Rezension: Eine kulinarische Reise durch das Engadin

Weshalb die Nonnen in Kloster St. Johann in der Schweiz den Heiligen Benedikt zu schätzen wissen.,, 
 
Die Autoren Wolfgang Fassbender und Cornelia Haller Zingerling sowie der Fotograf Christian Hacker nehmen den Leser mit auf eine kulinarische Reise durch das Engadin, Valposchchiavo, Val Müstair und Val Bregalia. Auf den Eingangseiten kann man auf einer Karte genau lokalisieren, wo die Orte liegen, von denen gesprochen wird. Die angegebenen Zahlen sind identisch mit den Seitenzahlen der einzelnen Betriebe im Buch und bezeichnen ihre Lage in der Region. Thematisch gestreift werden Landschaft und Sehenswürdigkeiten aber vor allem Hotels und Restaurants, sowie kulinarisch interessante Gewerbebetriebe unterschiedlicher Art. Floristen- Kunsthandwerksbetriebe bleiben auch nicht ausgespart. 
Die Reise nimmt im Engadiner Wintersportort St. Moritz ihren Anfang, der 1800 Meter über dem Meeresspiegel angesiedelt ist. Man liest vom Beginn seines Aufstiegs zum mondänen Skireiseziel und lernt verschiedene Hotels dort kennen. Diese werden alle bestens beschrieben. Die Küchenchefs vieler im Buch näher skizzierter Restaurants warten mit gut erklärten Rezepten auf. Mittels dieser Rezepte erhält man einen ersten Eindruck von ihren Kochkünsten. Beeindruckend finde ich das "Carlton Hotel" in St. Moritz. Dort präsentiert sich Luxus mit Understatement.  
Die international bekannte Designer Carlos Rampazzi sorgte für edle Eleganz. Die Speisekarte im " Romanoff" lässt erahnen, dass man hier fürstlich speisen kann, vermutlich noch weitaus besser als die Gäste, die es sich dort 1913 bereits gut gehen ließen. Sehr einladend auch wirkt das Restaurant "Cascade" am gleichen Ort. Die Küche dort wurde vom GaultMillau bereits ausgezeichnet, dennoch scheint das Lokal als eine Art Geheimtipp zu gelten, vermutlich einer, der bei den Gourmets von St. Moritz in aller Munde ist. 


Man lernt in der Folge das Oberengadin und Bergell kennen. Hier soll in einer Alpensennerei das klassische Fondue neu erfunden worden sein, mit Kräutern und gar mit Trüffeln verfeinert. Wer zum Fondue den passenden Wein sucht, findet ihn im Oberengadin besonders leicht. Die Spitzentropfen sollen in diesem Teil der Region gewaltig sein, weil der Wein aus Italien im Engadin umgeladen bzw. gleich ausgeschenkt wird. Man lernt auch hier eine Reihe sehr schöner Hotels und Restaurants kennen. 
 
Besonders ansprechend finde ich das hochmodern gestaltete " Hotel Misani" in Celerina, einem Ort, der nur wenige Autominuten von St. Moritz entfernt liegt. Die Räume im Hotel sind sehr geschmackvoll und farbenfroh vom Künstler Marco Zufferato beeindruckend gestaltet. Das Rezept, das der Küchenchef beigefügt hat, ist offensichtlich für Junggesellen gedacht, denn die Zutaten sind für eine Person berechnet. Die Ingredienzien für die "Lammkeule im Heu" versprechen Aromareichtum. Ich frage mich freilich welche Herkulestaten ein Junggeselle vollbracht haben muss, um eine 2 kg Lammkeule zu verspeisen?  

Man liest von einer Käserei in Pontresina, lernt dort auch das "Hotel Müller" kennen, dessen Restaurant bemerkenswert zu sein scheint. Das beigefügte Rezept für "Eisacktaler Schlutzkrapfen mit heißer Butter und Parmesan" wird Pasta-Freunde erfreuen. Die Messerspitze Muskat verleiht der Spinatfüllung den letzten Kick.
Es folgen Hotel- und Restaurantbeschreibungen in Alp Grüm, in La Punt Chamues, auch in Zuos, bevor das Unterengadin landschaftlich skizziert wird.  
Kulinarisch gesehen ist diese Gegend offenbar nicht so interessant, allerdings verstecken sich Delikatessenproduzenten und Restaurants oft in kleinen Bergdörfern. Erwähnenswert scheint mir die Sennerei Samnaun in Samnaun -Compatsch. Dort werden jährlich 570 000 Liter Milch verarbeitet und es lässt sich die ganze Geschmacksfülle, die die Milch den Alpenkräutern verdankt, später im Käse wiederfinden. Interessant ist sicher das Samnauer Käsefondue, dessen Zutaten aus einer ausgetüftelten Mischung aus verschiedenen Käsesorten, etwas Weißwein und Knoblauch bestehen. 
Die Biosfra Val Müstair- Parc Naziunal engagiert sich für die Förderung einer attraktiven Lebensqualität und lädt nicht nur Gäste dazu ein die vielfältigen Spezialitäten aus einem der schönsten Täler der Schweiz zu goutieren. Kloster St. Johann , das Benediktinerkloster in Müstair ist UNESCO Welterbe. Nicht nur kunsthistorisch und archäologisch Interessierte kommen im Kloster St. Johan auf ihre Kosten. Labsal für Leib und Seele bleibt nicht außen vor, inmitten der 1200- jährigen Geschichte.  
Das Valposchiavo lernt man in der Folge kennen und des Weiteren die Rhätische Bahn in Chur. Die Fahrt mit den roten Panorama-Waggons der legendären Bernina-Express zählt gewiss zu den beeindruckendsten und schönsten Routen in der Schweiz. Der Bericht dazu macht auf jeden fall reiselustig. Es werden eine Vielzahl weiterer Hotel und Restaurants beschrieben, unmöglich auf diese einzugehen. Gefallen hat mir, dass zum Schluss noch zwei Weingüter in Campascio beschrieben werden. Der heilige Benedikt hätte gewiss seine Freude an dieser Beschreibung, schließlich war er es , der die Regel aufstellte, dass jeder Mönch täglich eine Hermina Wein trinken darf.:-)) 
Ein hochinformatives Buch für kulinarisch Interessierte mich vielen gelungen fotografischen Eindrücken.






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