt seine Landschaft,

seinen Weg.

Dieses Gedicht fasst in wenigen poetischen Worten die gezeigten Bilderwelten vortrefflich zusammen.

Empfehlenswert.













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